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Nein, Trumps Behauptung, dass das Klima-Abkommen Jobs kostet, ist größtenteils falsch.

US-Präsident Donald Trump will aus dem Pariser Klima-Abkommen aussteigen, weil es angeblich Arbeitsplätze kosten würde. „2,7 Millionen Jobs könnten bis 2025 in den USA verloren gehen”, sagte Trump in seiner Rede am Donnerstagabend im Garten des Weißen Hauses. Unser Faktencheck zeigt, dass die Behauptung nicht stimmt.

von Annika Joeres

Donald Trump verkündet im Rose Garden den Ausstieg aus dem Pariser Klima Abkommen.© picture alliance / NurPhoto

Trump bezieht sich auf eine Studie von NERA Consulting, einer Beraterfirma, die in ihren Studien gegen staatliche Regulierungen der Wirtschaft eintritt. Gesponsert ist die Studie vom wirtschaftsnahen Institut American Council for Capital Formation, das seit Jahrzehnten für niedrige Steuern und geringe Auflagen für Firmen eintritt, und der US-amerikanischen Handelskammer, die ebenfalls seit Jahren gegen jegliche Klima-Abkommen kämpft.

In der Studie heißt es auf Seite 17, dass die Verpflichtungen des Pariser Abkommens bis 2025 rund 2,7 Millionen und bis 2040 sogar rund 27 Millionen Jobs in der Industrie kosten würden. Rund 21 Prozent der Stellen gingen in der Zementindustrie verloren, dicht gefolgt von der Erdöl- und Eisenbranche.

Die Autoren stellen folgende Berechnung auf: Weil die Reduktion von klimaschädlichen Gasen Strom und Energie insgesamt verteuern wird, müssen Firmen mehr für ihre Produktion bezahlen. Die Studie hat zwei offensichtliche Fehler: Erstens setzen die Wissenschaftler voraus, dass fossile Energie nur in den USA teurer wird und dass die USA das einzige Land der Welt sind, das sich an das Pariser Abkommen halten würde. Deshalb würden die amerikanischen Produkte teurer als in anderen Ländern.

Das ist aus zwei Gründen unrealistisch: Erstens gilt der Vertrag weltweit. Und zweitens gehen die Autoren von NERA-Consulting mit keinem Wort darauf ein, welche neuen Jobs in der Wind- und Sonnenenergie zeitgleich geschaffen werden könnten.

Die Studie wurde von mehreren Wissenschaftlern als mangelhaft kritisiert, etwa von Bob Ward, Sprecher der London School of Economics. Sie gehe von vielen extremen Annahmen aus, die sie letztendlich nutzlos mache, so Ward in einem aktuellen Interview.

Unabhängig von dieser mangelhaften Studie: Schafft das Klima-Abkommen Jobs in den USA  – oder zerstört es sie? Verlieren also mehr Amerikaner in der Öl-und Autoindustrie ihre Jobs, als dass sie neue Stellen in umweltfreundlicheren Branchen finden könnten?

Die Frage ist nicht exakt zu beantworten, aber es gibt einige Hinweise: Schon jetzt – ohne dass die USA nach dem Pariser Vertrag die Branche sanktioniert hätten – sinkt die Zahl der Beschäftigten in der Öl- und Kohle-Branche und ihre Zahl steigt bei den erneuerbaren Energien. Nach einem Bericht des amerikanischen Energieministeriums arbeiten zwar immer noch rund eine Millionen Menschen in der klimafeindlichen Brennstoff-Industrie. In den detaillierteren Zahlen ist aber ein klarer Trend abzusehen:  Allein im vergangenen Jahr hat die Bergbau-Industrie 24 Prozent weniger Menschen beschäftigt und ist heute bei rund 57 000 Beschäftigten. Firmen, die Windenergie entwickeln, haben innerhalb eines Jahres 32 Prozent der Beschäftigten zugelegt.

Hinzu kommen derzeit 2,2 Millionen Menschen, die für Produkte und Dienstleister arbeiten, die die Energieeffizienz erhöhen. Für Produkte also, die als klimafreundlich gelten und die erfunden wurden, um die CO2-Emissionen zu senken und damit dem Klima-Abkommen entsprechen. Die Zahl der dort Beschäftigten hat im vergangenen Jahr um rund sieben Prozent zugenommen und wird laut Prognosen der Branche selbst in diesem Jahr (2017) um weitere neun Prozent zunehmen.

Die Studie des Energieministeriums kommt zu dem Schluss, dass die erneuerbaren Energien und energieeffiziente Technologien zu den größten Wachstumsbranchen gehören. So würden Staaten wie Kalifornien „dramatisch viele Jobs mit Wind und Sonnen-Energie“ gewinnen – und hätten einige Jobs verloren, weil der Öl-Preis gesunken ist. Die Job-Verluste sind also nicht dem Klima-Abkommen geschuldet, sondern im Gegenteil einem Überfluss an Öl. Der kommt vor allem durch die Schieferölforderung zustande, dem so genannten Fracking, das das weltweite Angebot erhöht und damit die Preise hat sinken lassen. Deshalb gingen laut dem Ministeriums-Bericht in kohleabhängigen US-Staaten wie Wyoming viele Arbeitsstellen verloren. Der Bericht kommt zu dem Schluss: „Erneuerbare Energien und neuen Technologien beleben den US-Arbeitsmarkt.“

Kann Trumps Absage an den Klima-Schutz sogar ein Job-Killer sein?

Selbst die Chefs von Erdölfirmen wie Chevron und ExxonMobil haben sich für den Bestand des Klimaabkommens ausgesprochen. Womöglich ahnen sie: Die Staatengemeinschaft könnte sich für den einseitigen Rückzug rächen. Kurz nach Trumps Wahl im vergangenen November berieten die Staaten auf der UN-Konferenz in Marokko über eine Karbon-Steuer, die auf amerikanische Güter erhoben werden könnte, sollte sich die USA nicht an den Pariser Vertrag halten.

Eine solche Steuer könnte US-Firmen hart treffen. Dirk Forrester, Chef der wirtschaftsnahen Organisation „International Emissions Trading Association“ (IETA), zu deren Mitgliedern auch klimaschädliche Firmen wie RWE und BP gehören,  warnt am Tag nach dem Trump-Ausstieg vor neuen Wirtschafts-Sanktionen gegen die USA: Das Paris-Abkommen habe bisher vor Handels-Kämpfen bewahrt. „Eine Karbon-Steuer hätte schwerwiegende Konsequenzen für den US-Markt“, fürchtet Forrester.

Fazit

Für Trumps Behauptung, das Klima-Abkommen koste Jobs, gibt es keine überzeugende Belege. Zwar verlieren klimaschädliche Branchen schon jetzt Arbeitsplätze. Aber Firmen für erneuerbare Energien gewinnen Mitarbeiter hinzu.