In eigener Sache

Konstruktiver Austausch – das war die erste CORRECTIV.Lokal Konferenz

Im Oktober trafen sich in Erfurt gut 215 Medienschaffende, um über die Branche und Zukunft von Lokaljournalismus zu diskutieren. Vor Ort herrschte nicht nur auf der Bühne, sondern auch bei Teilnehmenden ein konstruktiver und mutmachender Dialog.

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Lokaljournalismus lebt: Über 200 Medienschaffende von diversen Lokalmedien kamen in Erfurt zusammen, teilten Ideen und Inhalte sowie eine große Portion Freude und Motivation für die Zukunft. (Foto: CORRECTIV/Ivo Mayr)

Immer mehr Redaktionen müssen Angestellte entlassen, Auflagen werden heruntergefahren und Ausbildungsanbieter erhalten eine stetig schwindende Zahl an Bewerbungen. Diese Phänomene haben verschiedene Ursachen. Doch zwei prägnante Folgen: die Qualität und Vielfalt in der journalistischen Berichterstattung leidet – und das zulasten der Demokratie.

Deshalb hat sich CORRECTIV mit der ersten CORRECTIV.Lokal Konferenz für einen konstruktiven und motivierenden Dialog in der Branche und die Stärkung von (Lokal-) Journalismus insbesondere im deutschsprachigen Raum eingesetzt.

Regensburg gibt Hoffnung

Nach der Pre-Veranstaltung, einem Reporter Slam, haben sich gut 215 Medienschaffende aus verschiedenen Ecken Deutschlands und einige aus Österreich mittels 38 Sessions fortgebildet. Die Veranstaltungen waren in fünf Thementracks gegliedert und legten immer wieder den Fokus aufs Lokale: Hintergrund- und Investigativberichterstattung, Umwelt – Klima – Natur, Hands On, Zukunft des Lokaljournalismus sowie Demokratie und Medien.

Unter anderem wurden erstmals Ergebnisse der Studie „Wüstenradar“ präsentiert, einem Kooperationsprojekt von Hamburg Media School, Transparency International Deutschland und Netzwerk Recherche. Die untersuchen den Wandel der Verbreitung von Lokaljournalismus bundesweit. In der Keynote zur Konferenz zeigten Sabrina Maaß und Thomas Schnedler, wie unterschiedlich die Transformation vonstatten geht. Auf einer Karte zeigten sich zahlreiche Landkreise, in denen nur noch eine Lokalzeitung existiert. Anders in Regensburg: Dort hat sich das kleine Online-Medium Regensburg Digital mit investigativen Recherchen einen Namen gemacht. Als vor zwei Jahren die in Regensburg erscheinende Mittelbayerische Zeitung GmbH an die Mediengruppe Bayern verkauft wurde, nahm der Verleger des Straubinger Tagblatts der Mediengruppe Attenkofer diesen Schritt zum Anlass, mit einer neuen Zeitung zusätzlich in den Wettbewerb einzusteigen.

Rege Diskussionen rund um Landtagswahlen

In der Session rund um das Wahljahr 2024 wurde bewusst viel Raum zur Diskussion gelassen. Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für Politische Bildung, gab einen Impulsvortrag zum Zustand der Demokratie in Deutschland, dem eine rege Diskussion über den Umgang mit den anstehenden Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen, Brandenburg und der Europawahl innerhalb der Redaktionen folgte. Im Mittelpunkt stand dabei auch die aktuelle Meldung, dass Sarah Wagenknecht eine neue Partei gründen wird.

„Ob das ein guter Tag für die Demokratie ist, wird sich erst noch zeigen“, sagte Thomas Krüger in einem Videogespräch und verwies darauf, dass mit der neuen Partei eine Lücke in der deutschen Parteienlandschaft, der Linkspopulismus, geschlossen werden wird. „Möglicherweise wird es das Ende der Linkspartei bedeuten.“

Aussicht auf eine Wiederholung

Während der Tagung kam sowohl von Teilnehmenden als auch Dozierenden merklich positives Feedback. Insgesamt wurde ein konstruktiver und mutmachender Dialog geführt – und Freude über ein vielfältiges Programm geteilt, das sich an lokale Medienschaffende richtete.

Die Konferenz soll fortgesetzt werden. Die Chancen stehen gut, dass auch 2024 wieder Lokaljournalistinnen und -journalisten das Gelände der Universität Erfurt gestärkt und mit Überzeugung für den Wert ihrer Arbeit verlassen.