Faktencheck

Gefälschter Tagesschau-Artikel: Nein, Dunja Hayali hat in ihrer Sendung keine Bitcoin-Werbung gemacht

Die Tagesschau habe angeblich über ein Gespräch zwischen Dunja Hayali und Jörg Meuthen berichtet, in dem es um eine dubiose Bitcoin-Seite ging. Der Artikel ist gefälscht – die Aussagen Hayalis und Meuthens sind erfunden.

von Steffen Kutzner

Hayali Titelbild
Eine gefälschte Seite, die dem Online-Auftritt der Tagesschau nachempfunden ist – davon kursieren aktuell mehrere (Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Die Tagesschau habe einen Artikel mit folgender Überschrift veröffentlicht: „Die Deutsche Bundesbank verklagt Dunja Hayali wegen ihrer Äußerungen im Live-TV.“ Hayali habe in einer TV-Sendung mit Jörg Meuthen für eine Bitcoin-Software geworben.
Bewertung
Manipuliert. Die angebliche Tagesschau-Seite ist eine Fälschung, das Interview erfunden.

Dunja Hayali ist Moderatorin beim ZDF-Morgenmagazin und Heute-Journal. Über sie tauchte laut Facebook am 17. November ein Artikel auf: Er wirkt wie ein Bericht der Tagesschau. Behauptet wird: „Die Deutsche Bundesbank verklagt Dunja Hayali wegen ihrer Äußerungen im Live-TV. Jeder in Deutschland sollte die Wahrheit kennen“. 

Der Artikel beschreibt ein angebliches Gespräch zwischen Hayali und dem Ex-AfD-Politiker Jörg Meuthen, in dem Hayali für die Bitcoin-Software Bitcoineer wirbt. Daraufhin habe Deutsche Bundesbank vom ZDF gefordert, die Sendung zu löschen. Doch der Artikel der Tagesschau ist eine Fälschung und das Gespräch erfunden.

Eine gefälschte Seite, die dem Online-Auftritt der Tagesschau nachempfunden ist – davon kursieren aktuell mehrere (Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Hayali äußerte sich nicht zu Bitcoins; Artikel ist Fälschung

Um herauszufinden, in welcher Sendung Hayali angeblich Werbung für Bitcoineer gemacht hat, suchen wir via Google nach den Begriffen „Dunja Hayali Jörg Meuthen“ und finden ein Video aus dem Jahr 2018. Darin tragen Hayali und Meuthen dieselbe Kleidung wie in den Bildern des angeblichen Tagesschau-Artikels. Es geht darin um eine Demonstration in Chemnitz. Eine Ankündigung davon ist hinter Hayali und Meuthen eingeblendet – auch davon ist ein Foto in dem gefälschten Artikel.

Wir suchten nach folgender Aussage aus dem angeblichen Interview: „Ich sage dir eines: Du brauchst nicht zu arbeiten, um reich zu werden. Und wenn du das verstehst, wirst du gut mit Geld umgehen können.“ Statt einer glaubwürdigen Quelle fanden wir einen weiteren gefälschten Artikel mit einem wortgleichen Interview, allerdings zwischen dem Schauspieler Christoph Waltz und Markus Lanz und mit Bezug auf eine andere angebliche Bitcoin-Software. Dass das Gespräch frei erfunden ist, ist damit offensichtlich. 

Interview wird wortgleich verschiedenen Leuten untergeschoben

Es ist nicht das erste Mal, dass Prominente auf gefälschten Seiten mit Bitcoins in Zusammenhang gebracht werden. Solche Fälschungen betrafen in der Vergangenheit auch Anne Will, Jan Josef Liefers und Claus Kleber

Die angeblichen Tagesschau-Seiten haben kein anklickbares Impressum oder andere Funktionen. Man kommt bei einem Klick auf verschiedene Schaltflächen immer wieder nur zum Anfang des gefälschten Interviews. 

Verantwortlich für die Inhalte von Tagesschau.de ist der NDR. Woran sich solche Fälschungen erkennen lassen, fasste uns eine Sprecherin bereits im Oktober an einem anderen Beispiel zusammen: Die Schriftarten der Fake-Seiten stimmen nicht mit denen bei Tagesschau.de überein. Auch im Layout gibt es Unterschiede – so findet sich über dem Titelbild keine zusätzliche Überschrift, sondern eine Navigationsleiste. Die Lesezeit wird bei Tagesschau.de nicht angegeben und es gibt auch keine Bannerwerbung auf der Seite. Das gilt auch für den Artikel über Hayali.

Der Link zur App Bitcoineer in solchen Artikeln führt zu einer Seite ohne Impressum. Dort wird man aufgefordert, persönliche Daten einzugeben. Die Webseite Watchlist Internet warnt vor Bitcoineer und bezeichnet den Dienst als Finanzbetrug. Laut Thalissa-Jennifer Klaps, Pressesprecherin des Vereins Deutschland sicher im Netz, gebe es „einige Zweifel an der Seriosität und Sicherheit von Bitcoineer“.

Redigatur: Gabriele Scherndl, Sarah Thust