Faktencheck

Video zeigt keinen brennenden 5G-Mobilfunkmast in Indien

Ein Video aus dem Jahr 2018 kursiert in Sozialen Netzwerken mit der Behauptung, es zeige einen brennenden 5G-Mast in Indien. Das ist falsch, zu diesem Zeitpunkt gab es kein 5G in Indien.

von Matthias Bau

5G Indien
Der Mobilfunkstandard 5G ist in Indien seit Oktober 2022 verfügbar (Symbolbild: Pradeep Gaur / Zumapress.com / Picture Alliance)
Behauptung
Ein Video zeige, dass Menschen in Indien 5G-Masten anzünden würden.
Bewertung
Falscher Kontext
Über diese Bewertung
Falscher Kontext. Das Video zeigt zwar den Brand eines Mobilfunkmastes in Indien, es stammt jedoch aus dem Jahr 2018. Damals gab es in Indien kein 5G, der Mobilfunkstandard ist dort seit Oktober 2022 verfügbar, Tests begannen im Jahr 2021. Wir konnten zudem keine Hinweise darauf finden, dass jemand den Mast 2018 absichtlich angezündet hat.

Im April kursiert in Sozialen Netzwerken ein Video, das einen brennenden Mobilfunkmast zeigt. Dazu heißt es, in Indien würden Menschen 5G-Masten anzünden. Ein Telegram-Beitrag geht noch weiter und behauptet, der Mobilfunkstandard stehe in Verbindung mit Covid-19 und könne grippeähnliche Symptome auslösen.

Beide Behauptungen sind falsch. Das Video des brennenden Mobilfunkmastes ist alt und stammt aus dem Jahr 2018. Zu diesem Zeitpunkt gab es in Indien, abgesehen von einzelnen Tests, kein 5G. Über Falschbehauptungen rund um die gesundheitsschädliche Wirkung von 5G und einen angeblichen Zusammenhang zwischen Covid-19 und 5G haben wir in zahlreichen Faktenchecks berichtet (unter anderem hier, hier, hier, hier und hier). Alle von uns geprüften Behauptungen stellten sich als größtenteils falsch oder unbelegt heraus.

Auf Twitter kursiert dieses alte Video eines vermeintlichen 5G-Sendemastes erneut
Auf Twitter kursiert dieses alte Video eines vermeintlichen 5G-Sendemastes erneut (Quelle: Twitter; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Video von brennendem Mobilfunkmast stammt aus dem Jahr 2018

Wir haben mit einem Screenshot aus dem Video eine Bilderrückwärtssuche bei Google und Yandex gemacht. So stießen wir auf eine Version des Videos, die bereits im Februar 2018 auf Youtube veröffentlicht wurde. Davon, dass es sich bei dem brennenden Mast um einen 5G-Turm handele, ist in der Videobeschreibung und im Titel des Videos nichts zu lesen. Darin wird davor gewarnt, sich keinen solchen Turm auf das Dach zu stellen.

Zusätzlich zu dem Video fanden wir einen Artikel der indischen Faktencheckseite Alt News vom 13. Mai 2021. Darin heißt es, das Video sei bereits am 27. Januar 2018 auf dem Youtube-Kanal Hindxpress TV veröffentlicht worden. In der Videobeschreibung und im Artikel von Alt News heißt es, das Video zeige einen Brand im Bezirk Barara, im Norden Indiens. Ob diese Angabe korrekt ist, konnten wir nicht überprüfen.

Die Faktencheckredaktion der AFP, die das Video ebenfalls überprüfte, kam in ihrer Recherche zu dem Ergebnis, das Video zeige einen Brand in Ribandar im Süden Indiens. Ein Video von India TV vom 20. Januar 2018 zeige einen ähnlichen Brand. Für diesen Vorfall hat die AFP in Medienberichten Hinweise darauf gefunden, dass es sich um einen Unfall gehandelt hat. 

Ob der im kursierenden Video gezeigten Brand ebenfalls nach einem Unglück ausbrach, oder, wie die Beiträge suggerieren, Absicht war, konnten wir nicht herausfinden. Es gibt weder in den Medienberichten noch im Youtube-Video belastbare Belege dafür.

5G im Jahr 2018 noch nicht in Indien verfügbar

So oder so kann das alte Video nicht den Brand eines 5G-Mastes zeigen. Wie die Webseite The Hindu Business Line am 18. Oktober 2022 berichtete, ist 5G erst seit dem 1. Oktober 2022 in Indien flächendeckend öffentlich verfügbar. Es gab zwar laut einem Artikel von India Today einen ersten Test von Huawei und Airtel im Februar 2018, dieser fand aber auf dem Privatgelände von Airtel statt. 

Berichte von einem Brand während dieses Tests konnten wir nicht finden. Erste großflächige Tests mit dem neuen Mobilfunkstandard wurden erst im Mai 2021 durch das indische Ministerium für Telekommunikation zugelassen, wie eine Pressemitteilung des Ministerium zeigt. 

Redigatur: Max Bernhard, Viktor Marinov

Die wichtigsten, öffentlichen Quellen für diesen Faktencheck:

  • Pressemitteilung des indischen Ministeriums für Telekommunikation: Link