Faktencheck

Manipuliertes Bild: Joe Biden fasste Wolodymyr Selenskyj nicht an den Hintern

Unter anderem in prorussischen Kanälen wird ein Foto verbreitet, das zeigen soll, wie US-Präsident Biden dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj an den Hintern fasst. Doch es wurde manipuliert, auf dem Originalbild liegt Bidens Hand auf Selenskyjs Rücken.

von Gabriele Scherndl

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Dieses Foto wurde manipuliert, Joe Biden hatte seine Hand nicht auf dem Hintern von Wolodymyr Selenskyj (Quelle: Twitter; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Ein Foto zeige, wie der US-Präsident Joe Biden dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj an den Hintern fasst.
Bewertung
Manipuliert. Auf dem Originalbild liegt Bidens Hand auf Selenskyjs Rücken.

Ein Bild kursiert seit Dezember im Internet, etwa im prorussischen Telegramkanal „Neues aus Russland“, der schon häufiger mit der Verbreitung von Desinformation auffiel. Dort wurde das Foto über 100.000 Mal gesehen. Auch auf Twitter und in dem russischen Sozialen Netzwerk VKontakte wurde es geteilt.

Es zeigt, wie der US-Präsident Joe Biden dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj an den Hintern fasst. Doch es wurde manipuliert.

Jill Biden veröffentlichte das Originalbild auf Twitter und Facebook

Eine Bilderrückwärtssuche mit dem Foto führt zu einem Faktencheck der Nachrichtenagentur AFP, die das Originalbild gefunden hat. Darauf ist zu erkennen, dass Joe Bidens Hand nicht auf Selenskyjs Hintern, sondern auf dessen Rücken liegt. 

Jill Biden, Joe Bidens Ehefrau, veröffentlichte das Foto am 22. Dezember 2022 kurz nach Mitternacht (Mitteleuropäische Normalzeit) auf ihrem Twitterkanal und auf Facebook. Am 21. Dezember war Selenskyj in die USA gereist, um für weitere Waffenlieferungen zu werben. Ein Sprecher des Nationales Sicherheitsrates im Weißen Haus bestätigte auf AFP-Anfrage, dass es sich bei dem Foto um das Originalbild handelt. 

Ein Vergleich des manipulierten Fotos mit dem Originalbild zeigt, dass sämtliche Details – bis auf die Hand auf dem Po – identisch sind: sowohl Haltung und Blickrichtung der drei Personen im Zentrum, als auch die Körperhaltung der Menschen gegenüber.

Die Fälschung und das Original überschneiden sich in vielen Details, so stehen etwa die Menschen gegenüber alle exakt gleich da.
Jill Biden veröffentlichte das Originalbild auf Twitter, hier oben im Bild (Quelle: Twitter; Screenshots, Collage und Markierungen: CORRECTIV.Faktencheck)

Das manipulierte Foto weist einige Mängel auf: So ist etwa Joe Bidens Arm unnatürlich lang, und ein Teil seines rechten Daumens wurde in der Fälschung nicht richtig entfernt: Er steckt noch zwischen den Fingern von Jill Biden. Zudem fehlen auch einige Falten auf Selenskyjs Pullover.

Unterschiede sieht man beim Daumen Bidens und beim Pullover Selenskyjs
Einige Details des manipulierten Fotos (hier rechts) sind auffällig, etwa die fehlenden Falten auf Selenskyjs Pullover und der abgeschnittene Daumen von Joe Biden (Quelle: Twitter; Screenshot, Collage und Markierungen: CORRECTIV.Faktencheck)

Von Selenskyjs USA-Besuch gibt es eine weitere Aufnahme, die belegt, dass Joe Biden ihm auf dem Bild nicht an den Hintern fasst. Die AFP veröffentlichte einen Video-Zusammenschnitt, der aus einer anderen Perspektive zeigt, wie Selenskyj vor dem Weißen Haus aus dem Auto steigt und von Joe und Jill Biden in Empfang genommen wird. Bei Sekunde 48 ist zu sehen, wie der US-Präsident und seine Frau die Hände auf den Rücken Selenskyjs legen, Joe Bidens Hand ist aber in keinem Moment auf dessen Hintern.

Ein Ausschnitt aus einem Youtubevideo, zu sehen ist die Szenerie des manipulierten Fotos aus einer anderen Blickrichtung
Der Moment aus der anderen Blickrichtung, auch hier ist erkennbar, dass die Bidens ihre Hände auf Selenskyjs Rücken haben (Quelle: AFP; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Einen Überblick mit allen Faktenchecks von uns zum Krieg in der Ukraine finden Sie hier.

Redigatur: Paulina Thom, Matthias Bau

Die wichtigsten, öffentlichen Quellen für diesen Faktencheck:

  • Twitter-Beitrag von Jill Biden, 22. Dezember 2022: Link (Englisch, archiviert)
  • Video der AFP, 21. Dezember 2022: Link (archiviert)