Alice Weidel und ihre Haushaltshilfe
Die AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel soll eine Studentin der Islamwissenschaften und eine Asylbewerberin schwarz als Haushaltshilfen beschäftigt haben. Auf Facebook bestreitet Weidel das. Zurecht?
In Deutschland macht Alice Weidel Stimmung gegen Flüchtlinge und kämpft für ihre Partei, die für die traditionelle Familie wirbt. In ihrem Wohnsitz in der Schweiz lebt sie ein anderes Leben: In einer eingetragenen Lebensgemeinschaft zieht sie mit einer aus Sri Lanka stammenden Schweizerin zwei Söhne groß und ist laut eigener Aussage seit Jahren mit einer Flüchtlingsfamilie befreundet.
Weidels Anhänger regen sich im Netz über etwas anderes auf: In der aktuellen Ausgabe der „Zeit“ porträtieren die Redakteure Alice Weidel. Dabei berichten sie auch von einer Studentin der Islamwissenschaften und einer Asylbewerberin, die Weidel beide als Haushaltshilfen beschäftigt haben soll – und zwar inoffiziell. 25 Franken pro Stunde soll sie ihnen schwarz gezahlt haben. Nach der Veröffentlichung des Artikels bestritt die Politikerin die Vorwürfe. Eine Asylbewerberin habe Weidel nie beschäftigt, es sei lediglich eine befreundete Flüchtlingsfamilie zu Besuch gewesen. Die „Schwarzarbeit“ der Studentin sei bei dem jährlichen Verdienst von weniger als 750 Franken jährlich legal, die Beschäftigung nicht melde- und beitragspflichtig.
Mehr als 3.000 Likes bekam die Richtigstellung jeweils auf den Seiten von Alice Weidel und der AfD. Unter dem Post der Zeit sammeln sich mittlerweile die „Lügenpresse“ und „Fakenews“-Ausrufe. Dabei steht nun Aussage gegen Aussage.
Die Informationen der „Zeit“-Redakteure stammen aus dem engerem Umfeld von Alice Weidel. Sicher sei, dass zumindest die Studentin die Gehaltsgrenze überschritten habe. Zwei bis drei Stunden habe sie jede Woche für Weidel gearbeitet, das schreiben die Redakteure in einer Stellungnahme auf „Zeit Online“. Das passt nicht mit Weidels Aussage zusammen: Denn der Verdienst von 750 Franken im Jahr, bei einem Lohn von 25 Franken pro Stunde würde bedeuten, dass die Haushaltshilfen nur 30 Stunden in zwölf Monaten für Frau Weidel und ihre Familie gearbeitet hätte. Das wäre nur etwas mehr als eine halbe Stunde pro Woche, sehr wenig für eine Haushaltshilfe.
Während den AfD-Anhängern die Recherchen der Journalisten nicht ausreichen, verlangen sie von Weidel keinen Beweis für ihre Behauptung oder eine Erklärung für die geringe Arbeitszeit. Auch das eigentliche Thema des Artikels scheint in der Diskussion unterzugehen: Er handelt von einer Frau, die privat nicht das lebt, wofür sie mit ihrer Partei steht.