Faktencheck

Nein, dieses Video zeigt nicht, wie Ukrainer polnische Männer verprügeln

Ein Video in Sozialen Netzwerken soll zeigen, wie mehrere Ukrainer eine Gruppe Polen verprügeln – diese hätten sich geweigert, „Slawa Ukrajini“ zu rufen, heißt es. Doch laut Polizei und Staatsanwaltschaft kommen die Angreifer aus Georgien.

von Gabriele Scherndl

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Dieses Video zeigt eine Prügelei in Polen, die Angreifer waren aber keine Ukrainer (Quelle: Telegram; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Ein Video zeige, wie „ukrainische Migranten“ polnische Männer angreifen, weil diese sich geweigert hätten, „Slawa Ukrajini“ (Ehre der Ukraine) zu rufen.
Bewertung
Falscher Kontext
Über diese Bewertung
Falscher Kontext. Die Angreifer aus dem Video sind laut der Warschauer Polizei und Staatsanwaltschaft georgische Staatsbürger. Die Motivation der Angreifer wird derzeit ermittelt.

Einige junge Männer stehen zusammen, im Hintergrund geht einer mit einer ukrainischen Flagge vorbei. Jemand sagt „Slawa Ukrajini“, also auf Deutsch „Ehre der Ukraine“ und hält seine Faust in die Kamera. Dann ein Schnitt, die nächste Szene: Mehrere Personen prügeln auf andere ein. In Sozialen Netzwerken wird behauptet, die Angreifer seien Ukrainer. Sie seien auf die polnischen Männer losgegangen, weil diese sich geweigert hätten, „Slawa Ukrajini“ zu rufen. Doch das stimmt nicht.

Das Video kursiert in mehreren Ländern und auf mehreren Sozialen Netzwerken, teils in einer längeren, teils in einer kürzeren Version. Zigtausende Personen sahen es. Laut Staatsanwaltschaft und Polizei Warschau sind die Angreifer, die darin zu sehen sind, aber georgische Staatsbürger. 

In einem Telegrambeitrag wird behauptet, das Video zeige Ukrainer, die polnische Männer angreifen.
Auf Telegram, Facebook und X (ehemals Twitter) kursiert ein Video einer Prügelei. Es zeigt aber nicht, wie behauptet, ukrainische Angreifer. (Quelle: Telegram; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Laut Polizei und Staatsanwaltschaft waren die Täter keine Ukrainer

Manche der Beiträge enthalten genauere Informationen zu dem angeblichen Vorfall: Demnach soll sich die Prügelei am Abend des 24. August auf den Weichsel-Boulevards in Warschau ereignet haben. Der 24. August war nicht nur der Tag, an dem die Ukraine seit eineinhalb Jahren gegen den großflächigen Angriff Russlands kämpft, sondern auch der ukrainische Unabhängigkeitstag. In Polen und anderen Ländern fanden deswegen Solidaritätsdemonstrationen für die Ukraine statt.

Datum und Ort des Vorfalls stimmen, wie die Warschauer Polizei in einem Beitrag auf X, ehemals Twitter, am 26. August bestätigt. „Wenige Minuten nach einem Telefonanruf über eine aggressive Gruppe von Männern trafen Polizeibeamte vor Ort ein“, heißt es. Die Polizei schreibt, man habe „georgische Staatsangehörige […] als Angreifer identifiziert“ und dazu noch explizit: Unter den Befragten und unter den Tätern „befanden sich keine Personen ukrainischer Staatsangehörigkeit“.

Dass die Angreifer aus dem Video Georgier sind, bestätigt auch die Staatsanwaltschaft Warschau auf Anfrage von CORRECTIV.Faktencheck. Sechs polnische Staatsbürger seien verprügelt worden. Die Motivation der Täter müsse erst noch ermittelt werden. 

Ukrainische Geflüchtete als Gewalttäter: Ein Narrativ prorussischer Desinformation

Seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine gibt es zahlreiche Desinformations-Kampagnen gegen die Ukraine und ihre Bevölkerung. Ein Narrativ, dass dabei immer wieder mit Falschbehauptungen angeheizt wird, ist jenes, dass ukrainische Geflüchtete sich nicht anständig verhalten würden. 

So hieß es etwa bereits, in Euskirchen, Nordrhein-Westfalen, hätten Ukrainer einen Jungen zu Tode geprügelt – das stimmte nicht. Auch die Behauptung, ein Ukrainer habe in Dresden Geiseln genommen, um einen Nato-Beitritt zu erzwingen, war falsch.

Einen Überblick mit allen Faktenchecks von uns zum Krieg in der Ukraine finden Sie hier.

Redigatur: Matthias Bau, Paulina Thom

Die wichtigsten, öffentlichen Quellen für diesen Faktencheck:

  • X-Beitrag der Polizei Warschau, 26. August 2023: Link (Polnisch, archiviert)