Faktencheck

Bundestagswahl: Ja, in Göttingen fehlte zunächst die AfD auf den Auszählungslisten – das ist aber kein Hinweis auf Wahlbetrug

In Göttingen passierte bei der Bundestagswahl eine Panne: Die AfD fehlte auf den Listen zur Auszählung der Stimmen. Im Netz spekulieren etliche Nutzer, dies sei Wahlbetrug. Dafür gibt es keine Hinweise: Die Listen wurden noch vor 18 Uhr am Wahltag ausgetauscht, Stimmen für die AfD wurden zudem regulär mitgezählt.

von Till Eckert

In Göttingen fehlte laut Medienberichten während der Bundestagswahl die AfD auf Auszählungslisten. Ein Beleg für Wahlbetrug ist das aber, anders als in Sozialen Netzwerken behauptet wird, nicht. (Symbolbild: Picture Alliance/ DPA / Sebastian Gollnow)
In Göttingen fehlte laut Medienberichten während der Bundestagswahl die AfD auf Auszählungslisten. Ein Beleg für Wahlbetrug ist das aber, anders als in Sozialen Netzwerken behauptet wird, nicht. (Symbolbild: Picture Alliance/ DPA / Sebastian Gollnow)
Behauptung
Dass in Göttingen während der Bundestagswahl auf Auszählungslisten der Wahlhelfer die AfD fehlte, sei ein Hinweis auf Wahlbetrug.
Bewertung
Fehlender Kontext
Über diese Bewertung
Fehlender Kontext. Tatsächlich fehlte die AfD auf den Auszählungslisten – diese wurden aber laut Medienberichten noch vor 18 Uhr ausgetauscht. Stimmen für die Partei wurden regulär gezählt, wie sich dem Wahlergebnis der Stadt Göttingen entnehmen lässt.

In der Stadt Göttingen in Niedersachsen kam es während der Bundestagswahl am 26. September zu einer Panne: Auf sogenannten Auszählungslisten, auf denen Wahlhelfende am Abend die Ergebnisse der Zweitstimmen eintragen, fehlte laut dem Göttinger Tageblatt die Spalte für die AfD. In Sozialen Netzwerken spekulieren seither etliche Nutzer, dies sei ein ein Wahlbetrugsversuch gewesen (etwa hier, hier, hier oder hier). Auf Twitter heißt es teils, die Stimmen der AfD seien deshalb nicht mitgezählt worden. 

Dafür gibt es aber keinerlei Hinweise. Laut des Artikels des Göttinger Tageblatts (bezahlpflichtig) wurden die Aufzählungslisten nämlich in 111 Wahllokalen noch vor 18 Uhr, also vor Beginn der Auszählung, die erst nach Schließung der Wahllokale beginnt, ausgetauscht. Bei den Listen für die Briefwahl sei der Fehler noch vor Druck ausgebessert worden, heißt es in einem weiteren Medienbericht. Dieser Kontext fehlt in den Beiträgen in den Sozialen Netzwerken.

Wie dem Wahlergebnis der Stadt zu entnehmen ist, wurden die Stimmen für die AfD regulär mitgezählt. Demnach erhielt die AfD in Göttingen rund 4,2 Prozent der Zweitstimmen (Stand 27. September, 17 Uhr). 

Das Wahlergebnis aus der Stadt Göttingen. (Quelle: Votemanager.de/ Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)
Das Wahlergebnis aus der Stadt Göttingen. (Quelle: Votemanager.de/ Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Redigatur: Alice Echtermann, Uschi Jonas