Faktencheck

500 Euro für Menschen aus der Ukraine? Angeblicher Bonus ist frei erfunden

Ein Tiktok-Account, der den Namen und das Logo des Jobcenters verwendet, verbreitet Desinformation: Es gibt keine Bonuszahlungen von 500 Euro an Menschen aus der Ukraine.

von Gabriele Scherndl

500-euro-bonus-erfunden
Immer wieder kursieren in Sozialen Netzwerken Falschbehauptungen über Leistungen für Geflüchtete oder Sozialhilfe-Empfangende. So auch diese, ein derartiger Bonus ist nicht geplant. (Quelle: Tiktok; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Ab dem 1. März beziehungsweise dem 1. Juni würden Ukrainer einen einmaligen Bonus von 500 Euro erhalten, das sei „gestern“ beschlossen worden. Der Grund dafür soll eine „kleine Aufmunterung wegen des Krieges“ sein.
Bewertung
Frei erfunden
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Frei erfunden. Eine solche Maßnahme wurde nicht beschlossen und ist laut Bundesregierung und Bundesagentur für Arbeit auch nicht geplant.

Ein Tiktok-Account mit dem Namen „jobcenter_no1“ und einem Profilbild mit dem Logo der Bundesagentur für Arbeit verbreitet Desinformation. In einem Video vom 17. Februar heißt es, „gestern“ sei beschlossen worden, dass Ukrainer ab dem 1. März eine Bonuszahlung von 500 Euro bekommen sollen. In einem Standbild im Video (Sekunde eins bis drei) ist hingegen vom 1. Juni die Rede. Der angebliche Grund dafür: „Eine kleine Aufmunterung wegen des Krieges“. Das Video erreichte zehntausende Menschen und landete auch auf X

Viele reagieren in den Kommentaren mit Neid. „Nicht zu fassen“, schreiben sie, oder: „Es kann doch nicht wahr sein, was in Deutschland passiert. Was ist mit den Rentnern, die jahrelang für Deutschland gearbeitet haben?“. Andere Nutzerinnen und Nutzer sind nicht sicher, ob die Aussage stimmt.

Screenshot eines Tiktok-Beitrags, darin heißt es: "500 Euro einmaligen Bonus, Voraussetzung du bist Ukrainer"
In diesem Video wird behauptet, Menschen aus der Ukraine würden „zur Aufmunterung“ einen 500-Euro-Bonus bekommen. Das stimmt nicht. (Quelle: Tiktok; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Es gibt keinen Plan für einen 500-Euro-Bonus für Menschen aus der Ukraine ab März oder Juni 2024

Die Behauptung stimmt nicht. „Alles Satire, mein Profil dient zur Unterhaltung“, steht in der Profilbeschreibung des Tiktok-Accounts. Das sehen Nutzerinnen und Nutzer aber nur, wenn sie auf das Profil klicken. Im Video fehlt der Hinweis, dass es erfunden ist, so werden Menschen in die Irre geführt.

Screenshot aus dem Tiktok-Profil "jobcenter_no1". In der Beschreibung steht "Alles Satire".
Das Profil verwendet Namen und Logo des Jobcenters, beschreibt sich selbst aber als Satire-Profil (Quelle: Tiktok; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Eine Google-Suche nach der angeblichen neuen Maßnahme liefert keinerlei Ergebnisse. Auch auf der Webseite der Bundesregierung gibt es keine derartigen Beschlüsse. 

Auf Anfrage von CORRECTIV.Faktencheck schreibt Dominik Ehrentraut, Pressesprecher der Bundesregierung, die Meldung entbehre „jeglicher Grundlage“. Von der Bundesagentur für Arbeit heißt es auf Anfrage ebenfalls: „Die Behauptung ist falsch“. Es gebe weder einen solchen Beschluss noch derartige Pläne, schreibt Sprecher Christian Ludwig.

Der Tiktok-Account, der häufiger Videos über angebliche Sozialleistungen verbreitet und mit manchen davon ein Millionenpublikum erreicht, reagierte bislang nicht auf eine Anfrage von CORRECTIV.Faktencheck.

Falschbehauptungen über angebliche Boni für Geflüchtete aus der Ukraine kursieren immer wieder

Immer wieder wird mit angeblichen Bonuszahlungen für Geflüchtete oder Sozialhilfe-Empfangende Stimmung gemacht. Schon mehrfach waren derartige Videos als Satire gekennzeichnet, wurden dann aber ohne diesen Hinweis weiterverbreitet.

Schon im April 2023 war von einem 250-Euro-Bonus für Geflüchtete aus der Ukraine die Rede – das war frei erfunden. Im Januar 2023 verbreitete ein Account, der häufig mit angeblich satirischer Hetze auffiel, dass ukrainische Geflüchtete 500 Euro Begrüßungsgeld erhalten würden. Auch das stimmte nicht.

Alle Faktenchecks zu Falschmeldungen und Gerüchten zum Krieg gegen die Ukraine finden Sie hier.

Redigatur: Viktor Marinov, Matthias Bau