Hintergrund

Überfall auf Frank Magnitz – über Gerüchte und was bisher bekannt ist

Nach dem Überfall auf den AfD-Bundestagsabgeordneten Frank Magnitz in Bremen kursieren mehrere Behauptungen auf Facebook. Wir haben einige davon überprüft. Hier die Übersicht.

von Tania Röttger

Nach dem Überfall musste Frank Magnitz verletzt ins Krankenhaus gebracht werden. (Symbolbild: Marc Schafer / Unsplash)

Am Abend des 7. Januar wurde Bundestagsabgeordneter Frank Magnitz (AfD) nach einer Veranstaltung in Bremen überfallen. Er erlitt Verletzungen am Kopf und musste ins Krankenhaus eingeliefert werden. Vieles ist noch unklar – etwa wer die Täter sind, was deren Motiv war und woher die Verletzungen stammen. Er selbst sagt, er könne sich an den Tathergang nicht erinnern. Inzwischen hat Magnitz das Krankenhaus verlassen.

Falsche Details in AfD-Pressemitteilung: kein Kantholz, keine Tritte

In einer Pressemitteilung vom 8. Januar behauptet die AfD Bremen, Frank Magnitz sei mit einem Stück Holz niedergeschlagen worden und habe Tritte gegen den Kopf erhalten, als er auf dem Boden lag.

Screenshot

Inzwischen hat die Polizei ein Video von dem Vorfall gesichtet, und gab bekannt: „Auf dem bisher gesicherten Videomaterial kann der Einsatz eines Schlaggegenstandes nicht festgestellt werden.“ Zuvor, am 7. Januar, hatte die Polizei in einer Pressemitteilung allerdings von einem „unbekannten Gegenstand“ geschrieben.

Screenshot aus der Polizei-Pressemitteilung

Woher die Verletzungen kamen, sei nun Gegenstand der Ermittlungen, sagte eine Sprecherin der Polizei Bremen auf Anfrage von CORRECTIV. Tritte gegen den Kopf hat die Staatsanwaltschaft allerdings zurückgewiesen.

Fazit: Bei dem Angriff schlugen die Täter nach jetzigem Kenntnisstand nicht mit einem Gegenstand auf Magnitz ein und traten ihm nicht gegen den Kopf.

Unbelegte Spekulationen über Täter und Tatmotiv

Die AfD-Bundestagsfraktion schrieb auf Facebook, der „Mordanschlag ist Folge von Hetze durch Politik und Medien“. Allerdings ist weder bestätigt, dass es sich um einen Mordanschlag handelt, noch, was der Hintergrund der Tat ist. Die Polizei ermittelt im Moment wegen des Verdachts auf gefährliche Körperverletzung.

Screenshot von Facebook

Was stimmt: Der polizeiliche Staatsschutz ist in die Ermittlungen involviert, wie die Bremer Polizei CORRECTIV mitteilte. Er kommt zum Einsatz, wenn eine Tat politisch motiviert sein könnte. Bestätigt ist das allerdings noch nicht, da noch keine Tatverdächtigen ermittelt wurden (Stand: 9. Januar).

In einem Interview mit Bild sagte Magnitz selbst, es könnte auch ein Raubüberfall gewesen sein. Doch all das bleibt Spekulation, bis klar ist, wer den Überfall begangen hat. Die Polizei sagt, sie ermittle in alle Richtungen.

Dennoch schrieb der Blog „Einprozent“ schon am 8. Januar von „linkem Mordanschlag“ und beschrieb die Täter als „drei unbekannte Antifaschisten“.

Die Bremer Polizei bat am 8. Januar auf Twitter vergeblich, keine Spekulationen anzustellen.

Screenshot von Twitter

Fazit: Bisher hat die Polizei keine Erkenntnisse über die Täter oder deren Motive.

Alte Beiträge und Zitate in Zusammenhang mit der Tat gebracht

Außerdem kursieren Screenshots von Social-Media-Beiträgen anderer Parteien, mit denen nahegelegt werden soll, dass Kritik an der AfD oder ihren Anhängern zu dem Überfall geführt haben.

Zum Beispiel kursiert ein alter Tweet von Ralf Stegner, Landesvorsitzender der SPD in Schleswig-Holstein, in dem er am 8. Mai 2016 geschrieben hatte: „Fakt bleibt, man muss Positionen und Personal der Rechtspopulisten attackieren, weil die gestrig, tolerant, rechtsaußen und gefährlich sind“.

Screenshot von Facebook

Auf seiner Webseite verurteilte Stegner den Überfall am 9. Januar: „Insofern muss der physische Angriff auf einen Bundestagsabgeordneten der AFD klar verurteilt und juristisch geahndet werden wie jede andere Gewalttat.“

Beitrag der SPD vor dem Überfall

Ebenso geht ein Beitrag der SPD-Bremen herum, in dem die Partei schrieb, man solle dafür sorgen, dass Bremen für die AfD ein schwieriges Pflaster bleibe. Falk Wagner, Vorstandsvorsitzender der SPD Bremen-Stadt, sagt zu CORRECTIV am Telefon, der Post bezog sich auf ein Interview im Weser Kurier, in dem der Bremer AfD-Landesvorsitzende Magnitz gesagt hatte: „Bremen ist für die AfD ein schwieriges Pflaster.“ Die AfD erzielt in Bremen bisher Wahlergebnisse unter dem Bundesdurchschnitt. Dazu kommentierte die SPD in dem Facebook-Post: „Sorgen wir dafür, dass es so bleibt.“

Der Post wurde einige Stunden vor dem Überfall gepostet. Später – nach dem Überfall – wurde er auf nicht öffentlich gesetzt, sagt Falk Wagner Ein Grund sei gewesen, dass die Adresse eines Mitarbeiters in den Kommentaren gepostet wurde.

Screenshot von Facebook

Das Zitat ist auch Teil einer Collage von angeblichen Zitaten, die gerade viel geteilt wird. Daneben abgebildet ist Falk Wagner, der den Post nach eigenen Angaben allerdings gar nicht geschrieben hat. Die Collage kommt von Henryk Stöckl, bekannt für Falschmeldungen.

Screenshot von Facebook

„Das sind die Täter, die hinter dem Mordanschlag auf AfD-Politiker Frank Magnitz stecken“, schreibt Stöckl. Neben Bildern von Politikern wie Ralf Stegner, Falk Wagner und der Autorin Sophie Passmann ist dort seltsamerweise auch ein Bild von Italiens Innenminister Matteo Salvini, mit einem Zitat, in dem er die Tat verurteilt.

Fazit: Dafür, dass die Abgebildeten oder die Zitate die Tat verursacht haben, gibt es keine Belege.