Faktencheck

Nein, der Deutschlandfunk schrieb in einem Artikel nicht von „Afrokrainern“

Im Netz kursiert die Aufnahme eines angeblichen Deutschlandfunk-Artikels. Der Sender soll für Geflüchtete aus der Ukraine den Ausdruck „Afrokrainer“ genutzt haben. Unstimmigkeiten im Layout deuten darauf hin, dass der Ausdruck nachträglich eingefügt wurde.

von Matthias Bau

Kopie von Manipuliert Kopie
Behauptung
Der Deutschlandfunk habe in einem Artikel vom 15. März den Ausdruck „Afrokrainer“ benutzt.
Bewertung
Manipuliert. Der ursprüngliche Beitrag des Deutschlandfunk enthält den Ausdruck nicht. Ein Pressesprecher des Senders teilte mit, man habe den Ausdruck „Afrokrainer“ zu keinem Zeitpunkt in dem Artikel genutzt. Gestalterische Unstimmigkeiten deuten darauf hin, dass der Beitrag manipuliert wurde.

Auf Facebook und Twitter (hier und hier) verbreitet sich die Behauptung, der Deutschlandfunk habe in einem Artikel über Geflüchtete aus der Ukraine den Ausdruck „Afrokrainer“ benutzt. Der Ausdruck solle verschleiern, dass unter den Geflüchteten aus der Ukraine viele Menschen seien, die illegal nach Deutschland migrierten. 

Dafür, dass der Sender den Ausdruck tatsächlich in seinem Artikel genutzt hat, gibt es jedoch keine Belege.

Ausdruck „Afrokrainer“ kommt im Artikel des Deutschlandfunks nicht vor

Den Artikel des Deutschlandfunks mit dem Titel „Krieg in der Ukraine/Wie Geflüchtete integriert werden könnten“, der auf Facebook und Twitter verbreitet wird, gibt es. Das lässt sich über eine Google-Suche schnell herausfinden. Die aktuelle Version des Artikels stammt vom 15. März, darin ist der Ausdruck „Afrokrainer“ aber nicht zu finden (Stand: 23. März). 

Ältere Versionen des Artikels lassen sich über das Internetarchiv einsehen. Dort wurde der Beitrag zweimal am 8. März und einmal am 12. März archiviert. Auch in diesen Versionen des Artikels findet sich das Wort „Afrokrainer“ nicht. 

Wir haben beim Deutschlandfunk nachgefragt, ob der Ausdruck je in dem Artikel verwendet wurde. Pressesprecher Christian Sülz teilte uns mit, der Ausdruck sei weder im ursprünglichen Beitrag vom 8. März, noch in der aktuellen Fassung und auch zu keinem anderen Zeitpunkt verwendet worden.

Layout passt nicht zum Deutschlandfunk

Eine weitere Unstimmigkeit: Das Layout auf dem Screenshot, passt nicht zu dem, das der Deutschlandfunk üblicherweise verwendet. Dort ist der Text unter der Überschrift gefettet. Auch die übliche Silbentrennung am Ende einer Zeile findet sich nicht bei dem Bild, das in den Sozialen Netzwerken verbreitet wird.

Ein Vergleich der Aufnahme, die in Sozialen Netzwerken kursiert (links), mit der Webseite des Deutschlandfunks
Ein Vergleich der Aufnahme, die in Sozialen Netzwerken kursiert (links), mit der Webseite des Deutschlandfunks (rechts) (Quelle: Twitter / Deutschlandfunk; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)

In einer anderen Version des Bildes ist am unteren Ende „Screenshot DLF/Facebook“ zu lesen. Doch auf Facebook, ebenso wie auf Twitter, nutzt der Deutschlandfunk ein anderes Design. 

Bisher mehr als drei Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen

Aus der Ukraine sind laut den Vereinten Nationen bisher 3,3 Millionen Menschen geflohen. Weitere 6,5 Millionen Menschen seien innerhalb des Landes auf der Flucht. Aufgenommen werden diese Menschen vor allem in den Nachbarländern Polen, Rumänien, Moldawien, der Slowakei und Ungarn. 

Wie wir in einem Faktencheck vom 11. März berichteten, wurden Menschen mit dunkler Hautfarbe bei ihren Ausreiseversuchen aus der Ukraine teils diskriminiert. Diskriminierungsvorwürfe wurden laut dem Redaktionsnetzwerk Deutschland auch gegen die Bundespolizei erhoben. Sie habe nicht-weiße Flüchtende an der Einreise gehindert. 

Nach Deutschland können Ukrainerinnen und Ukrainer ohne Visum einreisen, wie das Bundesministerium für Migration, Flüchtlinge und Integration auf seiner Internetseite schreibt. Auch Menschen, die nicht aus der Ukraine stammen, sich dort aber vor dem 24. Februar aufhielten, können ohne Visum einreisen. Nach Medienberichten sind bisher 207.742 Menschen als Geflüchtete im Zusammenhang mit dem Russland-Ukraine-Krieg in Deutschland registriert worden. 

Einen Überblick mit allen Faktenchecks von uns zum Krieg in der Ukraine finden Sie hier.

Redigatur: Viktor Marinov, Tania Röttger

Die wichtigsten, öffentlichen Quellen für diesen Faktencheck:

  • Artikel des Deutschlandfunks „Krieg in der Ukraine/Wie Geflüchtete integriert werden könnten“ vom 15. März: Link (hier archiviert am 17. März)
  • Artikel der Tagesschau vom 19. März „Zahl der Kriegsflüchtlinge steigt“: Link 
  • Informationsseite des Bundesministerium für Migration, Flüchtlinge und Integration „Fragen und Antworten zur Einreise aus der Ukraine und zum Aufenthalt in Deutschland“: Link
  • Artikel des Redaktionsnetzwerks Deutschland vom 17. März „Bundespolizei: Geflüchtete aus Ukraine können unabhängig von Staatsangehörigkeit einreisen“: Link
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