Faktencheck

Landauer Tafel — Foto zeigt hilfsbereite muslimische Familie

In der vergangenen Woche kursierte ein Foto auf Facebook, das zeigen soll wie eine muslimische Familie unberechtigterweise die Hilfe der Landauer Tafel in Anspruch nimmt. Die Landauer Tafel hat nun eine Stellungnahme veröffentlicht - und bezeichnet das Foto als Falschmeldung.

von Caroline Schmüser

Dieser Facebook-Post wurde mehr als 30.000 mal geteilt - und von vielen Nutzern fehlinterpretiert.

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Das auf Facebook verbreitete Foto wurde völlig aus dem Zusammenhang gerissen. Die muslimischen Besitzer des Mercedes beziehen keine Lebensmittel von der Tafel. Die Familie hilft einer deutschen Rentnerin, den Weg zur Tafel zurückzulegen.

Die Debatte um die Tafeln in Deutschland findet kein Ende. In der letzten Woche postete ein Facebook-Nutzer ein Foto auf Facebook mit den Worten: Heute vor der Landauer Tafel. Läuft!“. Das Bild wurde von über 30.000 Nutzern geteilt.

Auf dem Foto zu sehen: Ein schicker Mercedes, der vor der Landauer Tafel parkt. An der geöffneten Beifahrertür des Wagens steht eine Frau mit Kopftuch, am Eingang des Gebäudes stehen weitere scheinbar muslimische Frauen sowie eine ältere Dame mit ergrautem Haar.

In der Kommentarspalte überschlagen sich die voreiligen Schlussfolgerungen: Reiche Ausländer würden die Landauer Tafel unberechtigterweise in Anspruch nehmen.

Die Landauer Tafel wollte dies nicht so stehen lassen — und hat in einer Stellungnahme die Fehlinterpretation des Bildes gerade gerückt.

Besitzer des Mercedes beziehen keine Lebensmittel bei der Tafel

Die Besitzer des Mercedes würden nicht Lebensmittel der Tafel beziehen. Stattdessen, so die Landauer Tafel:

Mit dem abgebildeten Auto wird eine (deutsche) Rentnerin abgeholt, die den Weg zur Tafel nicht mehr allein zurücklegen kann.“ Und weiter: Hilfsbereite Nachbarn fahren sie dann mit ihren Autos zur Ausgabestelle. Dazu gehört auch diese muslimische Familie.“

Tafel gibt Lebensmittel nicht ungeprüft aus

Auch die Unterstellung, die Tafelmitarbeiter würden völlig ungeprüft Lebensmittel an alle ausgeben, die in ihre Einrichtung kommen, wird von der Landauer Tafel so nicht stehen gelassen:

Um in einer Tafel Lebensmittel zu erhalten, muss jeder mindestens einmal jährlich nachweisen, dass er bedürftig ist — egal, welche Nationalität er hat. In unserem Tafel-ABC kann man unter N- Nachweis lesen, welche Unterlagen wir benötigen.“

Update vom 29.03.2018: Es gibt neue Entwicklungen. Recherchen der Lokalzeitung „Die Rheinlandpfalz“ haben ergeben, dass es sich bei der „muslimischen Familie“ tatsächlich um die Familie der Tochter der deutschen Rentnerin handelt. Die Tochter sei mit einem Muslim verheiratet und zum Islam konvertiert. Die Vorsitzende des Trägervereins der Tafel bedauert, dass in der Stellungnahme der Tafel ein kleiner Fehler enthalten war. Am Kern der Sache ändere sich trotz der teilweise unzutreffenden Erklärung nichts: dass die Frau mit Kopftuch keine Kundin der Tafel sei. Die betroffene Seniorin gehe seit rund anderthalb Jahren zur Tafel. Sie wolle ihren Kindern nicht auf der Tasche liegen.