CORRECTIV.Ruhr

Stress im Endspurt der AfD in NRW

Unmittelbar vor der Landtagswahl am Sonntag haben mehrere Rücktritte hochrangiger Politiker die AfD in Köln in Aufruhr versetzt. Neben dem Vorstandssprecher und dessen Stellvertreter haben mehrere Beisitzer des Vorstandes ihre Ämter niedergelegt. Grund dafür unter anderem: Die Widersprüche zwischen Schein und Sein der AfD-Spitzenfrau Iris Dworek-Danielowski, über die wir vergangene Woche berichtet hatten.

von David Schraven , Marcus Bensmann

© Iris Dworeck-Danielowski | Screenshot AFD-NRW Kandidatenvorstellung

Die AfD in NRW erlebt im Endspurt ihres Wahlkampfes rund um ihren Spitzenkandidaten Marcus Pretzell heftige Rückschläge. Mit Vorsicht zu genießende Halbwahrheiten des Spitzenkandidaten Pretzell. In Essen und Bottrop kämpft die Partei mit Kandidaten, die mehr als zweifelhafte Finanzen haben. Der Wahlkampfauftakt in Essen war trotz Riesenaufgebot an Politprominenz ein peinlicher Reinfall. In Düsseldorf erschienen sogar nur rund 100 Zuschauer, um Marcus Pretzell und seine Frau Frauke Petry anzuhören.

Die Konflikte mit dem völkischen Flügel um Björn Höcke sorgen für einen Abschwung. Der frühere Berater von Frauke Petry, Michael Klonovsky, hat zudem die persönlichen Probleme des NRW-Spitzenkandidaten Pretzell in einer Charakterstudie zusammengefasst: „Pretzell ist eine Hochstaplerfigur, ein unseriöser Mensch mit krankhaftem Drang zur Intrige und zum Schüren von Konflikten, ein Hasardeur, der Verträge für unverbindlich und Versprechen für elastische Floskeln hält.“ Klonovsky hat Pretzell wegen nicht gezahlter Sozialabgaben angezeigt. Pretzell hält dagegen, Klonovsky habe nie für ihn, sondern für seine Frau, gearbeitet.

Nun hat sich unmittelbar vor dem Urnengang auch noch der AfD-Vorstand in Köln zerlegt. Grund ist erneut das Personal, mit dem die AfD in den Wahlkampf zieht. Der Vorstandssprecher Roland Quinten und dessen Stellvertreter, Rigobert Pilot, sind zurückgetreten. Dies hat Quinten gegenüber CORRECTIV.Ruhr bestätigt. Der ebenfalls zurückgetretene Beisitzer Helmut Waniczek ist öffentlich zurückgetreten.

Waniczek fasst die Lage in einem offenen Schreiben an seine Vorstandskollegen zusammen:

Er habe sich seit zwei Jahren dafür eingesetzt, die AfD zu einer konservativen, patriotischen Kraft in Deutschland zu machen. Stattdessen hätten viele andere AfD-Mitglieder die Partei für den eigenen Aufstieg genutzt. Zur Erinnerung: Ein Landtagsabgeordneter kann mit Einnahmen in Höhe von rund 500.000 Euro rechnen. Enttäuschte AfD-Mitglieder nennen die AfD in NRW unter Pretzell eine „Beutegemeinschaft“.

Nach Einschätzung von AfD-Beisitzer Waniczek hätten diese Karrieristen die Oberhand in der AfD-NRW übernommen. Konkret bezieht sich der Kölner AfD-Vorstand auf die Kölner AfD-Kandidaten für den NRW Landtag und auch zum Bundestag.

Vor allem die Kandidatur der Kölner AfD-Mitvorstandes Iris Dworek-Danielowski für den Landtag NRW sei für ihn untragbar, schreibt Waniczek.

Iris Dworek-Danielowski hatte früher eine Tätigkeit ausgeübt hatte, die in der vergangenen Woche für erhebliche Debatten, auch bei CORRECTIV, gesorgt hatte. Iris Dworek-Danielowski hatte sich später bei der AfD für eine konservative Familienpolitik eingesetzt und sich mit eben diesem Anspruch, für eine konservative Familienpolitik zu stehen, eine aussichtsreiche Position für den Einzug in den Landtag in NRW gesichert – ohne dabei ihre frühere Tätigkeit offen zu legen, obwohl die AfD dies von den Kandidaten gefordert hatte.

Waniczek schrieb, schon damals hätten einige Mitglieder des Vorstandes der Kölner AfD versucht, Iris Dworek-Danielowski zum Rücktritt zu bewegen, weil sie eine Vergangenheit in der PDS, der Vorgängerpartei der Linkspartei, hatte. Doch dies hätten parteiinterne Machtstreitigkeiten verhindert.

Waniczek schrieb, er habe für sich den Entschluss gefasst, nicht mit Iris Dworek-Danielowski zusammenarbeiten zu wollen und deshalb sein Amt als Beisitzer des Kreisvorstandes Köln niedergelegt.

Andere Medien bringen bislang wenig über die Kölner AfD-Rücktritte unmittelbar vor der Landtagswahl. Dies liegt unter anderem daran, dass eine eng mit der AfD kooperierende Rechtsanwaltskanzlei versucht, Meldungen über die Vergangenheit von Iris Dworek-Danielowski juristisch zu unterdrücken. Die Wahrheit soll nicht bekannt werden.