Faktencheck

Alter Tweet von Jörg Kachelmann über „globale Hitzewelle“ wird falsch interpretiert

Der Wettermoderator Jörg Kachelmann schrieb vor Jahren auf Twitter, dass eine Hitzewelle nicht gleichzeitig und weltweit auftrete. In Sozialen Netzwerken kursiert aktuell ein Screenshot dieses Tweets, der suggeriert, Kachelmann würde den Klimawandel leugnen. Kachelmann widerspricht, sein Beitrag sei aus dem Kontext gerissen worden.

von Sarah Thust

Jörg Kachelmann
Jörg Kachelmann schrieb 2018 in einem Tweet, dass es keine globale Hitzewelle weltweit und gleichzeitig gebe. Gemeint war, dass Ereignisse wie Hitzewellen nicht auf der ganzen Welt zur gleichen Zeit auftreten. Das widerspricht aber nicht der Klimakrise. (Archivfoto: Picture Alliance / ZB / Thomas Schulze)
Behauptung
Kachelmann habe in einem Tweet die „globale Hitzewelle“ als „Lüge“ bezeichnet und somit die „grüne Weltuntergangslüge“ widerlegt.
Bewertung
Falscher Kontext
Über diese Bewertung
Falscher Kontext. Der Tweet von Kachelmann ist von 2018 und echt, wird aber falsch interpretiert. Er bezog sich auf einen damaligen Medienbericht und meinte, dass es nicht gleichzeitig weltweit eine Hitzewelle gebe. In einem aktuellen Interview bezeichnet Kachelmann den menschengemachten Klimawandel als Tatsache.

Am 30. Juli 2018 schrieb der Wettermoderator Jörg Kachelmann auf Twitter: „Die globale Hitzewelle weltweit und gleichzeitig ist eine Lüge. Nimmt man die momentanen Temperaturen der gesamten Nordhemisphäre und vergleicht man (sie) mit der Referenzperiode 2000-2017 ist die durchschnittliche Abweichung über alles genau (Tusch) 0,0 Grad.“ 

Ein Screenshot dieses Tweets kursiert seit September 2021 in Sozialen Netzwerken. Ein Beitrag auf Facebook damit wurde mehr als 16.700 Mal geteilt. Dazu wird behauptet, Kachelmann widerlege mit seiner Aussage die „grüne Weltuntergangslüge“ – vermutlich eine Anspielung auf Warnungen vor dem Klimawandel. Die AfD-Politikerin Nicole Höchst teilte den Screenshot am 1. Oktober und bezeichnete den Tweet als „Fakten gegen den Weltuntergang“. 

Der Tweet von Jörg Kachelmann ist echt, dem Beitrag fehlt allerdings Kontext. Der Tweet wird in dem Screenshot ohne Datum geteilt, weshalb es den Anschein hat, als sei er aktuell. Es stimmt nicht, dass Kachelmann damit der Existenz von Hitzewellen im Allgemeinen oder der Klimakrise widersprochen hat. Er erklärte uns gegenüber, dass sein Tweet von 2018 aus dem Kontext gerissen werde und er ihn deshalb gelöscht habe.  

Tweet von Jörg Kachelmann
Aktuell wird ein drei Jahre alter Tweet von Jörg Kachelmann ohne Kontext verbreitet (Quelle: Facebook / Screenshot am 4. Oktober 2021: CORRECTIV.Faktencheck)

Jörg Kachelmann: Der Klimawandel ist auch da, wenn Allerweltswetter ist

Am 5. Oktober schrieb uns Jörg Kachelmann in einer E-Mail, in seinem Tweet damals habe er auf eine Medienmeldung reagiert. Es habe irgendwo gestanden, dass es weltweit überall gleichzeitig heiß sei – das sei „natürlich völliger Blödsinn“. Sein Tweet habe diese Falschmeldung korrigiert. Wo sie verbreitet wurde, konnte er nicht mehr sagen.

Kachelmann wies außerdem auf einen Tweet vom 3. Oktober 2021 hin. Darin schrieb er, er habe seinen ursprünglichen Beitrag von 2018 gelöscht, weil dieser „ohne den Bezug missbräuchlich umgedichtet werden kann“. Er ergänzte in einem weiteren Tweet, dass der Klimawandel auch da sei, „wenn einfach Allerweltswetter ist“. Es würden nicht „andauernd wilde Dinge passieren“. Das Klammern an Extreme – wie Hitzewellen – als Merkmale des Klimawandels sei seiner Ansicht nach falsch. 

Zum Thema Klimakrise verwies Kachelmann auf ein aktuelleres Interview (bezahlpflichtig), das er der Schweizer Zeitung Tagesanzeiger gab. Darin forderte der Wettermoderator Maßnahmen gegen die Folgen extremer Wetterereignisse. Und er sagte: „Der menschengemachte Klimawandel ist eine Tatsache.“

Redigatur: Till Eckert, Alice Echtermann