Kein geplanter Terroranschalag auf Berliner Halbmarathon
Ein spekulativer Bericht, der sich auf ranghohe Polizisten beruft, wurde in verschiedenen Medien zitiert. Doch er stellte sich als teilweise falsch heraus.

Die Polizei soll einen Anschlag auf den Berliner Halbmarathon verhindert haben – sie dementiert das. (Bild: Berliner Marathon, 2015)© modi74 / pixabay
Am Sonntag fand der 38. Halbmarathon in Berlin statt, überschattet von Berichten, dass Polizei und Staatsanwaltschaft einen Anschlag auf die Veranstaltung vereitelt hätten.
Zunächst erschien ein Beitrag der „Welt“. Titel: „Polizei verhindert Terroranschlag auf Berliner Halbmarathon.“
Der Artikel enthielt konkrete Details: Der Hauptverdächtige „soll geplant haben, mit Messern Zuschauer und Teilnehmer der Sportveranstaltung am Sonntag zu töten“.
Außerdem habe ein Sprengstoff-Hund im Keller angeschlagen. Ein „ranghoher Polizeiführer“ soll gesagt haben: „Wir werten noch aus. Aber das war wahrscheinlich knapp.“
Dementis der Polizei
Was stimmt: Mehrere Wohnungen wurden am Sonntag durchsucht, sechs Männer wegen des Verdachts auf „Verabredung eines Verbrechens“ festgenommen. Das teilte die Polizei am Nachmittag mit.
Die Polizei hatte einen Anfangsverdacht, sagt Polizeisprecher Thomas Neuendorf heute am Telefon. Sie befürchtete eine schwere staatsgefährdende Gewalttat. Es sei nicht ausgeschlossen gewesen, dass sie dem Halbmarathon gelten könnte, so Neuendorf. „Von uns wurde das aber deutlich vorsichtiger und im Konjunktiv formuliert.“
Die Polizei dementierte am frühen Abend per Twitter, dass sie Sprengstoff gefunden habe:

Tweet der Berliner Polizei, Sonntag, 8. April, 18:37 Uhr.
Screenshot von Twitter.
Das Einsatzkommando hat weder Sprengstoff noch Schusswaffen gefunden, sagt Neuendorf. Und die Behauptung, eine Messerattacke sei geplant, stamme nicht aus offizieller Quelle.
Nach Ermittlungen hat es keinen Beweise gegeben gegeben, dass ein Anschlag geplant war. Die „Auswertung von Datenträgern, Untersuchung von Spuren“ hätten keinen dringenden Tatverdacht bestätigt, schreibt die Polizei in einer Pressemitteilung. Den brauche es für die Untersuchungshaft. Die verhafteten Männer, zwischen 18 und 21 Jahren alt, kamen am nächsten Tag wieder frei.
Mutmaßungen ohne Fakten
„Übermedien“ berichtet, eine Sprecherin von Axel Springer habe die Überschrift der „Welt“ auf Anfrage verteidigt.
Wie es zu der falschen Berichterstattung kam, erklärt sich Neuendorf so: wahrscheinlich habe ein Polizei-Kontakt der „Welt“ Mutmaßungen angestellt, ohne die Fakten zu kennen.