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Die Wiesn läuft

Volksfeste sind nach Meinung der AfD massiv gefährdet. Schuld daran ist angeblich die deutsche Asylpolitik. Als Beleg muss nun das Münchner Oktoberfest herhalten: Die Partei präsentiert ein Foto, auf dem fast keine Besucher zu sehen sind. Wir schauen genauer hin.

von Lennart Kutzner

Über 600.000 Besucher sollen es am ersten Wiesnwochenende gewesen sein.© Christof Stache / AFP

Gähnende Leere beim vermutlich bekanntesten Volksfest der Welt. Damit macht die AfD aktuell Wahlkampf und zeigt ein Foto vom Oktoberfest, auf dem am Sonntag, 17. September, nur etwa 20 Besucher zu sehen sind. Demgegenüber stehen die Besucherzahlen, die die Wirte präsentieren. Insgesamt waren demnach schon am Eröffnungswochenende 600.000 Besucher in den Bierzelten. Wie passt das zusammen?

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Screenshot von der AfD Facebook-Seite

Klar ist: bei Regen macht auch das populärste Volksfest nicht so großen Spaß wie bei Sonnenschein. Entsprechend haben die Webcams auf der Theresienwiese an den verregneten Vormittagen des vergangenen Wochenendes nur wenige Besucher abgelichtet. Dazu kommt, dass das AfD-Foto in einer Ecke des Oktoberfestes aufgenommen wurde, in der vor allem offene Fahrgeschäft zu finden sind. Bei Regen sind die nicht gut besucht. Die großen Festzelte befinden sich diagonal gegenüberliegend in einer Parallelstraße. Und sind regensicher. Hinzu kommt: Einige tausend Besucher können sich auf einem 31 Hektar großen Volksfest schon mal verlaufen.

Schaut man sich die Webcams oder den Livefeed vom Oktoberfest an, sieht man merklich steigende Besucherzahlen ab etwa 13 Uhr. Der Ausschank in den Zelten beginnt am Wochenende zwar bereits um 9 Uhr morgens. Das schlechte Wetter scheint den größten Besucherandrang aber auf den sonnigeren Nachmittag gelenkt zu haben. Außerdem zog ab 10 Uhr noch der traditionsreiche Trachten- und Schützenumzug durch die Stadt, an dem rund 9.500 Menschen beteiligt waren. Die fehlten am Vormittag natürlich als Besucher.

Update, 19.09.2017, 11 Uhr:

Der Oktoberfest-Post der AfD schlägt weiter große Wellen. Nachdem die Partei noch einmal nachgelegt hatte, diesen Post aber wieder entfernt hat, äußerte sich auch Spitzenkandidatin Alice Weidel (AfD) zur „Gähnenden Leere“. „Die Partei hat offenbar die richtigen Zahlen, von denen ich aber nichts weiß“, zitiert sie die Huffington Post. Sie sei noch nie auf dem Oktoberfest gewesen und könne daher nichts weiter dazu sagen.