Faktencheck

Facebook-Scam: Beiträge über angebliche Festnahme von Moderatorin Bettina Tietjen sind manipuliert

Immer wieder tauchen auf Facebook Werbeanzeigen für gefälschte Internetseiten auf. Anfang Januar verbreiteten sich manipulierte Beiträge der Tagesschau und der Bild, laut denen Bettina Tietjen festgenommen oder verklagt worden sei. Dahinter steckt offenbar eine Betrugsmasche.

von Sarah Thust

Fake-Anzeige Tagesschau Bettina Tietjen
In Werbeanzeigen auf Facebook wird mit gefälschten Bildern behauptet, die NDR-Moderatorin Bettina Tietjen sei festgenommen worden. Tietjen selbst warnte bereits vor ähnlichen Fakes. (Quelle: Facebook; Screenshots und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Die Tagesschau oder die Bild hätten berichtet, dass Bettina Tietjen wegen ihrer Äußerungen in einer TV-Sendung festgenommen wurde beziehungsweise von der Deutschen Bundesbank verklagt wird.
Bewertung
Manipuliert. Sowohl der angebliche Tagesschau-Beitrag als auch der darin verlinkte Bild-Artikel sind gefälscht und führen zu einer unseriösen Investitionsplattform. Tietjen selbst warnte bereits vor ähnlichen Fakes.

Hinter Werbeanzeigen auf Facebook stecken manchmal unseriöse Anbieter. Eine bekannte Masche sind Anzeigen, die mit den Namen von Prominenten für dubiose Investitionsplattformen werben. 

Ein Beispiel: Zwischen dem 10. und 12. Januar 2024 verbreiteten sich per Werbeanzeige Bilder der NDR-Moderatorin Bettina Tietjen, die ihre Festnahme zeigen sollen; auch Nutzerinnen und Nutzer teilten sie. Sie imitieren das Layout der Tagesschau und der Klick darauf führt zu einem gefälschten Bild-Artikel (PDF). 

Fake-Anzeigen im Werbeanzeigenmanager von Meta
Über die Werbebibliothek von Meta fanden wir eine Facebook-Seite, die eine der gefälschten Anzeigen zwischen dem 10. und 12. Januar verbreitete (Quelle: Facebook; Screenshots und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)

Wir erhielten einen Hinweis auf die Fakes via Whatsapp. Schon eine erste Internetrecherche zeigt: Es gibt keine Medienberichte über eine Festnahme von Bettina Tietjen. Woran sich unseriöse Webseiten erkennen lassen, erklären wir in diesem Text.

Bilderrückwärtssuchen enttarnen die Bilder in den angeblichen Tagesschau-Beiträgen als Fälschung: Auf den Fake-Bildern ist Bettina Tietjen mit blonden Haaren zu sehen. Die Originale dagegen zeigen Festnahmen von Demonstrantinnen in Russland im Frühjahr 2022, darunter eine Frau mit roten kurzen Haaren und eine mit schwarzen Haaren.

Gegenüberstellung der Fake-Bilder von Tietjen und den Originalen die Demonstrantinnen in Russland zeigen
Links echte Aufnahmen von Demonstrantinnen in Russland aus dem Frühjahr 2022 und rechts die manipulierten Aufnahmen, die die angebliche Festnahme von Bettina Tietjen zeigen sollen (Quellen: AFP / ​Getty Images, Dmitri Lovetsky / Associated Press / Alamy Stock Photo, Facebook; Screenshots, Markierungen und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)

Die angeblichen Tagesschau-Anzeigen verlinken auf gefälschte Bild-Artikel

Die gefälschten Tagesschau-Beiträge leiten zudem nicht zur Webseite „tagesschau.de“, sondern auf URLs wie deceleblike.com oder dejournalway.com. Klickt man darauf, öffnet sich ein Artikel, der das Layout der Bild-Webseite imitiert. Von einer Festnahme ist dort nicht mehr die Rede, sondern davon, dass die Deutsche Bundesbank Bettina Tietjen wegen ihrer Äußerungen über eine Investitionsplattform in der Talkshow Markus Lanz verklage. Einen solchen Artikel gibt es auf der echten Webseite der Bild nicht.

Gefälschter Artikel über Bettina Tietjen
Dieser Bild-Artikel ist manipuliert – es gab keinen solchen Bericht über Bettina Tietjen. Veröffentlicht wurde er auf mehreren unseriösen Internetseiten, die es auf Daten von Nutzerinnen und Nutzern abgesehen haben. (Quelle: Deceleblike; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Anders als auf der echten Bild-Seite führt ein Klick auf Themen wie „Politik“ oder „Wirtschaft“ zu einer Anmeldung für die angebliche Investitionsplattform Immediate Flik. Dort sollen Nutzerinnen und Nutzer ihre Kontaktdaten eingeben. Da die Webseiten kein Impressum haben, zeichnet sich aber niemand dafür verantwortlich. Hinter solchen Seiten kann Datendiebstahl stecken, auch bekannt als Phishing

Wir fanden neben den Fake-Beiträgen auch ein manipuliertes Video von Bettina Tietjen, das Mitte Dezember 2023 und Mitte Januar 2024 als Werbeanzeige auf Facebook verbreitet wurde und auf einen ähnlichen Bild-Artikel über Immediate Flik und Tietjen verlinkt.

Bettina Tietjen: „Bitte nicht darauf hereinfallen“

Bettina Tietjen warnte bereits am 9. Januar auf ihrem Instagram-Profil vor solchen Beiträgen: „Seit einiger Zeit sind Fake-Interviews mit mir im Umlauf, in denen ich dubiose Investment-Tipps gebe. Bitte nicht darauf hereinfallen, dahinter stecken BETRÜGER!“ 

Bettina Tietjen postete das Bild eines ähnlichen Bild-Artikels und schrieb: „Seit einiger Zeit sind Fake-Interviews mit mir im Umlauf, in denen ich dubiose Investment-Tipps gebe. Bitte nicht darauf hereinfallen, dahinter stecken BETRÜGER!“ 
Die Moderatorin Bettina Tietjen warnte am 9. Januar 2024 vor einem ähnlichen Fake-Interview (Quelle: Instagram; Screenshot am 14. Januar: CORRECTIV.Faktencheck)

Darüber, wie solche vermeintlichen Angebote in Sozialen Netzwerken in die Irre führen können, berichtet die Verbraucherzentrale auf ihrer Webseite. Auch in Österreich wurden laut Profil Nutzerinnen und Nutzer mit vorgegaukelten Skandalen über Armin Wolf, Mirjam Weichselbraun oder Armin Assinger auf Fake-Finanzplattformen gelockt. 

Transparenzhinweis: CORRECTIV ist seit 2017 in einer Kooperation mit dem Facebook-Konzern Meta, um Desinformation auf dem Sozialen Netzwerk zu bekämpfen. Mehr Informationen zu der Kooperation erhalten Sie hier.

Redigaturen: Viktor Marinov, Paulina Thom

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