Hintergrund

Corona-Impfung: Die häufigsten Behauptungen im Faktencheck

Schon vor der ersten Zulassung eines Covid-19-Impfstoffes schwirrten Gerüchte über die Impfung durch die Sozialen Netzwerke. Seit in Deutschland tatsächlich geimpft wird, nehmen diese ständig zu. CORRECTIV.Faktencheck hat die häufigsten Behauptungen geprüft. 

von Alice Echtermann , Uschi Jonas , Steffen Kutzner

Symbolbild Impfen
Zahlreiche Gerüchte über Covid-19-Impfungen verbreiten sich im Netz. Was steckt dahinter? (Symbolbild: Markus Spiske / Unsplash)

Drei Impfstoffe gegen die Lungenkrankheit Covid-19 sind aktuell in der Europäischen Union bedingt zugelassen: Der mRNA-Impfstoff der Firmen Biontech und Pfizer (auch „Comirnaty“ genannt), der mRNA-Impfstoff der Firma Moderna und seit Ende Januar das Vakzin von Astrazeneca. Die bedingte Marktzulassung bedeutet: Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat die bisher vorliegenden Studienergebnisse analysiert und ist zu dem Schluss gekommen, dass der Nutzen des Impfstoffs die Risiken nach aktuellem Wissensstand überwiegt.

Dennoch gibt es viele Menschen, die in Sozialen Netzwerken Bedenken äußern und Fragen zur Impfung haben. Zudem kursieren dort viele Gerüchte und Behauptungen. Viele entpuppen sich jedoch bei näherem Hinsehen als unbelegte Spekulationen. Hier gehen wir auf die Gerüchte ein, die uns immer wieder bei unserer Arbeit begegnen:

  1. Die Impfung sei zu schnell entwickelt und nicht ausreichend getestet worden
  2. mRNA-Impfstoffe seien noch nie zuvor zugelassen worden und könnten unser Erbgut verändern
  3. Die Impfung habe gefährliche Nebenwirkungen 
  4. Die Impfung mache unfruchtbar
  5. Die Impfung mache anfälliger für Covid-19
  6. Es seien Menschen nach der Impfung gestorben
  7. Bei Covid-19-Fällen oder positiven Corona-Tests nach der ersten Dosis bestehe ein Zusammenhang zur Impfung

1. Behauptung: Die Impfung sei zu schnell entwickelt und nicht ausreichend getestet worden 

Einordnungen wie „zu schnell“ sind sehr subjektiv; jedem mag ein anderer Zeitraum angemessen erscheinen. Langzeitbeobachtungen sind zu diesen Impfstoffen natürlich noch nicht vorhanden. Fakt ist jedoch, dass sie nach den geltenden Kriterien entwickelt und mit tausenden Freiwilligen geprüft wurden. 

Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) schreibt zur Beschleunigung des Verfahrens auf seiner Webseite, die Zusammenarbeit bei der Entwicklung der Impfstoffe sei enger gewesen, und man habe die Prozesse effizienter gestaltet, „ohne Abstriche bei der Sorgfalt zu machen“. „Dies hat auch zu deutlichen Optimierungen der Verfahrensabläufe und einem Zeitgewinn bei der Entwicklung geführt.“ So seien Daten bereits parallel zu den klinischen Studien von der EMA ausgewertet worden („Rolling-Review-Verfahren“). 

Bei der Entwicklung von Impfstoffen gibt es stets drei Phasen von klinischen Studien, bei denen sie an Menschen erprobt werden. Der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) erklärt dies so: Nach Labor- und Tierversuchen geht es in Phase 1: Die Verträglichkeit des Impfstoffs wird an zehn bis 30 gesunden, erwachsenen Menschen getestet. In Phase 2 wird er dann an einer größeren Gruppe (50 bis teilweise mehr als 1.000 Erwachsene) erprobt, um die richtige Dosierung zu finden. In Phase 3 wird der Impfstoff dann zehntausenden Personen verabreicht, unter denen teilweise auch ältere Menschen sind.   

Phase-3-Studien wurden mit tausenden Menschen durchgeführt

Bei den drei Corona-Impfstoffe, die aktuell in der EU zugelassen sind, wurden jeweils alle drei Phasen durchgeführt. Biontech hat die Ergebnisse der Phase-3-Studie Anfang Dezember im New England Journal of Medicine veröffentlicht. Die Studie umfasste 43.448 Teilnehmer ab 16 Jahren, von denen 21.720 den Impfstoff erhielten und 21.728 ein Placebo. (Mehr dazu lesen Sie in Behauptung 3.)

Anfang Dezember erschienen auch erste Ergebnisse der Phase-3-Studie zum Impfstoff von Astrazeneca im Journal The Lancet. Vom 23. April bis 4. November 2020 haben demnach mehr als 23.000 Menschen an den klinischen Studien teilgenommen, allerdings enthält die Auswertung in The Lancet nur die Daten von 11.636 Personen. Etwa die Hälfte war eine Kontrollgruppe, die zum Beispiel einen Meningokokken-Impfstoff oder Kochsalzlösung erhielt.

Ende Dezember wurde auch die Phase-3-Studie von Moderna im New England Journal of Medicine veröffentlicht. Sie umfasste 30.420 Freiwillige, die ebenfalls in eine Impfstoff- und eine Placebo-Gruppe aufgeteilt wurden. 

2. Behauptung: RNA-Impfstoffe seien noch nie zuvor zugelassen worden und könnten unser Erbgut verändern

Dafür gibt es keine Belege. Tatsächlich ist zuvor noch nie ein mRNA-Impfstoff zugelassen worden. Das ist jedoch kein Hinweis darauf, dass der Impfstoff unsicher ist. Es wird seit mehreren Jahren an solchen Impfstoffen geforscht. In einem Interview im Dezember 2020 sagte der Infektiologe Ulrich Seybold, es sei ein Vorteil von mRNA-Impfstoffen gewesen, „dass die Technologie fertig entwickelt war und spezifische Impfstoffe sehr schnell verfügbar gemacht werden konnten“. Zudem sagte er: „Als Hauptproblem der mRNA-Impfstoffe sehe ich, dass viele Leute etwas, das so ähnlich ist wie Gen, mit etwas Gefährlichem assoziieren.“

Dazu passt, dass seit Monaten die Behauptung verbreitet wird, das menschliche Erbgut werde durch mRNA-Impfstoffe verändert. Unser Faktencheck zeigt jedoch: RNA und DNA sind verschieden aufgebaut und erfüllen unterschiedliche Funktionen. Vereinfacht ausgedrückt: Die DNA ist beim Menschen das permanente Speichermedium für die genetische Information, die RNA dient als Zwischenspeicher und Überträger von Informationen. mRNA steht für „messenger RNA“ – also „Boten-RNA“.

Auf der Webseite des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) steht: „Eine Integration von RNA in DNA ist unter anderem aufgrund der unterschiedlichen chemischen Struktur nicht möglich. Es gibt auch keinen Hinweis darauf, dass die von den Körperzellen nach der Impfung aufgenommene mRNA in DNA umgeschrieben wird.“

„Gentechnik“ bedeutet nicht „Genmanipulation“

mRNA-Impfstoffe basieren auf Gentechnik, doch das ist nicht gleichbedeutend mit „Genmanipulation“. Das PEI erklärt die Wirkungsweise so: „Während bei vielen herkömmlichen Impfstoffen das Antigen selbst injiziert wird, wird also beim mRNA-Impfstoff die genetische Information gespritzt, sodass der Körper das Antigen selbst bildet.“ Das Virus SARS-CoV-2 nutzt das sogenannte Spike-Protein, um an menschliche Zellen anzudocken und sie zu befallen. Die mRNA-Impfstoffe regen die Zellen an, nur dieses Spike-Protein herzustellen – und das Immunsystem produziert dann Antikörper dagegen. So besteht ein Schutz, wenn der Körper später mit dem „echten“ Virus SARS-CoV-2 in Kontakt kommt.

Susanne Stöcker, Sprecherin des PEI, erklärte uns dazu: „Selbst wenn die Impfstoff-RNA in das Genom integriert würde, dann wäre das Ergebnis, dass das Spike-Protein von der Zelle hergestellt und vom Immunsystem erkannt würde und dann die betroffene Zelle abgetötet würde.“ 

Und Till Koch, Facharzt für Innere Medizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) ergänzte im Gespräch mit CORRECTIV.Faktencheck: „Man muss bedenken: Bei jeder Virusinfektion mit einem RNA-Virus – auch bei SARS-CoV-2-Infektionen – machen die Viren genau das: Sie bringen fremde RNA in die menschlichen Zellen ein. Nur eben viel stärker, als durch einen mRNA-Impfstoff. Denn sie vervielfältigen in der Zelle solange RNA und bauen damit neue Viruspartikel, bis die Zelle kaputt geht. Wohingegen bei Zellen, die den Impfstoff aufnehmen, ist irgendwann Schluss, die RNA wird dann abgebaut und ist nicht mehr da.“

3. Behauptung: Die Impfung habe „gefährliche“ Nebenwirkungen 

Die Impfungen haben Nebenwirkungen. Das geht aus den Studien der Hersteller hervor. Ob diese „gefährlich“ sind, ist wiederum eine sehr subjektive Einschätzung. Da in Deutschland bisher wesentlich mehr Menschen mit dem Impfstoff von Biontech und Pfizer (BNT162b2) geimpft wurden als mit dem von Moderna (PDF, Seite 4) und das Vakzin von Astrazeneca gerade erst zugelassen wurde, gehen wir hier näher auf die klinische Studie von Biontech und Pfizer ein. 

Vorweg: Daraus geht keine Gefahr bleibender Schäden durch den Impfstoff hervor. 

An der im New England Journal of Medicine veröffentlichten Phase-3-Studie nahmen insgesamt 43.548 Menschen teil. 21.720 erhielten den Impfstoff, der Rest ein Placebo (Kochsalzlösung). Unter den Teilnehmenden waren auch alte Menschen, Übergewichtige und Vorerkrankte (Table 1). 

Covid-19 ist eine Krankheit, die zum Lungenversagen und Tod führen kann. Laut Robert-Koch-Institut sind etwa zwei Prozent aller Personen in Deutschland, bei denen eine bestätigte Infektion gemeldet wurde, im Zusammenhang damit gestorben (Stand 25. Januar 2021).

Aus der Studie zum Impfstoff von Biontech und Pfizer geht hervor, dass es unter allen Geimpften acht Fälle von Covid-19 gab, die nach mehr als sieben Tagen nach der zweiten Impfdosis auftraten. Unter denen, die nur ein Placebo erhielten, waren es 162 Fälle. Von insgesamt zehn schweren Covid-19-Fällen (ab der ersten Dosis) traten neun in der Placebo-Gruppe auf und nur einer in der Impfgruppe. 

Häufigste Reaktionen sind Müdigkeit und Kopfschmerzen

Die Studie enthält zudem Daten zu häufigen, erwarteten Nebenwirkungen, die ein Impfstoff hervorrufen kann. Dafür führten 8.183 Personen über sieben Tage nach der Impfung ein Tagebuch. Es wurden lokale sowie systemische Reaktionen analysiert („local / systemic reactogenicity“). Darunter fallen Schmerzen an der Einstichstelle und Reaktionen wie Fieber, Müdigkeit oder Kopfschmerzen. 

Die häufigsten Reaktionen bei den Geimpften waren Müdigkeit (59 Prozent) und Kopfschmerzen (52 Prozent). Beide Symptome wurden allerdings auch von vielen in der Placebo-Gruppe berichtet (23 und 24 Prozent). 

Fieber mit einer Temperatur zwischen 38,9 und 40 Grad trat nach der ersten Dosis bei 0,2 Prozent der Geimpften aus der betrachteten Gruppe auf, nach der zweiten Dosis bei 0,8 Prozent. Jeweils zwei Personen in der Impf- und Placebogruppe berichteten von Fieber höher als 40 Grad. 

Die Studie enthält zudem Daten zu berichteten „unerwünschten Ereignissen“ und „schweren unerwünschten Ereignissen“. Diese Daten wurden für alle rund 43.000 Studienteilnehmenden erfasst, über unterschiedlich lange Zeiträume nach der ersten Dosis. „Unerwünschte Ereignisse“ sind zunächst einmal alle medizinischen Ereignisse, egal, ob ein Zusammenhang zur Impfung besteht oder nicht. 64 Geimpfte und sechs Menschen aus der Placebo-Gruppe berichteten beispielsweise von Schwellungen der Lymphknoten

Vier „schwere unerwünschte Ereignisse“ in Verbindung mit der Impfung wurden in der Impfgruppe (mehr als 21.000 Personen) berichtet: eine Schulterverletzung, eine Veränderung der Lymphknoten in der rechten Achselhöhle, eine Herzrhythmusstörung und eine Parästhesie im rechten Bein (Nervenstörung der Haut). 

Zwei Impf-Probanden und vier Teilnehmende der Placebogruppe starben – doch keiner der Todesfälle stand laut der Studie in Verbindung zu der Impfung oder dem Placebo. Bei den Geimpften waren die Todesursachen Atherosklerose und Herzstillstand. In der Placebogruppe gab es zwei unbekannte Todesursachen, einen Schlaganfall und einen Herzinfarkt. 

Tabelle aus der Biontech-Studie
Tabelle aus dem Anhang der Studie „Safety and Efficacy of the BNT162b2 mRNA Covid-19 Vaccine“. (Quelle: New England Journal of Medicine / Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Laut Robert-Koch-Institut sind Schwellungen und Schmerzen an der Einstichstelle, aber auch Fieber-, Kopf- und Gliederschmerzen generell normale Reaktionen auf Impfungen. „Diese Reaktionen sind Ausdruck der erwünschten Auseinandersetzung des Immunsystems mit dem Impfstoff und klingen in der Regel nach wenigen Tagen komplett ab.“ Schwerwiegende Nebenwirkungen seien sehr selten. 

Die Ständige Impfkommission des RKI hat die Impfstoffe von Biontech und Pfizer sowie Moderna nach einer ausführlichen Nutzen-Risiko-Analyse zur Anwendung in Deutschland empfohlen (PDF, Seite 3).  

4. Behauptung: Die Impfung mache unfruchtbar 

Unser Faktencheck zeigt: Für diese Aussage gibt es keine Belege. Begründet wird die Behauptung damit, dass die durch die Impfung entstandenen Antikörper angeblich ein menschliches Protein namens Syncytin bekämpfen könnten. Denn das Coronavirus besitze ein ganz ähnliches Protein. Syncytin sei wichtig für die Bildung einer Plazenta. Wenn die Antikörper das körpereigene Syncytin angreifen, hätte das zur Folge, dass sich in der Gebärmutter keine Plazenta bilden könne, was eine Schwangerschaft unmöglich mache. 

Es stimmt, dass Syncytin für eine Schwangerschaft essentiell ist. Das Paul-Ehrlich-Institut und mehrere von uns angefragte Wissenschaftler widersprechen jedoch der These, dass es durch Antikörper angegriffen werden könnte: Das körpereigene Syncytin unterscheide sich wesentlich von dem Protein, das im Coronavirus SARS-CoV-2 enthalten sei. Eine Kreuzreaktion sei deshalb höchst unwahrscheinlich. Außerdem müsste dann theoretisch auch jede Frau unfruchtbar sein, die bereits Covid-19 hatte – denn auch nach einer durchlebten Krankheit bildet das Immunsystem solche Antikörper. Darauf, dass dies ein Problem sei, gebe es jedoch keine Hinweise. 

5. Behauptung: Die Impfung mache anfälliger für Covid-19 

Auch wird in Sozialen Netzwerken behauptet, die Impfung könnte das Gegenteil bewirken und anfälliger für Covid-19 machen. Teilweise wurde dafür eine Studie aus den USA herangezogen, die diese These jedoch nicht belegt. 

Die Behauptungen beziehen sich auf sogenannte „vaccine-elicited, antibody-dependant enhancement“ (ADE) beziehungsweise „vaccine associated enhanced disease“ (VAED). Auf Deutsch spricht man von infektionsverstärkenden Antikörpern. Sie können einen Menschen theoretisch empfänglicher für schwere Krankheitsverläufe machen.

Solche Antikörper sind keine Covid-19-spezifische Erscheinung. Sie können allgemein durch Impfmaßnahmen oder nach einer durchlebten Infektion entstehen. Sie machen einen Menschen nicht immun, sondern erleichtern es den Viren später, sich an bestimmte Immunzellen zu binden und in sie einzudringen. Auf natürlichem Weg, also ohne einen Impfstoff, wurden solche Antikörper beispielsweise beim Dengue-Fieber beobachtet

Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) erklärt auf seiner Webseite jedoch, dass es bisher bezüglich mRNA-Impfstoffen „keinerlei Hinweise auf eine verstärkte Covid-19-Erkrankung bei geimpften Personen“ gegeben habe. Zwei der inzwischen in der EU zugelassenen Impfstoffe von Biontech und Moderna sind mRNA-Impfstoffe. Hierzu gibt auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung Entwarnung: „Bei mRNA- und Vektor-Impfstoffkandidaten gegen andere Infektionskrankheiten wurde ein ADE bisher nicht beobachtet.“

Berichte über Covid-19-Infektionen nach der ersten Impfdosis haben mit ADE übrigens nichts zu tun. Laut PEI gab es solche Fälle in Deutschland, der Grund sei aber, dass kurz nach der ersten Impfdosis noch kein ausreichender Schutz bestehe (PDF, Seite 6). (Mehr dazu siehe Behauptung 7.) 

6. Behauptung: Es seien Menschen nach der Impfung gestorben 

Das stimmt. Doch es sind uns bisher keine Belege bekannt, ob die Impfung in einigen Fällen tatsächlich ursächlich zum Tod führte. Viel berichtet wurde zum Beispiel über Todesfälle von Menschen in Pflegeheimen, die in Norwegen zeitlich nach der Impfung starben. Die Behörden betonten anschließend, dass ein kausaler Zusammenhang nicht belegt sei – jede Woche würden in norwegischen Pflegeheimen im Schnitt 400 Menschen sterben. Allerdings könne man bei sehr alten und gebrechlichen Patienten auch nicht ausschließen, dass die „üblichen“ Impf-Nebenwirkungen (wie Fieber oder Übelkeit) zum Tod beigetragen hätten.  

Für Deutschland dokumentiert das Paul-Ehrlich-Institut alle gemeldeten Verdachtsfälle auf Nebenwirkungen und untersucht, ob ein Zusammenhang zur Impfung besteht oder nicht.

Für den Zeitraum 27. Dezember bis 31. Januar berichtet das PEI von 113 Fällen, in denen Personen in zeitlichem Zusammenhang mit Corona-Impfungen verstarben. Bei den meisten dieser Todesfälle lag laut PEI jedoch eine andere Todesursache als die Impfung zugrunde. Die Verstorbenen waren im Median 85 Jahre alt, das mittlere Alter betrug 84 Jahre. 

Die 113 Personen starben in unterschiedlichem zeitlichem Abstand zu der Impfung (bis zu 18 Tage). Dazu macht das PEI folgende Angaben:

  • 20 Menschen starben im Rahmen einer Covid-19-Erkrankung (alle infizierten sich nach der ersten Impfdosis, hatten also inkompletten Impfschutz – bis auf einen Mann, bei dem unklar war, ob er die zweite Dosis erhalten hatte).  
  • 33 Personen mit „multiplen Vorerkrankungen“ seien „an einer Verschlechterung ihrer Grunderkrankung“ oder an anderen Erkrankungen unabhängig von der Impfung gestorben. 
  • Bei zehn Menschen führte eine andere Infektionskrankheit zum Tod. 
  • Bei allen anderen Personen hätten „multiple Vorerkrankungen“ bestanden, die „vermutlich todesursächlich waren“, allerdings habe das PEI in einzelnen Fällen noch weitere Informationen angefordert. 
  • In 50 Fällen war die Todesursache unklar. Bei 46 davon sei bekannt, dass sie im zeitlichen Abstand bis zu 18 Tage nach der Impfung starben.

Das PEI erklärt, dass ein Großteil der Geimpften in Deutschland bisher alte Menschen oder Menschen in Pflegeeinrichtungen seien. In diesen Gruppen sei eine gewisse Mortalitätsrate mit unbekannter Todesursache zu erwarten. „Nach Berechnungen des Paul-Ehrlich-Instituts sind die bis 31.01.2021 gemeldeten Todesfälle mit unklarer Ursache nicht häufiger als die erwartete Anzahl von Todesfällen.“

Die WHO veröffentlichte am 22. Januar einen Bericht über die berichteten Todesfälle nach der Impfung mit dem Biontech-Impfstoff. Dafür wurden Daten aus Europa und einer globalen Datenbank der WHO ausgewertet. Die Kommission sei zu dem Schluss gekommen, dass es keinen ungewöhnlichen Anstieg der Sterblichkeit bei alten, gebrechlichen Menschen nach der Impfung gebe. Die Impfung werde daher weiterhin auch für diese Gruppe empfohlen.

(Stand der Informationen in diesem Abschnitt: 2. Februar 2021)

7. Behauptung: Bei Covid-19-Fällen oder positiven Corona-Tests kurz nach der ersten Dosis bestehe ein Zusammenhang zur Impfung

Immer wieder wird über Todesfälle, zum Beispiel in Pflegeheimen (hier oder hier) berichtet, in denen kurz nach der ersten Impfdosis Covid-19-Fälle auftraten. Oft wird behauptet, der Corona-Test sei „plötzlich“ nach der Impfung positiv ausgefallen. Damit wird suggeriert, dass die Impfung schuld sei. 

Eine Covid-19-Impfung kann jedoch kein Covid-19 auslösen. Ein mRNA-Impfstoff enthält selbst keine Viren (weder „lebend“ noch abgeschwächt), sondern lediglich die genetische Information für ein Oberflächenprotein des Coronavirus. Diese Information wird von menschlichen Zellen ausgelesen, und die Zelle produziert daraufhin nur dieses Spike-Protein (S-Protein) – und nicht den kompletten Erreger. 

Till Koch, Facharzt für Innere Medizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), erklärt dazu: „mRNA-Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 können keine Erkrankung (Covid-19) auslösen, weil diese nur einen kleinen Bruchteil des Virus enthalten, und zwar das Spike-Protein (S). Um Covid-19 auszulösen, muss sich SARS-CoV-2 vermehren und immer neue Zellen infizieren. Und um sich zu vermehren, also infektiöse Partikel (Virionen) herzustellen, brauchen Viren alle ihre Proteine […] und ihr vervielfältigtes Erbgut, all dies ist im Impfstoff aber nicht enthalten.“

Es ist zudem möglich, sich mit dem Virus SARS-CoV-2 zu infizieren und krank zu werden, obwohl man bereits die erste Impfdosis erhalten hat. Die Schutzwirkung der Impfung tritt laut Robert-Koch-Institut erst etwa zehn Tage nach der ersten Impfdosis ein. Für einen kompletten Schutz seien bei dem Pfizer/Biontech-Impfstoff zwei Impfdosen im Abstand von mindestens drei Wochen nötig, bei dem Impfstoff von Moderna von vier Wochen.  

Ein Zusammenhang zwischen einem positiven Test und einer mRNA-Impfung ist ebenfalls extrem unwahrscheinlich. Auf der Webseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZGA) steht, es sei „nicht davon auszugehen, dass die Impfung mit mRNA-Impfstoffen wie dem von Biontech positive Testergebnisse bei Antigen-Schnelltests oder PCR-Tests hervorruft“. 

Zwar reagieren Antigen-Schnelltests tatsächlich auf Virusproteine. Aber die meisten in Deutschland verwendeten Antigen-Schnelltests nutzen laut BZGA dafür nicht das S-Protein, sondern das Nucleocapsid-Protein (N-Protein). „Selbst wenn der Antigentest das S-Protein nachweisen sollte, ist es sehr unwahrscheinlich, dass in der Schleimhaut des Nasen-Rachenraums nach Impfung eine ausreichende Menge an S-Protein vorliegt, um vom Antigentest erfasst zu werden.“

Auf der Webseite der BZGA wird erklärt, dass ein positiver Schnelltest nach einer Impfung folgende Ursachen haben könne: Entweder sei die geimpfte Person bereits vor der Impfung infiziert gewesen und befand sich in der Inkubationszeit (die durchschnittlich fünf bis sechs Tage dauert), oder die Person hat sich kurz nach der Impfung angesteckt.

Redigatur: Uschi Jonas, Till Eckert

Update, 22. Februar 2021: Wir haben eine siebte Behauptung eingefügt.