Faktencheck

Was hinter einem vermeintlichen Zitat von Sibel Schick über Rassismus steckt

In Sozialen Netzwerken verbreitet sich seit September 2021 ein vermeintliches Zitat von Sibel Schick. Die Journalistin habe gesagt, dass Rassismus gegen Deutsche richtig und wichtig sei. Ob das Zitat jedoch wirklich von Schick stammt, ist unklar.

von Paulina Thom

sibel-schick-zitat
Das angebliche Zitat von Sibel Schick verbreitet sich in unterschiedlichen Varianten seit September 2021 in Sozialen Netzwerken (Quelle: Facebook; Screenshot CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Sibel Schick von der Heinrich-Böll-Stiftung habe gesagt: „Rassismus gegen Deutsche ist richtig und wichtig.”
Bewertung
Fehlender Kontext
Über diese Bewertung
Fehlender Kontext. Das Zitat wurde auf einem Twitter-Account veröffentlicht, den sich Schick zu dem Zeitpunkt mit einer Bekannten teilte. Den Beitrag über Rassismus habe laut Schick ihre Bekannte verfasst. Schick ist keine Mitarbeiterin der Heinrich-Böll-Stiftung.

In Sozialen Netzwerken kursiert ein angebliches Zitat von Sibel Schick, etwa auf Twitter oder auf Facebook. Den Beiträgen zufolge habe Schick gesagt, dass Rassismus gegen Deutsche richtig und wichtig sei. Zudem heißt es, sie sei Teil der Heinrich-Böll-Stiftung, einer der Partei Bündnis 90/Die Grünen nahestehenden politischen Stiftung. Beiträge mit dieser Behauptung kursieren seit mindestens September 2021. Es ist jedoch unklar, ob das Zitat wirklich von ihr stammt – Schick dementiert das. 

Sibel Schick Beitrag auf Facebook
Unter dem angeblichen auf Facebook geteilten Zitat von Sibel Schick steht, sie sei Teil der Heinrich-Böll-Stiftung. Das stimmt nicht (Quelle: Facebook; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Sibel Schick teilte ihren Account zum Zeitpunkt des Twitter-Beitrags mit einer anderen Person

Das vermeintliche Zitat Schicks geht zurück auf einen Twitter-Beitrag vom 7. März 2019. Der Beitrag wurde gelöscht, Nutzer verbreiteten jedoch Screenshots davon. Wir haben Schick gefragt, ob das Zitat von ihr stammt. Sie erklärte uns schriftlich, dass sie ihren Twitter-Account zum Zeitpunkt der Veröffentlichung mit einer gesperrten Bekannten geteilt habe, die unter anderem den Tweet verfasst habe. Es sei vereinbart gewesen, die Beiträge des gemeinsamen Accounts jeweils mit einem eigenen Kürzel zu versehen. „Allerdings hatte sie vergessen, ihr Kürzel zu setzen, woraufhin ich sie gebeten habe, den Tweet zu löschen“, schreibt uns Schick: „Der Tweet war nur wenige Minuten online.“ Gleiches schrieb Schick schon in einem Twitter-Beitrag Ende 2019

Ein Screenshot des Tweets, der noch im Netz zu finden ist, zeigt, dass Sibel Schick den Account zu diesem Zeitpunkt im März 2019 offenbar mit einer weiteren Person geteilt hat – das Profilbild ist geteilt und der Account-Name lautete „sibel & zugi“
Ein Screenshot des Tweets, der noch im Netz zu finden ist, zeigt, dass Sibel Schick den Account zu diesem Zeitpunkt im März 2019 offenbar mit einer weiteren Person geteilt hat – das Profilbild ist geteilt und der Account-Name lautete „sibel & zugi“ (Quelle: Twitter; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Screenshots des gelöschten Twitter-Beitrags stützen Schicks Erklärung: Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung war das Profilbild in zwei geteilt – links war ein Bild von Schick zu sehen, rechts von einer Person unter einem pinken Regenschirm. Der Profilname lautete „sibel & zugi“. Schick hatte zudem wenige Stunden vor dem besagten Tweet angekündigt, dass sie sich den Account nun mit einer Person teile. Von wem der Beitrag stammt, lässt sich daher nicht eindeutig klären.

Schick ist keine Mitarbeiterin der Heinrich-Böll-Stiftung

In den kursierenden Beiträgen heißt es zudem, Sibel Schick gehöre zur Heinrich-Böll-Stiftung, einer parteinahen Stiftung von Bündnis 90/Die Grünen. „Das übliche grüne Unkraut“ oder „Grünermist“ kommentieren Nutzerinnen und Nutzer unter Beiträge mit dem vermeintlichen Zitat. Schick hat zwar als Rednerin an verschiedenen Veranstaltungen der Heinrich-Böll-Stiftung teilgenommen, sie ist aber weder Mitarbeiterin der Stiftung noch Grünen-Politikerin. Laut ihrer Webseite arbeitet sie als freie Autorin und Journalistin. 

Redigatur: Viktor Marinov, Sophie Timmermann