In eigener Sache

CORRECTIV-Recherche zu klimaschädlichen Geldanlagen für zwei weitere Preise nominiert

von Jan Willeken

symbolbild_recherche-4

Die Devestment-Recherche von CORRECTIV ist für den „ERM Medienpreis 2017“ zum Thema nachhaltige Entwicklung sowie dem Deutschen Journalistenpreis nominiert. Die Verleihung des Deutschen Journalistenpreises findet am 28. September statt, die Entscheidung der Jury des ERM Medienpreises fällt ebenfalls in den kommenden zwei Wochen. Zuvor war die Recherche bereits für den Henri-Nannen-Preis nominiert. 

Devestment bedeutet, Investitionen in fossile Rohstoffe wie Öl, Gas und Kohle zu verkaufen. Die CORRECTIV-Reporterin Annika Joeres sowie der Gastautor Fabian Löhe hatten recherchiert, in welche Unternehmen oder Fonds die Bundesländer das Geld für ihre Beamtenpensionen investieren. Nach wochenlangen Recherchen und Klageandrohungen wurde im Juli vergangenen Jahres klar: Sieben von sechzehn Bundesländern legen ihr Geld in klimaschädlichen Firmen an. Es war unseren Journalisten gelungen, von den Landesregierungen exakte Listen zu erhalten, mit wie viel Geld sie über Pensionsfonds an welchen Firmen beteiligt waren.

Nordrhein-Westfalen, Bayern, Baden-Württemberg, Berlin, Hessen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg hatten zusammen mehr als vier Milliarden Euro weltweit in Konzernen angelegt. Knapp 400 Millionen Euro davon steckten in Firmen, die den Klimaschutzzielen der Bundesregierung entgegenstehen. Auch vor Investments in Waffenhersteller, Tabakkonzerne oder Firmen, die grob unethisch geführt werden, scheuten sich die Landesregierungen nicht.

Die Veröffentlichung dieser Recherche durch CORRECTIV wurde in dutzenden regionalen Zeitungen und Internetseiten verbreitet und sorgte daraufhin für Diskussionen in den Landesparlamenten, für Pro- und Contra-Diskussionen von solchen Investitionen in den betroffenen Ländern, besonders in Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Die Vorsitzende des Bundestags-Ausschuss für Umwelt und Naturschutz, Bärbel Höhn (Grüne), erklärte die Grünen zur „Devestment-Partei“ und übte damit Druck auf ihre Parteifreunde in den Landesregierungen in NRW und Baden-Württemberg aus.

In Sachsen Anhalt kündigte Ministerpräsident Rainer Haseloff (CDU) zunächst an, die Anlagen zu überdenken, die Linke stellte mehrere Anträge dazu – aber die Bürgerinnen und Bürger warten noch immer auf dieses versprochene Devestment. Nordrhein-Westfalen hingegen hat noch unter rot-grüner Regierung die indirekten Investitionen in die umstrittenen und grenznahen Atomkraftwerke Tihange und Doel gestoppt, die unsere Recherche erst öffentlich gemacht hatte. Und Baden-Württembergs grüner Ministerpräsident Winfried Kretschmann lässt inzwischen einen „ethischen Investitionsleitfaden“ entwickeln.