Faktencheck

Erneut Falschmeldungen über weißen Transporter, der angeblich Kinder entführt – diesmal in Esch

Im Netz verbreitet sich ein Foto, auf dem ein weißer Transporter zu sehen ist – dazu das Kennzeichen und ein Ort. Damit sollen angeblich Kinder entführt werden. Doch es handelt sich um eine Falschmeldung.

von Sarah Thust

Symbolbild Polizei
Weder der Polizei in Trier, noch in Wittlich oder Köln liegen Beweise vor, dass ein weißer Transporter aktuell Kinder in Esch entführt (Symbolbild: Horst Galuschka / DPA / Picture Alliance)
Behauptung
Der Fahrer eines weißen Transporters entführe Kinder – das Auto sei mehrmals in Esch gesichtet worden.
Bewertung
Falsch. Weder in Esch bei Wittlich, noch in Esch bei Gerolstein ist ein solcher Fall bekannt. Die Polizei Köln, wo es einen Stadtteil namens Esch gibt, kennt den Halter des Transporters und spricht von einer Falschmeldung – der Mann habe Anzeige wegen Verleumdung gegen „Unbekannt“ erstattet.

Über unseren Whatsapp-Chatbot meldeten Nutzerinnen und Nutzer im September 2024 eine Nachricht über einen weißen Transporter, mit dem angeblich Kinder entführt werden. Die Behauptung kursiert mit einem Foto des angeblichen Transporters auch auf Youtube und wurde auf Facebook dutzendfach geteilt. 

In den Beiträgen auf Facebook wird lediglich der Ort Esch genannt, an dem der Fahrer gesichtet worden sei. Es könnte sich um Esch bei Wittlich oder Esch bei Gerolstein in Rheinland-Pfalz oder um den Kölner Stadtteil Esch in Nordrhein-Westfalen handeln. Auf den Bildern lässt sich das Kennzeichen des Fahrzeugs ablesen.  Es beginnt mit zwei Buchstaben, gefolgt von einem roten Emblem, vier Zahlen und zwei Buchstaben. Das rote Emblem und die Zeichenfolge sind typisch für Kennzeichen aus Nordmazedonien.

Wir wandten uns mit diesen Informationen an die jeweilige Pressestelle der Polizeibehörden vor Ort. 

Auf Facebook kursiert das Foto eines weißen Transporters mit einem ausländischen Kennzeichen, der angeblich Kinder entführe – die Polizei spricht von einer Falschmeldung
Auf Facebook kursiert das Foto eines weißen Transporters mit einem ausländischen Kennzeichen, der angeblich Kinder entführe – die Polizei spricht von einer Falschmeldung (Quelle: Facebook; Screenshot und Unkenntlichmachung: CORRECTIV.Faktencheck)

Polizei Köln spricht von einer Falschmeldung

Der Polizei in Köln ist der Sachverhalt bekannt. Es handele sich um eine Falschmeldung, schrieb uns ein Sprecher. „Es gibt keinerlei Hinweise auf eine versuchte oder vollendete Kindesentführung in diesem Zusammenhang. Der Halter des Transporters hat bereits Anzeige wegen Verleumdung gegen Unbekannt erstattet.“

Die Falschmeldung war auch bei der Polizei in Trier schon angekommen, die für Esch bei Gerolstein zuständig ist. Weder dem Polizeipräsidium Trier, noch der Polizei in Wittlich, in deren Zuständigkeitsbereich ebenfalls ein Ort namens Esch liegt, wurde ein derartiger Vorfall gemeldet – auch der Transporter war dort unbekannt. 

Polizei bittet, keine Gerüchte in Sozialen Netzwerken zu streuen  

Dass Fahrer von weißen Transportern es auf Kinder abgesehen hätten, ist eine urbane Legende, die seit über zehn Jahren immer wieder aufgewärmt wird. Oft geraten bei solchen Behauptungen Fahrzeuge mit ausländischen Kennzeichen ins Visier – die Gerüchte in Sozialen Netzwerken stellen sich meist als unbelegt oder falsch heraus. 

Erst im Frühjahr 2024 hatte ein Speditionsfahrer in Thüringen ein Kind nach dem Weg gefragt und das Bild seines Transporters wurde danach an mehreren Orten in Deutschland verbreitet. Im Netz wurde er angefeindet –  darunter waren auch Aussagen, die laut Polizei eine Straftat darstellten. 

„Bevor Sie Inhalte verbreiten, prüfen Sie die Quellen und deren Inhalte genau“, schrieb das Polizeipräsidium Westhessen-Wiesbaden damals in einer Pressemitteilung. Man habe Verständnis, dass Eltern sich Sorgen um ihre Kinder machen, aber die erste Anlaufstelle solle immer die Polizei sein, die den Verdacht überprüft und Ermittlungen aufnimmt. 

Wer ein Foto mit einem erkennbaren Kennzeichen mit so einer Meldung erhält, sollte es nicht weiterleiten. Um sicher zu gehen, hilft eine kurze Suche im Netz, ob Medien oder die Polizei eine solche Warnung wirklich veröffentlicht haben.

Redigatur: Paulina Thom, Steffen Kutzner