Faktencheck

Österreichische Militärfahrzeuge weder nach Israel, noch in die Ukraine unterwegs – sondern nach Hessen

Ein Tiktok-Nutzer teilt ein Video von einem Militärkonvoi und fragt: „Wohin geht’s, nach Ukraine oder Israel?“. Tatsächlich waren die Fahrzeuge auf dem Weg nach Hessen.

von Gabriele Scherndl

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Dieses Video zeigt einen österreichischen Militärkonvoi. Er ist unterwegs zu einer Übung in Hessen, nicht in ein Kriegsgebiet. (Quelle: Tiktok; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Ein Video zeige einen Militärkonvoi, der auf dem Weg in die Ukraine oder nach Israel sei.
Bewertung
Falscher Kontext
Über diese Bewertung
Falscher Kontext. Das österreichische Bundesheer und die deutsche Bundeswehr bestätigen, dass die österreichischen Fahrzeuge im Video auf dem Weg zu einer Übung in Hessen waren.

Fast 400.000 Nutzerinnen und Nutzer sahen das Tiktok-Video eines Militärkonvois. Die Fahrzeuge sind auf Züge geladen, dazu schreibt der Videoersteller: „Wohin geht’s, nach Ukraine oder Israel?“

Doch er liegt mit beiden Annahmen falsch: Die Fahrzeuge waren unterwegs zu einer Übung in Hessen, wie das österreichische Bundesheer und die deutsche Bundeswehr bestätigen.

Ein Screenshot aus dem Tiktok-Beitrag, er bekam über 9000 Likes.
Diese Fahrzeuge des österreichischen Bundesheeres sind nicht, wie behauptet, unterwegs in ein Kriegsgebiet, sondern zu einer Übung in Hessen (Quelle: Tiktok; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Österreichische und deutsche Armee: Video zeigt Militärtransport nach Hessen im Oktober

Wo das Video aufgenommen wurde, schreibt der Nutzer nicht dazu. In den Hashtags nennt er Deutschland und Österreich. Ein Blick auf die Kennzeichen auf den Militärfahrzeugen zeigt: Sie kommen aus Österreich. Hochgeladen wurde das Video am 13. Oktober 2023.

Der Sprecher des Österreichischen Bundesheers Michael Bauer ordnet die Aufnahme auf Anfrage von CORRECTIV.Faktencheck ein. Die Fahrzeuge würden entweder der dritten Jägerbrigade in Mautern oder dem Pionierbataillon 3, stationiert in Melk und Mautern, gehören. Beide Einheiten seien Ende September unterwegs zu einer gemeinsamen Übung mit der deutschen Bundeswehr nach Treysa, Hessen, gewesen. Am 13. Oktober seien die Fahrzeuge wieder zurück nach Fürstenfeld und Krems gefahren. Dieser Transport sei im Video zu sehen.

Die Angaben der deutschen Bundeswehr passen zu dieser Einordnung. Meinrad Angermayer, Leiter der Presseabteilung des Landeskommando Hessen, schreibt auf Anfrage: Die Fahrzeuge würden einem „österreichischen Partnerverband“ gehören, der in der ersten Oktoberhälfte zu einer gemeinsamen Übung in Schwarzenborn gekommen seien. Ausgeladen worden seien die Fahrzeuge im 20 Kilometer entfernten Treysa.

Der Tiktok-Nutzer lud am selben Tag noch zwei weitere Videos hoch, die einen Militärkonvoi auf Schienen zeigen. Bauer und Angermayer bestätigen, dass diese ebenfalls zu dem Transport nach Treysa passen.

Österreich unterstützt weder Israel, noch die Ukraine militärisch, Deutschland schon

Mit Israel oder der Ukraine, so sagt Bauer vom österreichischen Bundesheer, könnten die Fahrzeuge nichts zu tun haben, denn in keines der beiden Länder habe das österreichische Militär Fahrzeuge gebracht. Auf der Webseite des österreichischen Parlaments steht: Österreich leiste als neutrales Land keine „direkte oder indirekte militärische Unterstützung an Konfliktparteien“.

Deutschland hingegen unterstützt beide Länder auch militärisch. So gab Deutschland etwa nach dem Terrorangriff der Hamas geleaste Drohnen an Israel zurück, an die Ukraine wurden bislang dutzende Panzer, Luftverteidigungssysteme und andere Militärausrüstung geliefert.

Alle Faktenchecks zu Falschmeldungen und Gerüchten zum Krieg im Nahen Osten finden Sie hier. Einen Überblick mit Faktenchecks zum Krieg in der Ukraine finden Sie hier.

Redigatur: Matthias Bau, Max Bernhard