Teaser Bild des CORRECTIV Spotlight Newsletters

falls Sie es nicht sowieso schon längst getan haben, möchte ich Ihnen heute besonders ans Herz legen, sich die Recherche „Zwischen Asphalt und Beton“ unseres Klima-Teams anzuschauen, die vor ein paar Tagen erschienen ist und in der es viele interaktive Elemente zum Anklicken gibt. Unsere Reporterin Katarina Huth und unser Datenjournalist Max Donheiser haben sich mehrere Monate in Satellitendaten eingegraben – und konnten so auf den einzelnen Stadtteil heruntergebrochen zeigen, wo genau Leipzig, Hamburg und Stuttgart mit Asphalt zugegossen sind. 

Weil wir ja CORRECTIV sind, reicht uns die Online-Veröffentlichung nicht. Ab morgen sind wir mit unserer Recherche live in Leipzig – mit einem riesenhaften Teppich. Mehr dazu im Thema des Tages. Außerdem im Spotlight: Can Dündar, der bekannteste türkische Exiljournalist und Chef des bei uns angedockten Mediums Özgürüz, ordnet in der Werkbank ein, was der Tod des wichtigen Erdogan-Widersachers Gülen für die Machtverhältnisse um Land heißt.

Gestern am späten Nachmittag kam der Teppich nun in Form von sechs fetten Rollen bei uns in der Redaktion an, und unsere Event-Managerin Johanna Schwab, die ebenfalls schon seit Monaten plant (und unter anderem wochenlang mit der Leipziger Stadtverwaltung darüber verhandelt hat, an welchem Platz wir unsere interaktive Ausstellung machen dürfen) brauchte dringend Hilfe: „Wer kann mir helfen, das Riesending zu tragen?“

Was es mit dem Teppich auf sich hat: 
Der Teppich ist im Grunde ein riesiger Stadtplan von Leipzig. Die Besucherinnen und Besucher können darauf herumlaufen und an verschiedenen Stationen mehr darüber erfahren, warum welche Plätze zu-asphaltiert sind. Morgen Nachmittag gibt es außerdem eine Podiumsdiskussion vor Ort am Nikolaikirchhof, mit Bürgermeister Heiko Rosenthal. Mehr dazu steht hier.

Warum überhaupt ein Teppich?
Wir finden, dass es heute nicht mehr ausreicht, wenn investigative Recherchen einfach nur als langer Text auf einer Internetseite oder in einer Zeitung stehen. Wir wollen dort hin gehen, wo die Menschen sind, um sie mit unseren Recherchen auch erreichen zu können. Zum Beispiel wie in diesem Fall auf die Straße und zu Instagram.

Recherche: Haftbedingungen in der Schweiz
Repetitive Arbeiten, mangelnde Gesundheitsversorgung. Ein Jahr lang hat das Reflekt mit dem Recherchekollektiv WAV verfolgt, wie Schweizer Gefangene leben und wo der Strafvollzug seinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht wird.
reflekt.ch

So geht’s auch
Viele deutsche Innenstädte geben mittlerweile ein trauriges Bild ab. Im Kampf gegen den Leerstand in ihrem Ort haben manche Menschen aber noch nicht aufgegeben. Welche innovativen Ideen in Brandenburg schon umgesetzt wurden, lesen Sie hier.

Fundstück
Die Auswirkungen der Klimakrise sind hier besonders spürbar: Das Dorf Newtok in Alaska muss in Gänze umsiedeln. Das schützende Meereis schmilzt und immer stärker werdende Stürme verwüsten das Gebiet.
n-tv.de


Gülen erlangte während des Kalten Krieges in den sechziger Jahren in der antikommunistischen Bewegung an Bedeutung. Mit der Unterstützung der rechtsgerichteten Politik baute er eine effektive Gemeinde auf. Während das Militär ihn als Islamisten beschuldigte, versuchten Politiker, von seinem breiten Netzwerk und seiner Anhängerschaft zu profitieren. Erdoğan war einer von ihnen. Seine Zusammenarbeit mit Gülen öffnete ihm die Türen zur Macht. Im Gegenzug gab er Gülen die Möglichkeit, sich in der Bürokratie, Justiz, Armee, Polizei, Wissenschaft und Medien zu organisieren. Während seine Karte in der Türkei jede Tür öffnete, bildete die Bewegung mit den von ihr weltweit gegründeten Schulen neue Kader aus. 

Die „Win-Win“-Kooperation zwischen den beiden verwandelte sich 2011 in einen Machtkampf. Der Bürgerkrieg begann mit Erdoğans Versuch, die Gülen-Schulen zu konfiszieren, und eskalierte, als beide Seiten begannen, ihre Archive über den jeweils anderen zu öffnen. Da er glaubte, dass Gülen hinter dem Putschversuch von 2016 steckte, startete Erdoğan eine Jagd und säuberte die von ihnen eingesetzten Kader.

An der heutigen Ausgabe haben mitgewirkt: Till Eckert, Bianca Poersch, Elena Schipfer, Finn Schöneck