Nein, diese beiden Männer mussten für Armin Laschet nicht im Regen stehen
Weil einem Bild auf Facebook und Twitter der Kontext fehlt, sieht es so aus, als habe ein Mann neben NRW-Ministerpräsident Armin Laschet im Regen stehen müssen. Andere Aufnahmen zeigen jedoch, dass auch für ihn ein Schirm aufgespannt wurde.
Auf Facebook und Twitter verbreitet sich ein Bild von NRW-Ministerpräsident und Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU). Auf Twitter wird es mit den Worten kommentiert: „Laschet hat die Hände in den Taschen und deswegen muss ein Lakai den Schirm halten und dabei nass werden“ und „der Mensch da vor Laschet, der wohl in Not ist, darf zwar seine Geschichte erzählen, wird aber trotzdem im Regen stehen gelassen.“ Auf Twitter wurde das Bild fast 800 Mal geteilt, auf Facebook rund 860 Mal.
Bei dem Bild handelt es sich um eine Momentaufnahme, die in die Irre führt. Wie weitere Aufnahmen derselben Situation zeigen, wurde auch für den Mann, mit dem Laschet im Gespräch war, ein Schirm aufgespannt. Und auch der Mann, der einen Schirm für Laschet aufgespannt hatte, steht, wie auf anderen Bildern zu erkennen ist, nicht im Regen.
Aufnahmen entstanden in Swisttal oder Schleiden
Laut der Bilddatenbank der DPA wurde das Bild am 2. August von dem Fotografen Oliver Berg aufgenommen und zeigt Armin Laschet im Gespräch mit einem „vom Hochwasser betroffenen Mann“. Wo sie entstand, ist der Datenbank nicht zu entnehmen. Auf unsere Presseanfrage teilte ein Sprecher der DPA per E-Mail mit, die Aufnahme sei in Schleiden entstanden und zeige eine Situation, die etwa zwei bis drei Minuten gedauert habe. Weiter schrieb der Sprecher: „Während des Wortwechsels zwischen Laschet und dem Mann im blauen Polo kam ein weiterer Mann (ein örtlicher Landrat) hinzu und beschirmte dabei den Bürger. Der Name des Bürgers ist der dpa nicht bekannt.“
Wie aus einer Pressemitteilung des Landes Nordrhein-Westfalen hervorgeht, besuchte Laschet am 2. August die Orte Swisttal (Rhein-Sieg-Kreis) und Schleiden (Kreis Euskirchen). Beide Orte wurden schwer vom Hochwasser getroffen. Ein Videobeitrag der DPA, den der General-Anzeiger Bonn am 3. August auf Youtube veröffentlicht, zeigt Armin Laschet bei einem Besuch in den Hochwassergebieten. Darin werden die Aufnahmen dem Ort Swisttal zugeordnet. In dem Beitrag ist auch die Szene zu sehen, die sich auf Facebook und Twitter verbreitet, ob sie in Swisttal oder Schleiden stattfand, ist unklar.
Gesprächspartner von Armin Laschet musste nicht im Regen stehen
Wie in dem Video zu erkennen ist (ab Minute 0:52), zeigt das auf Facebook und Twitter verbreitete Foto nur einen kleinen Ausschnitt der Situation. Im Hintergrund wird von einer weiteren Person ein zweiter Schirm geöffnet, ein Mann mit kurzen blonden Haaren und kurzem Bart. Dabei handelt es sich laut Angaben der DPA um einen „örtlichen Landrat“. Tatsächlich ähnelt der Mann, der in dem Video zu sehen ist, dem Landrat des Kreises Euskirchen, Markus Ramers.
Wie auf einer anderen Aufnahme zu sehen ist, die der Büroleiter der CDU Bundesgeschäftsführung, Marian Bracht, teilte, steht der Mann, der ihn geöffnet hat, anschließend neben dem Betroffenen des Hochwassers. Auf der Aufnahme ist ebenfalls zu erkennen, dass der Mann, der den Schirm für Armin Laschet hält, selbst mit daruntersteht.
Redigatur: Till Eckert, Steffen Kutzner
Update 16. August 2021: Wir haben die Antwort der DPA auf unsere Presseanfrage ergänzt. Die Aufnahmen sind in Swisttal oder in Schleiden entstanden.
Die wichtigsten, öffentlichen Quellen für diesen Faktencheck:
- Youtube-Video „Swisttal nach dem Hochwasser: Laschet trifft auf Wut der Anwohner | General-Anzeiger Bonn“: Link
- Twitter-Beitrag von Marian Bracht (CDU) mit weiteren Bildern: Link