Faktencheck

Nein – Kein afrikanischer Mob hat in Nürnberg Rettungskräfte attackiert

Die Seite „truth24.net” behauptet, ein afrikanischer Mob habe in Nürnberg Rettungskräfte attackiert. Das stimmt nicht. EchtJetzt hat mit der zuständigen Polizeidienststelle gesprochen.

von Cristina Helberg

Rettungskräfte wurden am 27. April in Nürnberg von Jugendlichen angegriffen. (Symbolbild).© Golda / pixabay

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„Das war kein afrikanischer Mob. Das ist völlig falsch”, sagt Polizeisprecher Bert Rauenbusch zu dem Vorfall. Tatsächlich wurden Einsatzkräfte von Jugendlichen verbal und körperlich attackiert. Die Staatsangehörigkeit teilt die Polizei nicht mit.

In einem Artikel der Seite „truth24.net“ behaupten die Autoren, ein afrikanischer Mob habe in Nürnberg Rettungskräfte angegriffen.

„Das war kein afrikanischer Mob. Das ist völlig falsch“, sagt Polizeisprecher Bert Rauenbusch. Welche Staatsangehörigkeit die in den Fall verwickelten Personen haben, will der Polizeisprecher nicht mitteilen. „Über Staatsangehörigkeiten informieren wir nur, wenn diese eine Rolle in dem konkreten Fall spielen“, sagt Rauenbusch.

Tatsächlich haben mehrere Personen am 27. April Rettungskräfte in Nürnberg während eines Einsatzes angegriffen. Das schreibt die Polizei in einer Pressemitteilung zu dem Vorfall. Ein Notarzt und mehrere Sanitäter behandelten demnach unter der Theodor-Heuss-Brücke eine Frau wegen Atemnot, als sie von einer 17-Jährigen „verbal“ angegriffen wurden. Die 17-Jährige soll dann Bekannte verständigt haben. „Drei junge Männer im Alter von 16 und 18 Jahren griffen kurz darauf die Sanitäter und den Notarzt körperlich an. Dabei schlug der 18-Jährige den Notarzt, die weiteren Beschuldigten schubsten die Rettungssanitäter zur Seite“, schreibt die Polizei. Außerdem seien zwei Glasflaschen und eine gefüllte PET-Flasche in Richtung der Rettungskräfte geworfen worden.

Ein 18-Jähriger sei „offenbar der Hauptaggressor“ gewesen und habe mit der Faust eine Delle in die Tür des Rettungsfahrzeugs geschlagen. Der Schaden: Mehrere Tausend Euro. Auch das Handy des Notarztes habe der 18-Jährige kurzzeitig an sich genommen.

Anzeige wegen Körperverletzung

Laut Polizei konnten die Tatbeteiligten vor Ort nach kurzer Fahndung festgenommen werden. Niemand sei verletzt worden. Zwei jugendliche Mädchen nahm die Polizei vorübergehend in Gewahrsam. Nach Abschluss der Sachbearbeitung seien alle Personen wieder entlassen worden.

Die Beschuldigten, die laut Polizei offenbar betrunken waren, wurden wegen tätlichen Angriffs auf Rettungskräfte, gemeinschädlicher Sachbeschädigung, versuchter gefährlicher Körperverletzung und versuchten Diebstahls angezeigt.

 

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Die symbolhafte Bebilderung des „Truth24″ Artikels suggeriert einen Angriff, der so nie stattgefunden hat.

„Truth 24“ Autoren nennen keine Quelle

Die Seite „Truth 24“ zitiert in ihrem Artikel, ohne das zu kennzeichnen, über mehrere Absätze die Pressemitteilung der Polizei. An entscheidenden Stellen ersetzt die Redaktion die neutrale Schilderung der Polizei jedoch durch Behauptungen. Während die Polizei den Tatverdächtigen schlicht als „der 18-Jährige“ beschreibt, heißt es im „Truth 24“ Artikel „der 18-Jährige Afrikaner“.  Aus dem Satz der Polizei: „Dabei griffen mehrere Personen Mitarbeiter des Rettungsdienstes an“ machen die „Truth 24“ Autoren den Satz: „Dabei griff eine Horde Armutsflüchtlinge Mitarbeiter des Rettungsdienstes an.“ Eine Quelle für diese Behauptungen nennen sie nicht. Auch das gewählte Symbolbild suggeriert einen Angriff, der laut Polizei so nicht stattgefunden hat. Aufgenommen wurde es laut Google Bildersuche offenbar in Südafrika.