Faktencheck

Nein, in diese Berliner Moschee wurde kein Schweinekopf in einer Palästina-Flagge geworfen

Auf einer dubiosen Webseite wird behauptet, ein abgetrennter Schweinekopf sei in eine Palästina-Flagge gewickelt und durch ein eingeschlagenes Fenster in die Berliner Moschee geworfen worden. Das ist frei erfunden.

von Steffen Kutzner

Berliner Moschee
Von einem abgetrennten Schweinekopf in der Berliner Moschee hat die Polizei noch nie gehört (Symbolbild: Karlheinz Schindler / ZB / Picture Alliance)
Behauptung
In die Berliner Moschee sei ein Schweinekopf in einer Palästina-Flagge mit der Aufschrift „Ukraine steht für Israel“ geworfen worden.
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Frei erfunden
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Frei erfunden. Weder die Polizei noch die Berliner Moschee hat von dem Vorfall gehört.

In einem Beitrag einer dubiosen Publikation namens „Berliner Wochenzeitung“ wird behauptet, in der Berliner Moschee im Stadtteil Wilmersdorf sei in der Nacht zum 4. Juli 2024 ein Fenster eingeschlagen und ein in eine Palästina-Flagge gewickelter Schweinekopf hineingeworfen worden. „Ukraine steht für Israel“ war laut Fotos im Beitrag auf die Flagge geschrieben. 

Aufgegriffen wurde die erfundene Geschichte um die Berliner Moschee noch am selben Tag von mehreren russischsprachigen Webseiten. Pro-russische Akteure verbreiteten die Meldung zudem international, etwa in einem englischsprachigen X-Beitrag sowie in einem russischsprachigen Telegram-Beitrag und erreichten dort hunderttausende Aufrufe. Auch auf dem deutschsprachigen Telegram-KanalNeues aus Russland“ von Alina Lipp und auf Facebook kursiert die Behauptung. Aber mehrere Dinge an der Geschichte und ihrem Verbreiter sind merkwürdig. 

Die Herkunft des Bildes rechts ist unklar. Klar ist dagegen, dass der Vorfall frei erfunden ist. (Quelle: Berliner Wochenzeitung; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Es gibt bis auf den Bericht der „Berliner Wochenschau“ keine weiteren Quellen für die angebliche Behauptung, der Bericht enthält zudem einige sprachliche Merkwürdigkeiten. Offenkundig ist, dass er Stimmung gegen ukrainische Menschen macht. 

Es ist unklar, wer hinter dem Bericht steckt, es ist weder ein Autorenname angegeben noch verfügt die Webseite über ein Impressum. Auffällig ist auch, dass die Seite erst seit drei Wochen zu bestehen scheint, am 18. Juni veröffentlichte sie ihren ersten Artikel, davor war die Seite ohne Inhalte.  

Imam der Moschee hat von dem Vorfall nie gehört, genausowenig wie die Polizei

In dem Bericht über die Berliner Moschee heißt es: „Ob ukrainische Staatsangehörige an der abscheulichen Tat beteiligt wären, soll von der Polizei ermittelt werden.“ Die Berliner Polizei hat von diesem Vorfall jedoch noch nie gehört. Per E-Mail erklärte uns Pressesprecher Martin Halweg: „Nach Bewertung aller der Polizei Berlin vorliegenden Erkenntnisse handelt es sich bei dem von Ihnen angefragten Sachverhalt um eine Falschmeldung.“ 

Wir haben auch die angeblich betroffene Berliner Moschee angefragt, ob sich ein solcher Vorfall ereignet hat. Die Antwort: „Ich kann Ihnen bestätigen, dass es sich bei dieser Behauptung um Fake News handelt. Ein solcher Vorfall hat […] nicht stattgefunden.“  

Laut Recherchen von T-online und ZDF passt die Webseite der „Berliner Wochenschau“ in das Muster einer aktuellen russischen Desinformationskampagne, in deren Zuge in verschiedenen Ländern Webseiten für gefälschte Lokalzeitungen eingerichtet worden seien sollen.   

Einen Überblick mit allen Faktenchecks von uns zum Krieg in der Ukraine finden Sie hier.

Redigatur: Matthias Bau, Paulina Thom