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erneut hat sich die Regierungskoalition in einem Thema mächtig verhakt: dem Rentenpaket. Eigentlich soll das Gesetz in den nächsten Wochen verabschiedet werden. Doch es gibt Widerstand in den eigenen Reihen – und zwar in Teilen der Union. Und auch aus den Wirtschaftswissenschaften: Dutzende namhafte Ökonomen forderten heute, das Rentenpaket zu verschieben und auf die Vorschläge der Rentenkommission im kommenden Jahr zu warten. Doch Kanzler Friedrich Merz und Markus Söder lehnen ab. Sie wollen die Reform schnellstmöglich durchsetzen und müssen nun ihre Partei auf Linie bringen. Im Thema des Tages klären wir, worum es eigentlich geht – und warum die Fronten so verhärtet sind.

Thema des Tages: Rentenstreit: Merz unter Druck

Der Tag auf einen Blick: Das Wichtigste

Faktencheck: Deutschlandflaggen in NRW: Weidel teilt falsche Informationen zu Staatsschutz-Ermittlungen

Gute Sache(n): Europas Replik zum 28-Punkte-Plan • Millionen von Mietwohnungen könnten mit Solarstrom versorgt werden • Schon Neandertaler haben sich geküsst

CORRECTIV-Werkbank: In den Augen Russlands sind wir „unerwünscht“ – die Auswirkungen sind noch nicht abzusehen

Grafik des Tages: Sind Sie für ein Böllerverbot?

Foto: Matt Bennett / unsplash.com
(Foto: Matt Bennett / unsplash.com)

Das ist der Hintergrund: 
Wegen des demografischen Wandels müssen immer weniger Junge für immer mehr Rentenbeziehende aufkommen. Damit das Rentensystem finanzierbar bleibt, braucht es Reformen. Eine Kommission soll im nächsten Jahr Vorschläge erarbeiten. 

Doch schon jetzt wollen die Regierungsparteien zentrale Projekte durchsetzen. Die Union setzt auf die Aktivrente, um ältere Menschen länger im Arbeitsleben zu halten. Die CSU will die Mütterrente – Kosten: fünf Milliarden Euro jährlich. Die SPD wiederum will das Rentenniveau bei 48 Prozent einfrieren. Das ist der Streitpunkt. 

Darum geht der Streit in der Substanz: 
Das Rentenniveau gibt an, wie hoch die Rente einer Person ausfällt, die 45 Jahre lang zum Durchschnittslohn gearbeitet hat – gemessen am aktuellen Durchschnittslohn. Um das Niveau bei 48 Prozent zu halten, müsste die Regierung den Nachhaltigkeitsfaktor aussetzen. Dieser Faktor soll eigentlich den Rentenanstieg bremsen, wenn immer weniger Junge für immer mehr Rentner zahlen. Mit dem Nachhaltigkeitsfaktor würde das Rentenniveau bis 2031 auf etwa 47 Prozent sinken. Die SPD will das verhindern.

Die Junge Gruppe pocht hingegen auf Generationengerechtigkeit: Denn das Einfrieren des Rentenniveaus kostet ab 2031 über zehn Milliarden Euro jährlich. Diese Last trage allein die junge Generation. Sehr gut erklärt wird das hier im Handelsblatt.

Bayerischer Ministerpräsident und CSU-Parteivorsitzender Markus Söder auf dem Deutschlandtag mit Johannes Winkel, Bundesvorsitzender Jungen Union und Mitglied Junge Gruppe der CDU-CSU-Bundestagsfraktion. (Foto: picture alliance / Chris Emil Janßen)

Darum sind die Fronten verhärtet: 
Für die SPD ist Rente ein Kernthema. Und nach Zugeständnissen bei Migration und Bürgergeld sowie nach der gescheiterten Verfassungsrichterwahl im Juli muss die SPD-Spitze beweisen, dass sie eigene Anliegen durchsetzen kann. 

Die Junge Gruppe der Union will auch nicht zurückstecken – und sich etwa mit unkonkreten Absichtserklärungen abspeisen lassen. Den Kompromissvorschlag von Kanzler Merz, in einem Begleittext weitere Reformbereitschaft zu signalisieren, lehnten die Mitglieder der Jungen Gruppe ab.

Kritiker meinen: Einmal mehr wirft der Vorgang ein schlechtes Licht auf Kanzler Merz und den Fraktionsvorsitzenden Jens Spahn. Erneut schaffen sie es nicht, vorab Kompromisslinien in ihrer Partei auszuloten – wieder einmal kommt es zum öffentlichen Streit.  

Viele Falschnachrichten zum Thema Rente 
Wie emotional das Thema Rente ist, zeigt auch die Arbeit unserer Faktencheck-Redaktion. Dort schlagen regelmäßig Falschbehauptungen und verzerrte Angaben über die Rente auf, die in Sozialen Netzwerken viral gehen. Ein Klassiker: Die angebliche Forderung, die Witwenrente abzuschaffen – seit Jahren fälschlich Annalena Baerbock und gelegentlich auch Alice Weidel in den Mund gelegt. 

Krieg in der Ukraine: Weiter Verhandlungen über Friedensplan  
Die USA und die Ukraine haben den US-Plan bei den Verhandlungen in Genf eingekürzt, berichtete die Financial Times. Der Kreml lehnte hingegen die Vorschläge der Europäer ab. Kanzler Merz rechnet nicht mit einer Einigung in dieser Woche. 
tagesspiegel.de / sueddeutsche.de

Lokal: BSW-Vizefraktionschef aus Brandenburg tritt nach AfD-Aussage zurück 
Christian Dorst, der Vorsitzende der BSW-Landtagsfraktion in Brandenburg, tritt nach heftiger Kritik zurück. Ein Kommentar von ihm, der als Relativierung des Holocausts aufgefasst wurde, hatte zuvor scharfe Vorwürfe ausgelöst. 
welt.de

Eine Deutschlandfahne vor grauem Himmel durch ein Fenster fotografiert
Symbolbild: Thomas Trutschel / Photothek / Picture Alliance

So geht’s auch
Rund 20 Millionen Mietwohnungen in Deutschland könnten mit Solarstrom vom eigenen Dach versorgt werden. Das schlussfolgert eine Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Allerdings müsste laut Ökonomen der Gesetzgeber nachsteuern: So seien die geltenden Vorgaben zu  Strommessung und Abrechnung zu kompliziert und die Genehmigungsprozesse für Photovoltaikanlagen zu aufwändig.
taz.de


Eigentlich wussten wir, dass das früher oder später passieren würde. In den ersten Wellen traf es vor allem die einflussreichsten russischen Organisationen. Jetzt sehen wir, wie Russland auch jene klassifiziert, die ganz unabhängig von seinem Einfluss für die Werte einer offenen, demokratischen Gesellschaft stehen. 

Das ist ein Zeichen: Wladimir Putins Regime grenzt alles aus, was als potenzielle Bedrohung wahrgenommen werden könnte – dazu gehören besonders jene Akteure, die kritisch berichten. Die Nachricht löste bei uns einen Gefühlscocktail aus. Zuerst kam die seltsame Freude: Wir sind drin. Wir werden wahrgenommen. Denn in der perversen Logik autoritärer Vergeltung bedeutet ein Verbot, dass man irgendetwas richtig machen muss. Unsere Arbeit bedroht jene, die Rechenschaft fürchten. 

Doch dann kamen schwierige Fragen: Wie viele unserer Podcast-Partner werden ihre Beteiligung an gemeinsamen Projekten überdenken? Wie viele Sprecher, die sich auf unsere „Exile Talks“ vorbereitet hatten, werden absagen? Und: Wie sprechen wir jetzt mit Kolleginnen und Kollegen, die noch Familie und Freunde in Russland haben? 

An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Maximilian Billhardt, Ulrich Kraetzer und Jule Scharun.