Faktencheck

ARD blendet fiktive Hochrechnungen ein – es war ein Test für den Wahlabend

Ein Test der ARD für die Bekanntgabe der Wahlergebnisse der Bundestagswahl am Sonntag ging in der Sendung „Gefragt – gejagt“ schief. Für den Versuch hatte sich die ARD Hochrechnungsergebnisse ausgedacht, die versehentlich öffentlich ausgestrahlt wurden.

von Tania Röttger

ARD
Die Sendung „Gefragt – gejagt“ in der Mediathek: An dieser Stelle erschien bei der Fernsehübertragung das Banner mit den ausgedachten Hochrechnungen (Quelle: ARD / Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Ergebnisse der Bundestagswahl stehen schon fest, wie ein Laufband mit Hochrechnungen in einer ARD-Sendung beweise.
Bewertung
Falsch. Es handelte sich um einen technischen Test, die Wahlergebnisse waren von der ARD erfunden.

Kurz vor der Bundestagswahl geschieht der ARD ein Fehler. In einer Game-Show wurden für ein paar Sekunden vorläufige Wahlergebnisse am unteren Bildschirmrand eingeblendet. Bilder davon verbreiteten sich schnell auf Twitter und Facebook — und lösten Spekulationen darüber aus, ob die Ergebnisse der Bundestagswahl bereits „feststehen“ würden (zum Beispiel hier, hier, hier, hier und hier).

Es handelte sich dabei jedoch lediglich um einen Test des Senders, der aus Versehen ausgestrahlt wurde.

Pazderski verbreitet das Video auf Twitter
Georg Pazderski, Abgeordneter der Berliner AfD, erhebt Zweifel am rechtmäßigen Ablauf der Bundestagswahl (Quelle: Twitter / Screenshot am 25. September: CORRECTIV.Faktencheck)

Test in der ARD-Sendung „Gefragt – gejagt“ ging „versehentlich on air“

Schon kurz nach der Sendung meldete der offizielle Twitter-Account des Ersten (ARD), dass es sich bei dem Laufband um einen Test gehandelt habe, der mit fiktiven Hochrechnungszahlen versehentlich gesendet wurde.

ARD Tweet über den Fehler
Diesen Tweet veröffentlichte der offizielle Account der ARD am selben Abend und erklärte die Hochrechnungs-Panne bei „Gefragt – gejagt“ (Quelle: Twitter / Screenshot am 25. September: CORRECTIV.Faktencheck)

Die ARD-Pressestelle schrieb uns per E-Mail, dass der Test des sogenannten „Wahlcrawls“ – also der Einblendung am unteren Bildschirmrand – in Vorbereitung auf den Wahlsonntag eigentlich nicht gesendet werden sollte, „aufgrund einen eines Schaltfehlers aber on air ging“.

Tatsächlich gab es nach unseren Recherchen in einer Liste von Umfrageergebnissen bisher keine Umfrage, in der die Union 22,1 Prozent, SPD 22,7 Prozent, AfD 10,5 Prozent und die FDP 13,2 Prozent enthielten. Ein weiterer Hinweis dafür, dass die gezeigten Wahlergebnisse ausgedacht waren. Zudem waren Hochrechnungsergebnisse für die Linke, Bündnis 90/Die Grünen und Sonstige in der Test-Bekanntgabe nicht zu sehen.

Viele Medien berichteten über den Fehler der ARD, die Bild schrieb zum Beispiel zunächst: „TV-Panne: ARD zeigt Wahlhochrechnung schon jetzt“. Inzwischen heißt der Artikel: „Wahl-Laufband schon jetzt gezeigt: So reagiert die ARD auf die TV-Panne“. In der Mediathek ist die Folge von „Gefragt – gejagt“ ohne das Banner zu sehen.

Redigatur: Uschi Jonas, Sarah Thust