Faktencheck

Nein, die Österreichische Post verkauft keine Paket-Paletten für je zwei Euro

Einige Facebook-Seiten werben im Herbst 2023 mit dem Logo der Österreichischen Post: Sie bieten angeblich eine Palette nicht abgeholter Pakete für zwei Euro an. Das Verbraucherportal Watchlist Internet warnt vor den Seiten.

von Sarah Thust

Oesterreich Post Phishing Facebook
Die Post AG in Österreich warnt vor Phishing-Beiträgen in Sozialen Netzwerken (Symbolbild: Ernst Weingartner / Chromorange / Picture Alliance)
Behauptung
Die Post AG verkaufe im Rahmen der jährlichen Lagerbereinigung Paletten voller Pakete, die nicht abgeholt wurden, für zwei Euro.
Bewertung
Frei erfunden
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Frei erfunden. Hinter den Facebook-Beiträgen steckt eine Betrugsmasche – sie stammen nicht von der Österreichischen Post.

Immer wieder stoßen Nutzerinnen und Nutzer in Sozialen Netzwerken auf Fake-Gewinnspiele, Datenklau und Spam. Ein aktuelles Beispiel zeigt, woran sich solcher Betrug erkennen lässt.

Zwischen dem 10. Oktober und dem 20. November 2023 sind auf Facebook mehrere Seiten aufgetaucht, die mit dem Logo der Österreichischen Post werben. „Die Post AG hat ihre jährliche Lagerbereinigung angekündigt! Jeder kann eine Palette für nur 2 Euro erhalten. (…) Beeilen Sie sich und sichern Sie sich einen Fernseher, ein Telefon, einen Staubsauger, Haushaltsgeräte und vieles mehr“, heißt es. Mehrere Facebook-Seiten verbreiten solche Beiträge – und dazu unterschiedliche Fotos, zum Beispiel von angeblichen Gewinnern. 

Facebok-Beiträge werben für den Kauf von palettenweise Paketen
Diese Beiträge verbreiten sich mit unterschiedlichen Fotos von Paket-Paletten auf Facebook – sie sind fake (Quelle: Facebook; Screenshot und Schwärzungen: CORRECTIV.Faktencheck)

Eine Bilder-Rückwärtssuche mit einem der Fotos führt zu einem Instagram-Profil, laut Eigenbeschreibung ein Dienstleister mit Sitz in den USA. Auf dem Original-Bild (unten rechts) ist jedoch gar kein Aufkleber der Post auf den Paletten zu sehen – der wurde nachträglich eingefügt.

Vergleich zeigt dass das Preisschild mit dem Logo eingefügt wurde
Links das Bild mit dem gefälschten Preisschild – rechts das ursprüngliche Foto (Quellen: Facebook / Instagram, Screenshots, Collage und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Auf einigen Bildern ist zudem leicht erkennbar, dass das Logo hinein retuschiert wurde. Zum Beispiel hier, wo das Preisschild mit dem Logo der Post unnatürlich zerknittert wirkt: 

Hier ist zu sehen dass das Bild bearbeitet wurde
An den Schatten auf dem Preisschild mit dem Post-Logo lässt sich erkennen, dass es zusätzlich eingefügt wurde (Quelle: Facebook; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Zudem werfen die Seiten, die die Beiträge veröffentlichen, Fragen auf: Manche verwenden das Logo der Deutschen Post als Profilbild (hier und hier) – in den Beiträgen ist dagegen das der Österreichischen Post zu sehen. 

Beiträge sind fake – Österreichische Post warnt davor 

Der Post AG in Österreich sind solche Beiträge von dubiosen Facebook-Seiten bekannt. Pressesprecherin Veronika Rebentisch schrieb uns am 22. November: „Aktuell warnen wir aktiv vor Phishing-Betrug, der fälschlicherweise im Namen der Österreichischen Post erfolgt.“ Die Österreichische Post verkaufe keine Pakete im Internet, deren Inhalt beim Kauf unbekannt sei.

Bei nicht abgeholten Paketen handelt es sich laut Rebentisch meist um niedrigpreisige Inhalte. „Spielkonsolen, Handys und bei Gewinnspielen erstandene Produkte, befinden sich in der Regel nicht darunter.“ Unzustellbare und nicht abgeholte Pakete würden nach Ablauf der Aufbewahrungsfrist von einer Kommissionsfirma klar beschrieben verkauft.

Fehlendes Impressum kann Warnsignal sein

Die gefälschten Seiten haben kein Impressum und geben keine Kontaktdaten an. Über die Kontakt-Funktion auf Facebook erhält man lediglich automatische Antworten. Die Seiten haben außerdem kaum Follower und haben auch keinen blauen Haken neben dem Namen, sie sind also nicht verifiziert. Das sind Indizien dafür, dass die Seiten nicht seriös sind. Hier können Sie nachlesen, woran sich das noch erkennen lässt. 

Das österreichische Verbraucherportal Watchlist Internet warnt vor Beiträgen wie diesen: „Sie landen hier in einer Abo-Falle oder geben Ihr Zahlungsmittel unbeabsichtigt für Zahlungen durch Kriminelle frei.“ 

Als CORRECTIV.Faktencheck die Links in den Beiträgen am 22. November 2023 öffnete, führten sie zum Beispiel zu einer spanischen Webseite über Fettabsaugung oder zu einer Seite über vegane Ernährung.

Daran lassen sich unseriöse Facebook-Seiten erkennen: 

  • Ist das Facebook-Profil mit einem blauen Haken verifiziert?
  • Gibt es ein Impressum?
  • Liegt die Follower-Anzahl in einer glaubwürdigen Größenordnung für die Bekanntheit einer Marke oder Person?
  • Welche Art von Beiträgen werden auf dem Facebook-Profil veröffentlicht?
  • Wann wurde die Seite erstellt?

Redigatur: Steffen Kutzner, Viktor Marinov