Faktencheck

Nein, diese beiden Männer mussten für Armin Laschet nicht im Regen stehen

Weil einem Bild auf Facebook und Twitter der Kontext fehlt, sieht es so aus, als habe ein Mann neben NRW-Ministerpräsident Armin Laschet im Regen stehen müssen. Andere Aufnahmen zeigen jedoch, dass auch für ihn ein Schirm aufgespannt wurde.

von Matthias Bau

Ministerpraesident Laschet und Olaf Scholz besuchen Stolberg
Armin Laschet (CDU) besucht die Hochwassergebiete in NRW. Dabei steht der Kanzlerkandidat gelegentlich im Regen.(Quelle: Picture Alliance / Flashpic / Jens Krick)
Behauptung
Für Armin Laschet sei bei einem Besuch im Hochwassergebiet ein Schirm hingehalten worden, während ein Betroffener im Regen stehengelassen wurde.
Bewertung
Fehlender Kontext
Über diese Bewertung
Fehlender Kontext. Die Aufnahme zeigt einen irreführenden Ausschnitt der Situation, die entweder in Schleiden oder Swisttal stattfand. Auch für den Gesprächspartner von Armin Laschet wurde ein Schirm aufgespannt.

Auf Facebook und Twitter verbreitet sich ein Bild von NRW-Ministerpräsident und Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU). Auf Twitter wird es mit den Worten kommentiert: „Laschet hat die Hände in den Taschen und deswegen muss ein Lakai den Schirm halten und dabei nass werden“ und „der Mensch da vor Laschet, der wohl in Not ist, darf zwar seine Geschichte erzählen, wird aber trotzdem im Regen stehen gelassen.“ Auf Twitter wurde das Bild fast 800 Mal geteilt, auf Facebook rund 860 Mal. 

Auf Twitter wird ein irreführendes Foto von Armin Laschet verbreitet
Auf Twitter wird ein irreführendes Foto von Armin Laschet verbreitet (Quelle: Twitter / Screenshot und Unkenntlichmachung: CORRECTIV.Faktencheck)

Bei dem Bild handelt es sich um eine Momentaufnahme, die in die Irre führt. Wie weitere Aufnahmen derselben Situation zeigen, wurde auch für den Mann, mit dem Laschet im Gespräch war, ein Schirm aufgespannt. Und auch der Mann, der einen Schirm für Laschet aufgespannt hatte, steht, wie auf anderen Bildern zu erkennen ist, nicht im Regen.

Aufnahmen entstanden in Swisttal oder Schleiden

Laut der Bilddatenbank der DPA wurde das Bild am 2. August von dem Fotografen Oliver Berg aufgenommen und zeigt Armin Laschet im Gespräch mit einem „vom Hochwasser betroffenen Mann“. Wo sie entstand, ist der Datenbank nicht zu entnehmen. Auf unsere Presseanfrage teilte ein Sprecher der DPA per E-Mail mit, die Aufnahme sei in Schleiden entstanden und zeige eine Situation, die etwa zwei bis drei Minuten gedauert habe. Weiter schrieb der Sprecher: „Während des Wortwechsels zwischen Laschet und dem Mann im blauen Polo kam ein weiterer Mann (ein örtlicher Landrat) hinzu und beschirmte dabei den Bürger. Der Name des Bürgers ist der dpa nicht bekannt.“

In der DPA-Bilddatenbank finden sich weitere Informationen zu dem Bild, das auf Facebook und Twitter kursiert
In der DPA-Bilddatenbank finden sich weitere Informationen zu dem Bild, das auf Facebook und Twitter kursiert (Quelle: Picture Alliance / Screenshot und Markierung: CORRECTIV.Faktencheck)

Wie aus einer Pressemitteilung des Landes Nordrhein-Westfalen hervorgeht, besuchte Laschet am 2. August die Orte Swisttal (Rhein-Sieg-Kreis) und Schleiden (Kreis Euskirchen). Beide Orte wurden schwer vom Hochwasser getroffen. Ein Videobeitrag der DPA, den der General-Anzeiger Bonn am 3. August auf Youtube veröffentlicht, zeigt Armin Laschet bei einem Besuch in den Hochwassergebieten. Darin werden die Aufnahmen dem Ort Swisttal zugeordnet. In dem Beitrag ist auch die Szene zu sehen, die sich auf Facebook und Twitter verbreitet, ob sie in Swisttal oder Schleiden stattfand, ist unklar.

Gesprächspartner von Armin Laschet musste nicht im Regen stehen

Wie in dem Video zu erkennen ist (ab Minute 0:52), zeigt das auf Facebook und Twitter verbreitete Foto nur einen kleinen Ausschnitt der Situation. Im Hintergrund wird von einer weiteren Person ein zweiter Schirm geöffnet, ein Mann mit kurzen blonden Haaren und kurzem Bart. Dabei handelt es sich laut Angaben der DPA um einen „örtlichen Landrat“. Tatsächlich ähnelt der Mann, der in dem Video zu sehen ist, dem Landrat des Kreises Euskirchen, Markus Ramers.

Was auf dem Bild, das sich in den Sozialen Netzwerken verbreitet, nicht zu sehen ist: Für den Gesprächspartner von Armin Laschet wird ein Schirm geöffnet
Was auf dem Bild, das sich in den Sozialen Netzwerken verbreitet, nicht zu sehen ist: Für den Gesprächspartner von Armin Laschet wird ein Schirm geöffnet (Quelle: Facebook (oben) und DPA (unten) / Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)

Wie auf einer anderen Aufnahme zu sehen ist, die der Büroleiter der CDU Bundesgeschäftsführung, Marian Bracht, teilte, steht der Mann, der ihn geöffnet hat, anschließend neben dem Betroffenen des Hochwassers. Auf der Aufnahme ist ebenfalls zu erkennen, dass der Mann, der den Schirm für Armin Laschet hält, selbst mit daruntersteht.

Ein weiteres Bild zeigt: Weder Laschets Gesprächspartner, noch der Mann, der einen Schirm für Laschet hält, müssen im Regen stehen
Ein weiteres Bild zeigt: Weder Laschets Gesprächspartner, noch der Mann, der einen Schirm für Laschet hält, müssen im Regen stehen (Quelle: DPA (oben) und Twitter (unten) / Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)

Redigatur: Till Eckert, Steffen Kutzner

Update 16. August 2021: Wir haben die Antwort der DPA auf unsere Presseanfrage ergänzt. Die Aufnahmen sind in Swisttal oder in Schleiden entstanden.

Die wichtigsten, öffentlichen Quellen für diesen Faktencheck:

  • Youtube-Video „Swisttal nach dem Hochwasser: Laschet trifft auf Wut der Anwohner | General-Anzeiger Bonn“: Link
  • Twitter-Beitrag von Marian Bracht (CDU) mit weiteren Bildern: Link