Nein – Die Studie von Dr. Jones beweist nicht, dass Chemotherapie Krebspatienten früher sterben lässt
Verschiedene Medien zitieren eine angebliche Studie um zu belegen, dass mehr Krebspatienten mit Chemotherapie sterben als ohne. Doch die Informationsquelle ist Jahrzehnte alt, in verschiedenen Artikeln werden Aussagen unterstellt, die bei der Quelle nicht zu finden sind.
Die Webseite „Dasperfektehaus.net“ veröffentlicht im Dezember 2017 und nochmal im April 2018 einen Beitrag mit dem Titel: „Erschreckende Studie: Krebspatienten sterben mit Chemotherapie schneller als ohne Behandlung“. Als Quelle nennt „Das perfekte Haus“ eine Studie von einem Dr. Jones. Derselbe Artikel erschien im Dezember auch auf der Webseite „Mutter Natur“.
Auch andere Webseiten zitieren die Arbeit des Dr. Hardin Jones, zum Beispiel „Erhöhtes Bewusstsein“ (Titel: „Berkley Professor: Menschen sterben nicht wegen dem Krebs! Menschen sterben wegen der Chemotherapie und den schrecklichen Schmerzen!“).
Die Artikel beziehen sich auf Hardin Jones Text „Demographic Consideration of the Cancer Problem“, erschienen 1956 im Magazin der New York Academy of Science. Jones war Professor für medizinische Physik an der Universität Berkeley und starb im Jahr 1978.
Die zitierte „Studie“ ist eigentlich ein Aufsatz. Darin fasst Jones verschiedene Beobachtungen von Ärzten zusammen, die Sterberaten von Krebspatienten notiert haben, und zwar zwischen den Jahren 1911 und 1943.
Falsche Zahlen
„Das perfekte Haus“ beruft sich auf den Aufsatz von Jones und schreibt: „Krebspatienten ohne Chemotherapie leben durchschnittlich noch 12,5 Jahre, mit Chemotherapie nur noch durchschnittlich 3 Jahre!“
Doch spezielle Zahlen nennt Jones nicht, er behauptet auch nicht, dass die geäußerten Annahmen bewiesen seien. Der Artikel auf „Das perfekte Haus“ stellt die Aussagen der vermeintlichen Studie also falsch dar.
Außerdem geht Jones in dem mehr als 60 Jahre alten Aufsatz gar nicht auf die Chemotherapie ein, die zu der Zeit noch in den Kinderschuhen steckt. Tatsächlich waren damals Sterberaten frustrierend, was unter anderem an der späten Erkennung von Tumoren lag und der geringen Entwicklung von Behandlungen.
Das erklärt Jones pessimistische Sicht auf die damaligen Therapien: „Es ist sehr wahrscheinlich, in Bezug auf die Lebenserwartung, dass die Überlebenschancen mit Therapie nicht besser sind als ohne Therapie, und es besteht die Möglichkeit, dass eine Therapie die Überlebenszeit verkürzen könnte.“
Aktuelle Studie belegt das Gegenteil
Eine Studie von 2017 hat nun gezeigt, dass Menschen, die Krebs mit alternativen Heilmitteln behandeln, früher sterben also die, die konventionelle Therapien nutzen. Neben der Chemotherapie gehören auch Bestrahlung, Operationen oder Hormonbehandlungen dazu.
Dass eine Chemotherapie Nebenwirkungen haben kann ist bekannt, manchmal wirkt sie auch nicht. Doch genau so bekannt ist, dass sie die Heilungschancen bei bestimmten Arten von Krebs erhöhen kann.
Die Chemotherapie ist ein beliebter Angriffspunkt von Alternativmedizinern. Die Webseiten, die Artikel zu dieser Studie veröffentlichen, beschreiben meist auch die Verbandelung zwischen Schulmedizin und Pharmaindustrie, die angeblich wollen, dass Menschen krank bleiben, um möglichst viel Geld einzunehmen. Auf ihren Seiten preisen sie hingegen alternative Heilmittel und Homöopathie an, die, wie die oben erwähnte Studie zeigt, das Überleben verkürzen kann. In den USA wird diese Bewegung „alt-med“ genannt.