Dabei steht im Wahlprogramm der Grünen nicht, dass privates Feuerwerk verboten werden solle. Dort heißt es, man wolle „die Entscheidung darüber, ob und wie Feuerwerk im Einzelnen zu regeln ist, dahin geben, wo sie hingehört – vor Ort“.
Es stimmt zwar, dass die Grünen Feuerwerk nicht gut finden und es den Kommunen mit einem Antrag im Januar 2020 im Bundestag rechtlich leichter machen wollten, an bestimmten Orten Verbote auszusprechen. Das hat mit der Bundestagswahl aber wenig zu tun (der Antrag wurde außerdem Ende 2020 von allen anderen Parteien außer der Linken abgelehnt).
Es brauchte aber nur eine vermeintliche Kleinigkeit, um aus einem jungen Mann einen Online-Wahlkämpfer zu machen.
Instagram-Accounts machen Stimmung gegen bestimmte Parteien
Auf Instagram finden wir dutzende ähnlicher Accounts, die es sich zum Ziel gesetzt haben, nicht für, sondern gegen eine bestimmte Partei Stimmung zu machen. Darunter sind auch welche gegen die AfD und ein paar gegen „linksgrün“ oder Rot-Rot-Grün. Diffamierungen, Beschimpfungen, spöttische Memes, Desinformation, verkürzte Darstellungen und inhaltliche Kritik vermischen sich dort zu einem undurchsichtigen Gewirr.
Einer der erfolgreichsten Accounts, „Gegen die Grünen“, hat schon im Februar angefangen, Stimmung gegen die Partei zu machen. Anfang September hat er mehr als 91.000 Follower auf Instagram. Er verbreitet ebenfalls beleidigende Sprüche oder Falschaussagen über die Grünen und Annalena Baerbock, bezeichnet die Partei als „linksextremistisch“. In den vergangenen Monaten wurden die Beiträge und das Layout dort zunehmend professioneller. Wer hinter dem Account steckt, ist unklar. Eine Kontaktanfrage von uns wurde nicht beantwortet.
James Hawdon, Professor für Soziologie und Direktor des Zentrums für Friedensstudien und Gewaltprävention an der Virginia Tech University, sieht hier ein neues Phänomen. Er sagt, erstmals in der Geschichte gehe politische Desinformation von den Bürgern selbst aus. „Es kommt nicht von einer Regierung, sondern von den Bürgern, den politischen Gegnern. Und auch das kann durchaus verheerend sein.“