Österreich: Traumland für Rentner?
Die Linke fordert im Wahlkampf ein Rentensystem, das dem Österreichs entspricht – weil für alle mehr Geld rausspringen würde. Ist das System tatsächlich besser und wäre es in Deutschland umsetzbar?
Es klingt fast paradiesisch: Statt zwölf werden in Österreich jährlich 14 Renten ausbezahlt, das Rentenniveau liegt bei fast 80 Prozent. In Deutschland zurzeit nur bei knapp 48 Prozent – Tendenz sinkend.
Das hat verschiedene Gründe: Der Beitragssatz in Österreich ist höher ist als in Deutschland. Arbeitgeber müssen statt 9,35 Prozent dort 12,55 Prozent einzahlen, Arbeitnehmer statt 9,35 Prozent 10,25 Prozent. Außerdem zahlen alle Erwerbstätigen ein. In Deutschland zahlen Selbstständige freiwillig, geringfügig Beschäftigte können sich befreien lassen und Beamte zahlen nicht in die gesetzliche Rentenversicherung ein. In Zahlen ausgedrückt: 71 Prozent der Menschen in Österreich im Erwerbsalter zahlen ein, in Deutschland sind es 64 Prozent.
Will man das österreichische System in Deutschland umsetzen, wäre ein höherer Beitragssatz als im Nachbarland erforderlich. Das liegt daran, dass zurzeit in Österreich mehr junge Leute auf Menschen im Rentenalter kommen. Auf einen Menschen im Rentenalter kommen 3,4 Personen im Erwerbsalter – in Deutschland sind es 2,9.
Rente höher, Pflege geringer?
Einen Nachteil gibt es aber, behaupten „Münchener Merkur“ und „Augsburger Allgemeine“.
Laut den Berichten soll es in Österreich keine verpflichtende Pflegeversicherung geben. Ein Rentner müsse also im Alter für seine Pflege selber aufkommen. Das stimmt nur teilweise, denn Geld gibt es schon: Die staatliche Pflegeversicherung wird aus Steuermitteln finanziert. Wer aber möchte, kann noch eine zusätzliche Versicherung abschließen. Diese Standard-Leistungen sind für alle Versicherten gleich. Im Vergleich zu Deutschland allerdings je nach Pflegestufe geringer. Hier fallen 2,6 Prozent für eine Pflegeversicherung an.
Im aktuellen Vergleich schneidet Österreich also tatsächlich besser ab. Allerdings ist fraglich, ob sich diese hohen Beiträge auch in Zukunft auszahlen lassen. Denn auch im Nachbarland findet der demografische Wandel statt. Die Zahl der zahlenden Erwerbstätigen sinkt, die Belastung der Staatskasse steigt. Ob sich das hohe Rentenniveau halten lässt, bleibt offen.
Übrigens: Realitätsnaher als die Bruttostandardrente sind die Zahlen des Alterssicherungsberichts, wie das Faktencheckerportal „Journalistico“ berichtet.
So stellt sich das Rentensystem in Österreich und in Deutschland im Vergleich dar (Quelle: Deutsche Rentenversicherung):