Naher Osten

Pro-Israel-Zitat stammt nicht von Hollywood-Star Al Pacino

In Sozialen Netzwerken kursiert ein angebliches Zitat von Al Pacino, der Israel unterstütze. Das Zitat ist erfunden, der Hollywood-Star spricht öffentlich kaum über Politik.

von Sarah Thust

Al Pacino
Der US-amerikanische Schauspieler Al Pacino 2024 bei der Verleihung der Academy Awards (Symbolbild: Sipa USA / Picture Alliance)
Behauptung
Al Pacino habe gesagt: „Ich bewundere Israel. Wenn Israel stark ist, ist die Welt stark. Wenn Israel schwach ist, ist die Welt schwach. Deshalb müssen wir Israel unterstützen.“
Bewertung
Falsch. Online finden sich keine seriösen Belege für das Zitat. Laut Al Pacinos Pressesprecher hat der Schauspieler die Aussage nie gemacht.

Seit mehr als zwei Jahren geht Israel militärisch in den palästinensischen Gebieten vor – seit Kurzem laufen Friedensverhandlungen, am 10. Oktober 2025 trat eine Waffenruhe in Kraft. 

Zuvor, im Zuge steigender Kritik an Israel wegen der humanitären Notlage in Gaza, verbreitete sich im September ein angebliches Zitat des Hollywood-Schauspielers Al Pacino in Sozialen Netzwerken. Er habe gesagt: „Ich bewundere Israel. Wenn Israel stark ist, ist die Welt stark. Wenn Israel schwach ist, ist die Welt schwach. Deshalb müssen wir Israel unterstützen.“ 

Erfundenes Zitat wird mit Bild von Al Pacino auf Facebook geteilt
Einige Nutzer verbreiten dieses Bild von Al Pacino mit dem Fake-Zitat über Israel (Quelle: Facebook; Bild: CC BY-SA 2.0 Thomas Schulz / Wikipedia; Screenshot und Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Al Pacino gibt „keine politischen Stellungnahmen“ ab

Über unseren Whatsapp-Chatbot erreichte uns ein Screenshot, der das angebliche Zitat auf der deutschsprachigen Nachrichtenseite Israel-Heute zeigt. Sie wird von einem Medienunternehmen mit Sitz in Jerusalem betrieben, die Artikel auf der Webseite sind teils nur Abonnentinnen zugänglich. Eine Mitarbeiterin von Israel-Heute bestätigte CORRRECTIV.Faktencheck, dass das Zitat in einem Artikel vom 23. September vorkomme. Zur Quelle machte sie keine weiteren Angaben, verwies aber darauf, dass man die Aussage „in mehreren Sozialen Netzwerken“ finde. 

Auszug eines Artikels von Israel Heute mit dem falschen Zitat von Al Pacino
Das Fake-Zitat kommt in einem Artikel der israelischen Nachrichtenseite Israel-Heute vor (Quelle: Israel-Heute; Foto: Clemens Bilan / EPA; Screenshot: Privat; Schwärzung: CORRECTIV.Faktencheck)

Al Pacinos Pressesprecher teilte uns mit: „In den vielen Jahren, in denen ich ihn vertreten habe, habe ich ihn nie eine solche Aussage machen hören.“ Al Pacino gebe allgemein keine politischen Stellungnahmen ab und habe die Aussage nicht gemacht.

Auch die weitere Recherche auf Google und in der Pressedatenbank Genios nach den Begriffen „Al Pacino“ und „Israel“ ergibt keine sinnvollen Treffer. Stattdessen finden sich weitere angebliche Zitate, wonach sich Pacino auch schon negativ über Israel geäußert haben soll. Etwa laut diesem X-Beitrag: „Al Pacino: ‚Werfen Sie einen Blick auf die Geschichte Israels, dann wissen Sie, wer der Terrorist ist‘ #GazaUnderAttack @WeSupportGaza“ Auch für dieses Zitat fanden wir keine seriösen Quellen.

Auf den Hinweis, dass das Zitat falsch sei, antwortete Israel-Heute nicht. Am 8. Oktober 2025 stand das falsche Zitat weiterhin im Artikel. 

So kommen Sie falschen Zitaten auf die Schliche

Fake-Zitate bekannter Personen werden gern als Text-Kachel mit einem Bild des vermeintlichen Sprechers verbreitet. Hintergrund, so der Zitatforscher Gerald Krieghofer gegenüber dem BR, sei meist „Gedächtnisirrtum und Wunschdenken, Versehen“. CORRECTIV.Faktencheck beschäftigte sich in der Vergangenheit zum Beispiel mit falschen Zitaten von Einstein, Tucholsky oder Dostojewski

Immer wieder dienen gefälschte Zitate auch gezielter Stimmungsmache und politischer Instrumentalisierung: etwa ein virales Zitat, das der Grünen-Politikerin Annalena Baerbock vor der Bundestagswahl im Jahr 2021 untergeschoben wurde, oder ein erfundenes Zitat der SPD-Politikerin Saskia Esken über ein mögliches AfD-Verbot.

Mit welchen Kniffen Sie falschen Zitaten auf die Schliche kommen, lesen Sie hier

Redigatur: Sara Pichireddu, Max Bernhard

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