So funktioniert bisher die Kontrolle der Apotheken
Bisher laufen die Kontrolle der Apotheker unregelmäßig und angemeldet. Der Fall der gestreckten Krebsmedikamente aus Bottrop könnte Reformen anstossen.
Bisher laufen die Kontrolle der Apotheker unregelmäßig und angemeldet. Der Fall der gestreckten Krebsmedikamente aus Bottrop könnte Reformen anstossen.
Ab dem 14. August ist das gemeinnützige Recherchezentrum Correctiv.org mit einer Mobilen Lokalredaktion in der Bottroper Innenstadt vertreten. Das Büro soll als Anlaufstelle für Betroffene und Angehörige im Fall der Alten Apotheke dienen. Unsere gesellschaftliche Aufgabe fassen wir allerdings noch weiter.
Die Vorwürfe gegen den Alten Apotheker Peter S. aus Bottrop klingen kaum glaubhaft. Ein Mann aus einer alten, geachteten Apothekerfamilie soll krebskranken Menschen zehntausendfach gepantschte Arzneien verkauft haben? Wir gehen in die Details der einzelnen Vorwürfe, so wie die Ermittler sie erarbeitet haben. Die Informationen stammen aus Unterlagen der Staatsanwaltschaft, der Gesundheitsbehörden und anderer Ermittlungsgruppen. Nicht jeder Vorwurf wird vor Gericht gebracht.
Marie Klein und Martin Porwoll aus Bottrop waren die Whistleblower in einem der größten Medizinskandale Deutschlands. Sie machten bekannt, dass der Apotheker aus der Stadt im Ruhrgebiet über Jahre teure Krebsmedikament streckte und die Patienten betrog.
Der Fall der falsch dosierten Krebsmedikamente des Bottroper Apothekers Peter S. betrifft weitaus mehr Menschen als bisher bekannt. Mehrere Tausend Patienten in sechs Bundesländern erhielten über Jahre hinweg teils wirkungslose Arzneien. Ein Großteil der Betroffenen ist darüber noch nicht informiert. Der Skandal wirft damit auch zunehmend ein schlechtes Licht auf die Behörden. Die verließen sich darauf, dass Ärzte und Kliniken die Patienten unterrichten.
Als der Apotheker Peter S. Ende November 2016 in Bottrop festgenommen wurde, konnte sich niemand vorstellen, dass die Vorwürfe stimmen könnten. Peter S. soll über Jahre Krebsmedikamente zu niedrig dosiert oder gar ohne Wirkstoff abgegeben haben. Tausende schwerkranke Menschen könnten betroffen sein. Ein Schock. Bis dahin kannten die Bottroper den Apotheker der Alten Apotheke als karitativen Sponsor, als treibende Kraft im Förderverein des Hospizes. Recherchen von CORRECTIV mit dem ARD-Magazin Panorama zeigen nun, dass sich der Skandal zu einem der größten Medizinskandale der Nachrkriegszeit entwickelt. Jetzt reden die Zeugen.
Der Krebs-Apotheker Peter S. aus Bottrop sitzt seit einem halben Jahr in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn wegen Abrechnungsbetrug gegenüber den Krankenkassen. Doch der größere Betrug geschah womöglich gegen den Patienten. Die Ermittler haben einen Infusionsbeutel für eine Patientin gefunden, in dem gar kein Wirkstoff war: ein angebliches Krebsmedikament, das nur aus Kochsalzlösung bestand. Ein Einzelfall - oder einer von Hunderten? In Bottrop herrscht Betroffenheit unter Patienten und ihren Angehörigen. Eine Spurensuche vor Ort.