Faktencheck

Falsches Zitat: Friedrich Schiller schrieb nicht, dass „die Kleinen“ aufhören sollten zu „kriechen“

Ein vermeintliches Zitat von Friedrich Schiller wird tausendfach auf Facebook geteilt. Es soll „die Kleinen“ auffordern, sich gegen die „Großen“ aufzulehnen. Es gibt aber keinerlei Hinweise darauf, dass Schiller diesen Satz je gesagt oder geschrieben hat.

von Sarah Thust

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„Die Großen hören auf zu herrschen, wenn die Kleinen aufhören zu kriechen“: Das vermeintliche Zitat des Dichters Friedrich Schiller ist dem Deutschen Literaturarchiv unbekannt, es ist wahrscheinlich erfunden (Quelle: Facebook / Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Friedrich Schiller habe gesagt: „Die Großen hören auf zu herrschen, wenn die Kleinen aufhören zu kriechen.“
Bewertung
Frei erfunden
Über diese Bewertung
Schiller habe gesagt: „Die Großen hören auf zu herrschen, wenn die Kleinen aufhören zu kriechen.“

„Die Großen hören auf zu herrschen, wenn die Kleinen aufhören zu kriechen“, steht auf einem Bild, das ein Gemälde von Friedrich Schiller zeigt. Der Beitrag wurde auf Facebook mehr als 22.000 Mal geteilt (Stand: 20. Dezember). Doch das vermeintliche Zitat des Dichters ist selbst dem Deutschen Literaturarchiv unbekannt – es ist wahrscheinlich erfunden.

Das Bild in dem Facebook-Beitrag zeigt den deutschen Dichter Friedrich Schiller, der von 1759 bis 1805 lebte. Belege dafür, dass das Zitat von ihm stammt, fanden wir bei einer Google-Suche nicht. Bei dem Zitat „Früh übt sich, was ein Meister werden will“, ist das beispielsweise anders: Das Zitat stammt aus dem Schiller-Drama „Wilhelm Tell“, die Google-Suche ergibt einen Treffer auf der Internetseite des Friedrich-Schiller-Archivs, der belegt, dass das Zitat von Schiller stammt. 

Die Faktenchecker der DPA fragten außerdem beim Deutschen Literaturarchiv an. Mitarbeiter durchsuchten die gesamte elektronische Fassung der National-Ausgabe von Schillers Werken und Briefen – das Zitat über „die Großen“ und „die Kleinen“ fanden sie jedoch nicht. Ein Archivmitarbeiter wies zudem daraufhin, dass die Formulierung nicht zu Schillers Sprachgebrauch passe.

Redigatur: Till Eckert, Uschi Jonas