Faktencheck

Deutsche Bundesbank verklagt Til Schweiger nicht – Tagesschau-Artikel ist manipuliert

Auf Facebook kursiert ein Artikel der Tagesschau, demzufolge der Schauspieler in der Sendung von Markus Lanz eine Plattform für Bitcoins beworben habe. Doch der angebliche Artikel ist gefälscht. Dahinter steckt Werbung für ein unseriöses Finanzangebot.

von Paulina Thom

bundesbank-verklagt-til-schweiger-nicht-fake-tagesschau
Dieser angebliche Tagesschau-Artikel über Til Schweiger, der auf Facebook als Werbeanzeige verbreitet wird, ist gefälscht (Quelle: de.tvconsult.live; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Die Tagesschau habe einen Artikel mit folgender Überschrift veröffentlicht: „Die Deutsche Bundesbank verklagt Til Schweiger wegen seiner Äußerungen im Live-TV. Jeder in Deutschland sollte die Wahrheit kennen!“
Bewertung
Manipuliert. Weder hat Til Schweiger bei Lanz eine Bitcoin-Plattform beworben noch hat die Tagesschau darüber berichtet. Der angebliche Artikel ist eine Fälschung und verlinkt auf ein dubioses Finanzangebot.

Til Schweiger soll in einer Sendung bei Markus Lanz ein Geheimnis zum Geldverdienen verraten haben – das zumindest steht in einem angeblichen Tagesschau-Artikel, der sich Anfang Februar 2024 als Werbeanzeige auf Facebook verbreitete. Schweigers Äußerungen sollen sogar die Deutsche Bundesbank dazu veranlasst haben, ihn zu verklagen. 

Screenshot der Werbeanzeige auf Facebook
Diese Werbeanzeige auf Facebook führt zu einem gefälschten Tagesschau-Artikel über Til Schweiger (Quelle: Facebook/ Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Angeblicher Tagesschau-Artikel ist gefälscht

Doch der angebliche Tagesschau-Artikel ist nicht echt, wie unter anderem die URL zeigt: Sie startet mit „https://de.tvconsult.live/“ statt „https://www.tagesschau.de/“. Auch das Design ist anders als bei der echten Tagesschau-Webseite – es fehlen Angaben zum Datum des Artikels, ebenso der Link zur Mediathek.

Vergleich der echten Tagesschau-Webseite mit der Fälschung
Unten ein echter Artikel der Tagesschau: Am oberen Rand befindet sich der Hinweis auf die Mediathek (rote Markierung). In der Fälschung fehlt dieser Hinweis und statt eines Datums ist die Lesedauer angegeben (gelbe Markierung). (Quelle: Tagesschau / de.tvconsult.live; Screenshot, Collage und Markierung: CORRECTIV.Faktencheck)

Auffällig ist auch: Unter dem gefälschten Artikel gibt es mehrere Kommentare. Auf der echten Webseite der Tagesschau gibt es gar keine Kommentarfunktion. Eine Google-Suche nach der Überschrift des Artikels liefert zudem keinerlei Ergebnisse. Auch über die angebliche Klage der Deutschen Bundesbank gegen Til Schweiger gibt es keine Medienberichte.

Fotos stammen aus Markus-Lanz-Sendungen von 2018 und 2020 – Schweiger sprach damals nicht über Bitcoins

In dem gefälschten Artikel sind einige Fotos von Markus Lanz und Til Schweiger. Sie stammen jeweils – wie zwei Bilder-Rückwärtssuchen zeigen – aus Sendungen von 2018 und 2020. 

Auf Youtube ist die gesamte Sendung von 2018 zu finden, in der es unter anderem um Missbrauchsvorwürfe gegen den mittlerweile verstorbenen Regisseur Dieter Wedel ging. Anders als behauptet, waren Bitcoins nicht das Thema der Sendung. 

Auch in der Sendung von 2020 ging es laut Medienberichten nicht um etwaige Finanztipps, sondern um Populismus, Medien und einen Kinoflop, bei dem Schweiger Regie führte. 

Fake Tagesschau-Artikel verlinkt auf unseriöse Webseite mit Finanzangebot 

Mit einem Startkapital von 250 Euro könne man auf einer Finanz-Plattform namens Bitcoineer hohe Gewinne erzielen, heißt es in dem gefälschten Artikel. Die Links führen zu einer Webseite, auf der Nutzerinnen und Nutzer Daten wie ihren Namen und ihre E-Mail-Adresse angeben sollen. Die Seite hat kein Impressum, was darauf hindeutet, dass es sich um kein seriöses Angebot handelt. Bitcoineer ist uns in der Vergangenheit bereits mehrfach mit gefälschten Nachrichtenseiten aufgefallen.

Die Verbraucherzentrale warnt auf ihrer Webseite vor solchen Plattformen, die für digitale Währungen werben: Anfangs werde – wie auch in diesem Fall – nur ein kleines Startkapital von meist 250 Euro gefordert. Anschließend würden telefonisch weitere persönliche Daten für ein angebliches Handelskonto abgefragt. Dabei handele es sich um Betrug. „Nicht wenige Verbraucherinnen und Verbraucher berichten, dass später ihre online geführten Konten abgeräumt wurden“, heißt es weiter. Es sei eine Masche unseriöser Anbieter, in Sozialen Netzwerken mit gefälschten Aussagen von Prominenten zu werben oder auf vermeintlich seriöse Nachrichtenseiten zu verlinken.

Transparenzhinweis: CORRECTIV ist seit 2017 in einer Kooperation mit dem Facebook-Konzern Meta, um Desinformation auf dem Sozialen Netzwerk zu bekämpfen. Mehr Informationen zu der Kooperation erhalten Sie hier.

Redigatur: Viktor Marinov, Steffen Kutzner

CORRECTIV im Postfach
Lesen Sie von Macht und Missbrauch. Aber auch von Menschen und Momenten, die zeigen, dass wir es als Gesellschaft besser können. Täglich im CORRECTIV Spotlight.