Faktencheck

EU-Zulassung: Mehlwurmpulver ist schon seit Jahren in Lebensmitteln erlaubt

Die AfD macht Stimmung gegen die EU, weil sie angeblich ab dem 10. Februar erlaubt, dass Pulver aus Mehlwurmlarven ins Essen gemischt wird. Das erhitzt derzeit einige Gemüter. Aber Mehlwürmer sind schon seit Jahren in Lebensmitteln erlaubt.

von Steffen Kutzner

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Mehlwurmpulver ist schon seit Jahren in der EU zugelassen (Quelle: Smilla72! / Zoonar / Picture Alliance)
Behauptung
Ab 10. Februar steckten Mehlwürmer in Brot und Kuchen.
Bewertung
Fehlender Kontext
Über diese Bewertung
Fehlender Kontext. Getrocknete Mehlwürmer sind schon seit 2021 in Lebensmitteln in der EU zugelassen. Das am 10. Februar 2025 neu zugelassene Pulver wurde lediglich UV-Licht ausgesetzt, um den Vitamin-D-Gehalt zu erhöhen.

„Ab 10. Februar stecken Mehlwürmer in Brot und Kuchen“, wird im Tiktok-Video eines AfD-Kreisverbands behauptet. Auch einzelne AfD-Politiker verbreiten die Behauptung, etwa die Bundestagsabgeordneten Andreas Bleck, dessen Facebook-Beitrag mehr als 700 mal geteilt wurde, und René Springer, dessen X-Beitrag rund 3.300 Mal retweetet wurde. Bleck ordnet in seinem Facebook-Beitrag ein, dass es nur um UV-bestrahltes Mehlwurmpulver geht; Springer dagegen nicht.

Bleck liefert als Quelle einen Artikel des für irreführende und falsche Berichte bekannten Blogs Apollo News vom 4. Februar. Darin steht, ab dem 10. Februar dürften bis zu vier Prozent UV-behandeltes Mehlwurmpulver in Brot und Kuchen enthalten sein. Das ist korrekt. Auch Bild und das ZDF berichteten darüber. Aber während es bei der Bild in der Überschrift und im Sharepic der AfD-Politiker so klingt, als sei es neu, dass Mehlwürmer im Essen sein dürfen, stellt das ZDF klar: Neu ist nur der Aspekt der UV-Behandlung.

Dieses Sharepic von AfD-Politiker Andreas Bleck wird auch von einem AfD-Kreisverband verbreitet (Quelle: Tiktok; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Dass gemahlene Insekten in Lebensmittel gemengt werden können, ist generell nicht neu, sorgt aber besonders in rechten Kreisen immer mal wieder für Empörung. Vermutlich vor allem, weil diese Themen mit der EU zu tun haben: Die muss sogenannte neuartige Lebensmittel zulassen, bevor sie in den Verkauf kommen.

Im Januar 2023 wurden beispielsweise behauptet, dass Insektenpulver aus Hausgrillen jetzt heimlich in Schokolade oder Backwaren gemischt werde. Wie wir damals erklärten, war das mit der Heimlichkeit Unsinn: Wenn Hausgrillenmehl Bestandteil eines Lebensmittels ist, muss das deklariert werden, allein schon, weil Krebstier- oder Milbenallergiker darauf reagieren könnten. Und auch in der Zutatenliste wird solches Pulver genannt. Das gilt auch für das neue Insektenlarvenpulver, das von Tenebrio molitor stammt, dem Mehlkäfer. Seit dem 10. Februar darf das neu zugelassene Lebensmittel laut EU-Verordnung verwendet werden.

Getrocknete Mehlwürmer dürfen seit 2021 in Lebensmitteln verwendet werden

Getrocknete Mehlwürmer (Larven des Mehlkäfers) dürfen schon seit 2021 als Lebensmittel verwendet und auch in Pulverform seit 2022 beigemischt werden. Das geht aus der Liste der zugelassenen neuartigen Lebensmittel der EU hervor. Das Neue an dem jetzt zugelassenen Pulver der Larven ist nur, dass es UV-Licht ausgesetzt war. Dadurch wird der Vitamin-D-Gehalt erhöht.

Die Menge, in der das UV-bestrahlte Pulver in Lebensmitteln enthalten sein darf, liegt bei maximal vier Prozent. Bei den bisherigen Pulvern desselben Tiers sind es teilweise bis zu 50 Prozent, etwa in Fleischersatzprodukten.

Die AfD-Politiker Andreas Bleck und René Springer antworteten auf unsere Nachfrage, dass sich in Beiträgen in Sozialen Netzwerken nicht alle Details eines Themas abbilden ließen. Bleck schreibt, die AfD lehne den Einsatz von Insektenpulver in Lebensmitteln ab.

Redigatur: Alice Echtermann, Max Bernhard

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