Faktencheck

Bild zeigt Brand hinter Putin-Plakat – doch es wurde mit KI und Photoshop erstellt

Hunderttausende Menschen haben auf X, Telegram oder Instagram ein Bild von einem Putin-Plakat gesehen. Darauf steht das Wort „Stabilität“, im Hintergrund lodern Flammen. Welche Info in den Beiträgen dazu oft fehlt: Das Bild hat ein ukrainischer Künstler mit Photoshop und Künstlicher Intelligenz erstellt.

von Viktor Marinov

collage-putin-plakat-flammen-manipuliert
Dieses Bild von einem Putin-Plakat ist nicht echt, ein ukrainischer Künstler hat es erstellt (Quelle: Telegram / Khersondesigner; Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Ein Bild zeige ein Werbeplakat Putins mit der Aufschrift „Stabilität“, im Hintergrund brenne es.
Bewertung
Das Foto stammt von einem ukrainischen Künstler, der es nach eigenen Angaben mit Photoshop und Künstlicher Intelligenz erstellt hat.

In Sozialen Netzwerken kursiert seit dem 17. März 2024 – dem letzten Tag der Präsidentschaftswahl in Russland – ein Bild von einem Putin-Plakat. Darauf steht neben Putins Gesicht das Wort „Stabilität“ auf Russisch, im Hintergrund tobt ein riesiger Brand, Rauchwolken ziehen auf. 

Beiträge mit dem Bild finden sich auf Instagram, Facebook, Telegram oder X. Auch der X-Account Visegrád 24, der sich als Nachrichtenseite ausgibt, aber häufig Desinformation verbreitet, teilte das Bild. Hunderttausende haben es gesehen. 

Die Botschaft ist eindeutig: Während Putin mit Stabilität wirbt, brennt sein Land. Einzelne Beiträge auf X ziehen eine Verbindung zu den ukrainischen Drohnen-Angriffen auf russische Ölraffinerien seit Anfang 2024. Doch manche Nutzerinnen und Nutzer stellen die Echtheit des Bilds in Frage: Während einige schreiben, es handle sich um eine „Illustration“, verbreiten es andere ohne Kontext. Ein deutscher Verbreiter schreibt auf X, es könne alles sein; „Ich tippe auf KI“.

Wir haben recherchiert, was dahinter steckt.

visegrad-24-twitter-x-putin-plakat-manipuliert
Auch der X-Kanal Visegrád 24 verbreitete das Foto mit dem vermeintlichen Putin-Plakat – ohne jeglichen Kontext (Quelle: X; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Hinweis auf Ursprung fehlt: Viele Beiträge schneiden ein Wasserzeichen ab

Viele Beiträge zeigen nur eine beschnittene Version des Bilds. Doch einige verbreiten auch eine größere Version. Dort sind unter dem Plakat verschneite Gleise und ein entscheidender Hinweis auf den Ursprung zu sehen – ein Wasserzeichen. Dieses zeigt den stilisierten Kopf eines Soldaten, daneben die Worte „Cherson Designer“ in kyrillischen Buchstaben, darunter einen Telegram-Link zu dem Kanal „khersondesigner“.

Laut der Beschreibung auf Telegram handelt es sich dabei um den Kanal eines ukrainischen Künstlers, der dort seine Werke hochlädt. Dort finden wir das Bild mit dem Putin-Plakat in einem Beitrag vom 22. Januar 2024 – fast zwei Monate früher als die viralen Beiträge mit aktuellem Bezug zu den Wahlen in Russland.

twitter-x-beitrag-putin-plakat-manipuliert-ki
In einer größeren Version des Bilds sind unter dem Putin-Poster noch verschneite Gleise und ein Wasserzeichen mit dem Hinweis auf einen Telegram-Kanal zu sehen (Quelle: X; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Urheber nutzte eine Mischung aus KI und Photoshop – „Wollte die Absurdität der Situation in Russland zeigen“

Wir fragten den Künstler auf Telegram, ob er Ersteller des Bilds ist und wie es zustande kam. Er schrieb: „Ja, ich bin der Autor dieses Bildes. Das Bild habe ich selbst erstellt“. Einige Details wie Feuer und Rauch habe er mithilfe der integrierten KI in Photoshop erstellt, den Rest von Hand. Zu seiner Motivation dahinter schrieb er uns: „Ich wollte die Absurdität der Situation in Russland zeigen.“

Auch in einem Beitrag vom 18. März thematisierte der Künstler die Verbreitung des Bilds ohne seinen richtigen Kontext. Er schrieb darin „Leider wurde das Bild ohne Angabe des Urhebers beliebt und die Leute denken tatsächlich, dass es sich um ein echtes Foto handelt.“ Im Telegram-Kanal sind auch weitere Bilder, die die russische Politik kritisieren.

Einen Überblick mit allen Faktenchecks von uns zum Krieg in der Ukraine finden Sie hier.

Redigatur: Gabriele Scherndl, Uschi Jonas