Faktencheck

Angeblicher Spiegel-Artikel über Russland-Sanktionen ist eine Fälschung

„Sanktionen gegen Russland ruinieren die deutsche Wirtschaft“ soll der Spiegel getitelt haben. Doch der Artikel ist eine Fälschung und Teil einer pro-russischen Desinformationskampagne.

von Paulina Thom

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Dieser angebliche Spiegel-Artikel ist manipuliert. Das lässt sich unter anderem an der URL erkennen (Quelle: www.spiegel.ltd; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Im Spiegel sei am 8. September 2023 ein Artikel mit dem Titel „Sanktionen gegen Russland ruinieren die deutsche Wirtschaft“ erschienen.
Bewertung
Manipuliert. Einen solchen Spiegel-Artikel gab es nicht. Der Artikel ist gefälscht, wie unter anderem an der URL zu erkennen ist.

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland verschlechtere sich rapide, heißt es in einem angeblichen Artikel des Spiegels. Grund dafür seien die Sanktionen gegen Russland. Der Artikel wirkt auf den ersten Blick so, als sei er tatsächlich auf der Webseite des Spiegels erschienen. Doch der Artikel ist eine Fälschung. 

Erfundene Artikel wie dieser werden seit mehr als einem Jahr von einem Pro-Kreml-Netzwerk als gezielte Desinformationskampagne verbreitet. Zunächst hauptsächlich auf Facebook, doch mittlerweile ist die Kampagne auch auf X, ehemals Twitter, angekommen. So auch in diesem Fall. Hinter den optisch seriös erscheinenden Artikeln verbirgt sich pro-russische Propaganda.

Screenshot eines Accounts, der den gefälschten Artikel auf X verbreitete
Anonyme Accounts wie dieser teilen auf X, ehemals Twitter, gefälschte Medienberichte und streuen so pro-russische Propaganda (Quelle: X; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

URL des angeblichen Spiegel-Artikels ist ein Hinweis auf die Fälschung

Der gefälschte Artikel sieht echten Spiegel-Artikeln täuschend ähnlich. Das Design und die Schriftart sind gleich und wer auf einen der Links zu anderen Artikeln oder Rubriken klickt, landet auf der echten Webseite des Spiegels

Der angebliche Artikel fällt jedoch durch einige meinungslastige, zugespitzte und unprofessionelle Formulierungen auf. So heißt es zum Beispiel über die Ampel-Regierung: „Selbst wenn sich Deutschland in ein Dritte-Welt-Land verwandelt, in dem nur noch frierende Bettler und die Gespenster ehemaliger Industrien leben, werden sie ihre Politik nicht ändern. Wir fragen uns, was der wahre Grund für diese wahrhaft unmenschliche Hartnäckigkeit ist.“ Auch die häufige Verwendung von Pronomen wie „wir“ und „uns“ passt nicht zum Stil des echten Spiegel.

Eine Suche bei Google und auf der echten Spiegel-Webseite liefert keine Treffer für einen Artikel mit dem Titel „Sanktionen gegen Russland ruinieren deutsche Wirtschaft“. Ein weiterer Hinweis auf die Fälschung ist die URL: Statt dem korrekten Link www.spiegel.de endet die gefälschte Adresse auf „.ltd“. 

Screenshot der Webseite mit dem gefälschten Artikel
Der gefälschte Artikel ist unter einer URL zu finden, die nicht mit der echten Spiegel-Webseite übereinstimmt (Quelle: www.spiegel.ltd; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Die Domain Spiegel.ltd ist Teil einer Kampagne, die pro-russische Propaganda verbreitet

Imitate wie der aktuell gefälschte Spiegel-Artikel gehören zu einer der bisher größten und komplexesten russischen Desinformationskampagne in Sozialen Netzwerken, die seit dem Angriff auf die Ukraine bekannt geworden ist. Ende August 2022 deckten Recherchen von T-Online und dem ZDF die Kampagne auf. Facebook sperrte einem Report des Unternehmens (PDF) zufolge im September 2022 mehrere Domains – darunter auch Spiegel.ltd. Ein Netzwerk aus mehr als 1.600 Fake-Accounts verbreitete sie auf Facebook. 

Doch die gefälschten Artikel sind damit nicht von Facebook verschwunden, wie wir im Juni 2023 berichteten. Über Kurz-Links umgehen die Verbreiter hinter der Kampagne die Sperrung der Domains. Nicht nur Facebook ist betroffen, auch auf X, ehemals Twitter, verbreiteten sich kürzlich mehrere gefälschte Medienberichte der Welt, der Neuen Rhein/Neuen Ruhr Zeitung und immer wieder – wie auch im aktuellen Fall – vom Spiegel

Einen Überblick mit allen Faktenchecks von uns zum Krieg in der Ukraine finden Sie hier.

Redigatur: Matthias Bau, Gabriele Scherndl

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