Faktencheck

Ukraine: Video, in dem General Saluschnyj sagt, er wolle Präsident Selenskyj aufhalten, ist KI-generiert

Ein Video zeigt, wie der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte sagt, Selenskyj werde die Ukrainer zur Schlachtbank führen. Doch die Aufnahme wurde mit einer KI erstellt.

von Gabriele Scherndl

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General Walerij Saluschnyj soll gesagt haben, Wolodymyr Selenskyj werde die Ukrainer zur Schlachtbank führen. Doch das Video ist KI-generiert. (Quelle: Telegram; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Ein Video zeige, wie Walerij Saluschnyj, Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, sagt: „Wenn wir Selenskyj nicht aufhalten, wird er alle Ukrainer zur Schlachtbank führen.“
Bewertung
Manipuliert. Das Video wurde mit einer KI generiert. Die Originalaufnahme, auf der der Fake basiert, stammt aus dem Dezember 2022. Für das Zitat gibt es keine Belege.

Walerij Saluschnyj, Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, spricht mit ernstem Blick in die Kamera. In den Untertiteln des Videos auf Tiktok steht: „Wenn wir Selenskyj nicht aufhalten, wird er alle Ukrainer zur Schlachtbank führen“. Es folgen einige Bilder von Militärangehörigen.

Stellt sich da tatsächlich ein General der Ukraine gegen den Präsidenten? Nein. Die Aufnahme ist KI-generiert. Auf Tiktok ist das vielen Nutzerinnen und Nutzern nicht klar. Das Video, das am 13. November 2023 hochgeladen wurde, wurde 261.000 Mal angesehen und mehrfach geteilt.

Originalmaterial des KI-Videos stammt von Saluschnyjs Facebook-Seite

Die Übersetzung eines Transkripts zeigt: Den Satz in den Untertiteln hört man auch in der Tonspur. Das Video ist zwölf Sekunden lang, doch auf Telegram gibt es noch eine längere Version der Aufnahme, auch da kommt die Aussage vor. Dort ist auch zu hören, wie Saluschnyj offenbar die ukrainischen Soldaten dazu aufruft, das Kriegsgebiet zu verlassen. 

Eine Bilder-Rückwärtssuche führt zu einem Facebook-Eintrag von Saluschnyj, den er schon am 19. Dezember 2022 teilte. Ein Video darin zeigt ihn in genau derselben Pose und an demselben Ort, wie in dem Tiktok-Video. Offenbar diente es als Vorlage für das nun kursierende Video.

Je zwei Sceenshots aus dem Video, die zeigen, dass die KI-Aufnahme auf dem Facebook-Video von Saluschnyj basiert.
Der Vergleich des Videos, das momentan auf Telegram kursiert (links) und jenem, das Saluschnyj vor einem Jahr auf Facebook gepostet hat (rechts) zeigt: Details und Bewegungsabfolgen sind in beiden Aufnahmen identisch. (Quellen: Telegram / Facebook; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)

Ein automatisch übersetztes Transkript zeigt: In dem Video spricht er nicht davon, dass Selenskyj die Menschen zur Schlachtbank führen würde, sondern über Fahnenflüchtlinge. Ukrainische Nachrichtenseiten berichteten im Dezember 2022 über das Videostatement.

Bei der Langversion des KI-Videos fallen hingegen einige Unstimmigkeiten auf. So passen an mehreren Stellen die Lippenbewegungen nicht zum Gesprochenen, Saluschnyjs Gesicht zuckt oder stockt an einzelnen Stellen. Eine Google-Suche auf Deutsch, Englisch und Ukrainisch führt zudem zu keinen Belegen, dass das Zitat von Saluschnyj echt ist.

Keine Medienberichte über angebliche Aussage von Saluschnyj über Selenskyj 

Auch die Bilder, die in dem Tiktok-Video nach dem manipulierten Saluschnyj-Statement gezeigt werden, haben nichts mit der angeblichen Aussage zu tun. Die Aufnahmen stammen von einem Besuch von Selenskyj an der Front. Der Präsident selbst veröffentlichte sie am 20. Oktober 2023 auf X.

Es gibt mehrere Berichte dazu, dass das Verhältnis von Saluschnyj und Selenskyj in jüngster Zeit angespannt gewesen sein soll. In einem Interview mit dem Economist Anfang November sagte der General, man stecke im Krieg gegen Russland in einer Pattsituation. Selenskyj hat das laut Morgenpost bestritten.

Tipps zum Erkennen von manipulierten oder mit einer KI erstellten Aufnahmen:

  • Wenn Sie unsicher sind, ob ein Ereignis so stattgefunden hat, wie es auf einer Aufnahme zu sehen ist: Suchen Sie mit Stichworten nach potenziellen Medienberichten zu dem Ereignis.
  • Achten Sie, wie oben beschrieben, auf Ungereimtheiten und widersprüchliche Details in der Aufnahme.
  • Suchen Sie, wenn möglich, nach der ursprünglichen Quelle für die Aufnahme. Helfen kann dabei manchmal auch eine Bilder-Rückwärtssuche. Wie die funktioniert, können Sie hier nachlesen.

Alle Faktenchecks zu Falschmeldungen und Gerüchten zum Krieg gegen die Ukraine finden Sie hier.

Redigatur: Steffen Kutzner, Matthias Bau

Die wichtigste, öffentliche Quelle für diesen Faktencheck:

  • Facebook-Beitrag von Walerij Saluschnyj, 19. Dezember 2022: Link (Ukrainisch, archiviert)