#UkraineFacts: Faktencheck-Redaktionen weltweit recherchieren gemeinsam gegen Desinformation
Der Krieg in der Ukraine war vom ersten Tag an auch ein Informations- und Propaganda-Krieg. Falsche Informationen verbreiten sich in Sozialen Netzwerken, verunsichern Menschen und säen Zweifel, was in der Ukraine passiert. Deshalb prüfen wir die Fakten und decken manipulierte Fotos und Videos auf. Dabei hilft uns die Zusammenarbeit mit Faktencheck-Redaktionen auf der ganzen Welt.
Eine freie und unabhängige Presse ist eine der wichtigsten Grundlagen einer funktionierenden Demokratie, denn sie ermöglicht Meinungs- und Informationsfreiheit. Desinformation und Falschmeldungen hingegen haben das Potenzial, Demokratien ins Schwanken zu bringen, Gesellschaften zu spalten und Angst und Hass zu schüren. Deshalb nutzen wir im Faktencheck-Team von CORRECTIV unser Recht auf Pressefreiheit, um mit Faktenchecks faire Debatten anzustoßen und jedem zu ermöglichen, sich auf der Grundlage von Fakten eine eigene Meinung zu bilden.
Nicht überall ist die Presse so frei wie in Deutschland. Wir sind Teil des International Fact-Checking Networks (IFCN) und kooperieren für Recherchen und Faktenchecks immer wieder mit anderen Faktencheck-Redaktionen aus der ganzen Welt. Wir unterstützen uns gegenseitig – auch dort, wo Journalistinnen und Journalisten nicht so unabhängig und sicher arbeiten können wie wir.
Eine Weltkarte sammelt Faktenchecks rund um den Russland-Ukraine-Krieg
Seit Beginn des Krieges in der Ukraine tauschen wir uns regelmäßig mit 90 Faktencheck-Organisationen darüber aus, welche Falschmeldungen kursieren. In welcher Sprache und in welchem Land ist das Thema noch aufgetaucht? Wer hat dazu bereits recherchiert und etwas herausgefunden? Wer kann helfen, den Ort zu lokalisieren, an dem ein Video aufgenommen wurde?
Um nachzuzeichnen, wie stark sich Desinformation rund um den Krieg international verbreitet, haben die Mitglieder des IFCN, auf Initiative der spanischen Organisation Maldita, die Webseite www.ukrainefacts.org ins Leben gerufen. Eine Weltkarte zeigt, in welchen Ländern identische Falschmeldungen auftauchen, und bündelt alle Faktenchecks zu diesem Thema. Mehr als 1.500 Artikel sind dort inzwischen zu finden. Mit dem gemeinsamen Hashtag #UkraineFacts wollen wir unsere Faktenchecks außerdem auf Twitter leichter auffindbar machen.
Viele Falschmeldungen verbreiten sich über Ländergrenzen hinweg auf Englisch; andere werden in verschiedene Sprachen übersetzt. Ganz ähnliche Dynamiken haben wir bereits während der Corona-Pandemie beobachtet und darauf reagiert: Die „Coronavirus Facts Alliance“ auf Initiative des IFCN machte die länderübergreifenden Trends der Desinformation rund um das Virus und Impfungen sichtbar und schuf eine umfassende Datenbank mit Faktenchecks.
Die „Infodemie“ der vergangenen zwei Jahre hat gezeigt, wie wichtig internationale Kooperationen im Journalismus sind.
Die Methoden der Desinformation lassen sich auf diese Weise entlarven. Typisch sind in Krisensituationen Videos und Fotos, die in falschem Kontext verbreitet werden. Auch im Krieg in der Ukraine sehen wir diesen Trend. Ein Video beispielsweise, das die Explosion des russischen Kriegsschiffs Moskwa zeigen soll, wurde von IFCN-Mitgliedern in den USA, Serbien, Polen, Griechenland, Spanien, Italien und Litauen überprüft. Tatsächlich zeigt das Video etwas anderes: eine Explosion bei einer Militärübung in Norwegen, die in keinem Zusammenhang mit dem Krieg steht.
Desinformation macht nicht an Ländergrenzen Halt
Manche Narrative benötigen einige Zeit, um sich international zu verbreiten. Ein manipuliertes Video mit falschen Untertiteln, demzufolge der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in einem Interview angeblich die Wirkung von Kokain anpreist, verbreitete sich beispielsweise in Deutschland erst Ende April. In Georgien war es bereits einen Monat vorher, am 23. März, aufgetaucht. IFCN-Mitglieder in Griechenland prüften die Behauptung eine Woche später. Am 11. April klärte die AFP in Bulgarien darüber auf. In Deutschland tauchten die ersten Meldungen dazu nach unseren Recherchen jedoch erst Ende April auf – zwei Monate nachdem Putin die Kiewer Regierung als „Drogenabhängige“ bezeichnete und dafür Belege erfunden werden mussten.
Der Krieg in der Ukraine zeigt, dass Desinformation nicht an Grenzen Halt macht. Nur eine freie Presse weltweit und unabhängige Recherchen können dem etwas entgegensetzen.
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