Nein – Merkel will „indigene Deutsche“ nicht durch 12 Millionen Migranten ersetzen
„Anonymousnews“ stellt ein Dokument des Innenministeriums falsch dar.

So betitelt „Anonymousnews“ einen Artikel der pauschalisiert und falsche Informationen enthält.
Um sich über die „kriminellen Machenschaften des Merkel-Regimes“ zu informieren, so „Anonymousnews“, müsse man ausländische Presse lesen.
Die österreichische Webseite „Wochenblick“ veröffentlichte im März 2017 den Artikel: „Merkel hofft auf 12 Millionen Einwanderer“. Die Quelle ist eine britische Zeitung, dort wurde im Februar ein „geheimes Dokument“ erwähnt, dass diese Hoffnung belege.
„Das Dokument ist hochbrisant“, urteilt „Anonymousnews“. Und weiter: „Die Aussichten sind klar und für die indigenen Deutschen wenig erfreulich: Sie sollen nämlich durch Einwanderer aus der ganzen Welt ersetzt werden.“
Erika Steinbach hakt nach
Ob der österreichische Artikel stimmt, fragte sich Erika Steinbach im Jahr 2017. Kurz zuvor war sie aus der CDU ausgetreten. Steinbach ist bekannt durch kontroverse Tweets und ihre Unterstützung für die AfD. Mit einer schriftlichen Anfrage wollte sie der Sache auf den Grund gehen.
Trifft es zu, fragte sie, dass die Bundesregierung ein Strategiepapier erstellt habe, in dem „sinngemäß folgende Aussagen enthalten sein sollen: Bis zum Jahr 2060 sollen 12 Millionen Migranten nach Deutschland kommen, da die Deutschen auf rund 60 Millionen schrumpfen würden, und man jetzt zuversichtlich sei, dass die Zahl von rund 80 Millionen durch die Einwanderung stabil bleiben könnte“.
Sie verwies mit einem Link auf den Artikel im „Wochenblick“.
Kein geheimes Papier
Klaus Vitt, Staatssekretär des Innenministeriums, beantwortete die Frage so: „Die Bundesregierung hat kein solches Strategiepapier verfasst.“ Es gebe eine „demografiepolitische Bilanz“, beschlossen am 1. Februar 2017. Sie heißt: „Jedes Alter zählt – Für mehr Wohlstand und Lebensqualität aller Generationen“.
Dabei handelt es sich allerdings nicht um ein „geheimes“ Papier, oder eines, dass laut „Anonymousnews“ „ausgewählten Journalisten zugänglich gemacht wurde“. Sondern es ist seit Februar 2017 auf der Webseite des Innenministeriums abrufbar.
Darin findet sich tatsächlich eine Berechnung, die laut Vitt aber „nicht amtlich“ sei. Sie stammt vom Statistischen Bundesamt.

Prognosen zur Einwanderung
Grafik aus dem Dokument des BMI
Demnach würde Deutschland bei einer Einwanderung von 300.000 Menschen pro Jahr bis zum Jahr 2060 den selben Bevölkerungsstand haben, wie heute. Angenommen werden eine Geburtenrate von 1,6 und steigende Lebenserwartungen. Dies entspricht dem Durchschnitt der Einwanderung seit 1990.
Zählt man die 300.000 Einwanderer pro Jahr zusammen, ergeben sich zwischen 2017 und 2060 ungefähr 12 Millionen Menschen.
Prognose statt Hoffnung
Es geht in der Berechnung nicht darum, „indigene Deutsche“ zu „ersetzen“. Migration könnte lediglich dazu dienen, den Bevölkerungsstand in Deutschland konstant zu halten.
Bei der Berechnung handelt es sich außerdem um eine Prognose. Nicht um eine „Hoffnung“, wie „Wochenblick“ behauptete.
Das Wort „hoffen“ kommt in dem Dokument nur an einer Stelle vor, in der es um die Integration geht: „Nach den vorliegenden Erfahrungen wird [die Integration] nicht einfach sein und länger dauern als zunächst vielfach erhofft.“
FAZIT: Es gibt ein öffentlich zugängliches Dokument des Innenministeriums. Darin kommt folgende Prognose vor: wenn jedes Jahr bis 2060 300.000 Einwanderer nach Deutschland kommen, wäre der Bevölkerungsstand im Jahr 2060 so wie heute. Von „Ersetzen“ ist keine Rede.