Spiegel-Artikel über „Niederlage der Ukraine“ ist gefälscht – prorussische Desinfo-Kampagne weiter aktiv
Seit Mitte 2022 verbreiten prorussische Desinformations-Akteure gefälschte Artikel bekannter Medien in Sozialen Netzwerken. Mit den Inhalten wollen sie Stimmung gegen die Ukraine und westliche Hilfen machen. Eine aktuelle Fälschung betrifft den Spiegel.
Die Niederlage der Ukraine im Krieg werde immer offensichtlicher. So beginnt angeblich ein aktueller Artikel von Spiegel Online. Darin wird gegen die westlichen Hilfen an die Ukraine gewettert und ein Ende des Krieges zugunsten Russlands prognostiziert – auch aufgrund dessen „mächtiger gestaffelter Verteidigungslinie“.
Der Artikel ist eine Fälschung, wie mehrere Details entlarven. Dahinter steckt eine komplexe Desinformations-Kampagne, mit der prorussische Akteure Stimmung gegen die Ukraine machen wollen.
Untypische Formulierungen entlarven Fälschung
In dem Text geht es um die „Russen“, die ukrainische Streitkräfte „vernichteten“; die vermeintliche Stärke des russischen Militärs wird mehrfach betont. Optisch gibt es Unstimmigkeiten: Als Option zum Teilen des Artikels wird das alte Twitter-Symbol angezeigt; bei echten aktuellen Spiegel-Artikeln wird das neue X-Symbol angezeigt. All das sollte misstrauisch machen.
Eine Suche auf der echten Spiegel-Webseite liefert keine Treffer für einen Artikel mit dem Titel „Hoffen und Harren macht manchen zum Narren“. Auch sonst finden sich keine Hinweise, dass solch ein Artikel jemals erschienen ist.
Gefälschter Spiegel-Artikel ist Teil eines prorussischen Desinformationsnetzwerks
Den entscheidenden Beleg, dass es sich um eine Fälschung handelt, liefert die URL: Statt dem korrekten Link www.spiegel.de endet die Adresse auf „.ltd“. Diese Domain steht in Verbindung mit einer komplexen Desinformationskampagne. Medien deckten im Sommer 2022 ein prorussisches Netzwerk auf, das mit Fake-Facebook-Accounts gefälschte Webseiten deutscher und internationaler Medien verbreitete. Facebook sperrte im September 2022 mehrere Domains – darunter auch Spiegel.ltd.
Doch die Kampagne ist weiterhin aktiv, wie wir im Juni 2023 berichteten. Über Kurz-Links umgehen die Verbreiter hinter der Kampagne die Sperrung der Domains. Nicht nur Facebook ist betroffen, wie wir berichteten: Auch auf X verbreiteten sich gefälschte Medienberichte der Welt, der Neuen Rhein/Neuen Ruhr Zeitung und immer wieder – wie auch im aktuellen Fall – vom Spiegel.
Einen Überblick mit allen Faktenchecks von uns zum Krieg in der Ukraine finden Sie hier.
Redigatur: Gabriele Scherndl, Matthias Bau