NRW verliert CODE Univercity
Softwareentwickler sind entscheidend, wenn es darum geht, die Industrie in die Zukunft zu führen. Es gibt wenige Hochschulen in denen Softwareprofis ausgebildet werden. Umso wichtiger ist es, eine dieser Kaderschmieden in der Nähe zu haben, um Firmen auszubauen oder neue zu grünen. Der Programmierer Thomas Bachem hat nun eine dieser Hochschulen gegründet. Doch seine „Code“-Schule wird nicht wie geplant, in NRW eröffnet. Bachem geht mit seiner Hochschule nach Berlin. Warum? CORRECTIV.RUHR hat mit ihm gesprochen.
Programmierer, Entwickler, Gründer. Das sind die wichtigsten Rohstoffe, um eine Industrieregion in die Zukunft zu führen. Und leider sind genau diese Menschen knapp. Aus diesem Grund ist es wichtig, Schulen zu haben, in denen Softwareentwickler studieren können, in denen sie sich treffen und gemeinsam Ideen für neue Produkte und Unternehmen entwickeln. Entweder werden sie von Firmen abgeworben, die rund um die Hochschulen ihre Standorte eröffnen, oder sie gründen selber Firmen.
Wie Thomas Bachem. Der Entwickler brachte sich das Programmieren selbst bei und fing schon in jungen Jahren an, Software zu schreiben. Ein Informatik-Studium hätte nahe gelegen. Bachem war das jedoch zu theoretisch. Und zu viel Mathematik. Verlockend hingegen war ein Praxis-näheres BWL-Studium an einer privaten Hochschule in Köln.
Neben dem Studium gründete Bachem Start-ups, darunter Fliplife, Lebenslauf.com und United Prototype. Trotzdem stellte er sich die Frage, wieso es so viele Business-Schools gibt. aber keine „Tech-Schools“ im Bereich Informatik. Er fragte sich, warum er nicht selber eine Hochschule für IT-Interessierte schaffen sollte?
Einfach machen
Bachem wird Hochschulgründer. Der Startschuss für seine IT-Hochschule „Code“ wird im Wintersemester 2017 in Berlin gegeben. Auf dem Programm stehen: Software-engineering, digitales Produktmanagement und interaction-design. „Eigentlich gründe ich gerade die Hochschule, die mir selber so lange gefehlt hat“, sagt Bachem. „Ich habe bemerkt, dass ein Informatik Studium eigentlich überhaupt keine Aussage darüber trifft, ob Bewerber auch wirklich gute Software-Entwickler sind.“ Deshalb soll in Bachems Hochschule theoretisches und praktisches Lernen im Fokus stehen.
„Da ist ein ganz offensichtlicher Mangel“
Hochschulen, wie Bachem sie gerade gründet, gibt es schon im Ausland, doch die sind staatlich nicht anerkannt. Zum Beispiel „quarante deux“ (42) in Frankreich. „Das ist eine nicht anerkannte aber dennoch sehr große Bildungsinstitution“, sagt Bachem. „Die dort über tausend Entwickler jedes Jahr ausbildet.“ Die Hochschulen, die anerkannt sind, hätten ein Problem darin, Theorie und Praxis miteinander zu verbinden. „Wir glauben, dass wir das vereinbaren können“, sagt Bachem. „Wir wollen versuchen eine staatlich anerkannte Hochschule zu machen, die trotzdem sehr Praxisnah lehrt.“
Deutliche Argumente für Berlin
Zunächst wollte Bachem die Hochschule in seiner Heimatstadt Köln gründen. Doch Berlin hat mehr zu bieten, als nur die Hauptstadt Deutschlands zu sein. Es ist ein Schmelztiegel für Kreative und Medienschaffende – national wie international. Leider sind nicht nur diese Netzwerke ein Argument für den Hochschul-Gründer, auch das Hochschul-Zulassungsverfahren spricht für Berlin.
„Berlin hat die höchste Dichte an privaten Hochschulen in Deutschland. Und das liegt nicht zuletzt daran, dass dort das Hochschulgesetz in einigen Aspekten liberaler ist“, sagt Bachem. Für ihn war es wichtig, dass die staatliche Anerkennung schnell zu erlangen ist und im Wintersemster 2017 angefangen werden kann. Im Lauf der Zeit werden Aspekte wie Programmakkreditierung geregelt. Das ist in NRW nicht möglich. Das Zulassungsverfahren dauert am Rhein wesentlich länger. Schon vor dem Start muss die Programmakkreditierung stehen.
NRW hatte großes Interesse
„Für NRW spricht, ist, dass es ein sehr großes Einzugsgebiet ist für Studierende hat“, sagt Bachem. „Ich kann mir sehr gut vorstellen, den zweiten Standort hier in NRW zu machen.“ Das sollte NRW freuen, denn es gab großes Interesse daran, Code hier zuhalten und so wurde das Projekt stark von der Landesregierung unterstützt. Unter anderem von dem Wirtschaftsminister oder von dem Beauftragten für digitale Wirtschaft und der Stadt Köln.
„Ich habe bemerkt, dass die Rheinländer und die Kölner und dann eben auch die NRWler als Ganzes da schon sehr zusammenhalten“, sagt Bachem. „Und wir ganz offen darüber reden konnten, dass es etwas ist, was NRW schon sehr gut tun könnte.“ Geklappt hat es leider doch nicht. Der Grund: Das komplizierte Zulassungsverfahren in NRW.