Jugend & Bildung

2016: Lehrer in NRW fehlen an 1,8 Millionen Schultagen

An wie vielen Tagen sind die Lehrer in Nordrhein-Westfalen krank? Aufschluss darüber gibt der aktuelle Krankenstandsbericht des Schulministeriums. Die Lehrergewerkschaft Erziehung und Wissenschaft reagierte prompt. Unter anderem fordert sie, dass das Land mehr Vertretungskräfte zur Verfügung stellt, um die Lehrer zu entlasten.

von Hendrik Schulze Zumhülsen

© krank von Sgt. Pfeffer unter Lizenz CC BY 2.0

Ein Rechenbeispiel: Auf über 5000 Jahre kommt man, wenn man alle 1,78 Millionen Krankheitstage zusammenrechnet, die 2016 Lehrer in Nordrhein-Westfalen genommen haben. Einen von 16 Schultagen haben die Lehrer im Schnitt verpasst, weil sie krankgeschrieben waren. Das bedeutet meist Mehrarbeit für einen anderen Kollegen – oder der Unterricht fällt aus und die Schüler müssen es ausbaden.

Besonders an den Hauptschulen ist der Krankenstand der Lehrer hoch. Mindestens einmal in drei Wochen oder an jedem 13. Arbeitstag meldet sich dort ein Lehrer krank. Am wenigsten fehlen die Pädagogen am Gymnasium. Da fällt durchschnittlich nur jeder 20. Tag wegen Krankheit aus.    

Weniger als der Durchschnitt

All das lässt sich im aktuellen Krankenstandsbericht des NRW-Schulministeriums nachlesen. Dort wurden alle Krankheitstage der Lehrer Nordrhein-Westfalens elektronisch erfasst. Insgesamt, auf alle Schulformen hochgerechnet, meldeten sich die Lehrer an 6,3 Prozent der Arbeitstage krank. Das ist weniger als der Durchschnittswert von anderen Mitarbeitern des Landes (etwa 7,8 Prozent), der 2015 erfasst wurde.      

Nicht berücksichtigt wurden in dem Bericht des Schulministeriums die Arbeitstage, an denen Lehrer mit anderen Arbeiten beschäftigt waren, aber keinen direkten Unterricht in der Schule gegeben haben. Denn ein Lehrer stellt sich in der Regel nicht einfach vor die Klasse und betet seinen Unterricht herunter. Experten schätzen, dass weniger als die Hälfte der Arbeitszeit auf den Unterricht entfällt. Den Rest ihrer Zeit verbringen sie zum Beispiel mit Unterrichtsvorbereitungen oder der Korrektur von Hausaufgaben und Klausuren.

Je älter, desto häufiger krank

Auch das Alter einer Lehrkraft steht – das ist nicht überraschend – mit den Krankheitstagen in Verbindung. Lehrer unter 36 meldeten sich an 4,8 Prozent ihrer Arbeitstage krank. Bis zum 55. Lebensjahr stieg der Durchschnitt der Krankentage auf etwa 5,9 Prozent an. Ein deutlicher Sprung ist bei den Lehrern ab 55 festzustellen. In dieser Altersgruppe fallen etwa 8,3 Prozent der Arbeitstage durch Krankheit aus.

Sylvia Löhrmann, Ministerin für Schule und Weiterbildung, kündigte Maßnahmen an, mit denen sie die Lehrergesundheit vorbeugend verbessern wolle. Konkrete Vorschläge fehlen aber in dem Bericht. In einer Stellungnahme forderte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) NRW unter anderem, die Arbeitszeit deutlich zu reduzieren und eine Lehrkräfte durch Gesundheitsexperten und Arbeitspsychologen zu unterstützen.

Die Schulen brauchen mehr Lehrer!

Eine weitere Forderung: Das Land solle mehr Lehrer für Vertretungsunterricht einstellen. „Viel zu oft kann nur zusätzlich belastende und häufig unbezahlte Mehrarbeit von Lehrkräften Unterrichtsausfall bei Krankheit vermeiden“, heißt es in der Stellungnahme. Wären genügend zusätzliche Kräfte da, um bei Krankheit einzuspringen, müsse das nicht passieren.  

Correctiv.Ruhr beschäftigt sich weiter mit dem Thema Unterrichtsausfall. Schüler, Eltern und Lehrer haben in einer Crowd-Recherche die Möglichkeit, Unterrichtsausfall an den Dortmunder Schulen zu melden. Hier die Hintergrund-Berichte zum Projekt: www.unterrichtsausfall-check.de

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