Faktencheck

Wurde ein Pharma-Milliardär wegen Verschwörung angeklagt?

Laut der Webseite „News-for-friends.de“ soll ein „Großer Pharma-Milliardär“ in den USA wegen „Verschwörung und Bestechung von Ärzten“ verhaftet und angeklagt worden sein. In dem Bericht gibt es allerdings Fehler.

von Marta Orosz

In den USA spricht man mittlerweile über eine Opioid-Epidemie: Vor allem fentanylhaltige Betäubungsmittel führten in den vergangenen Jahren immer öfter zur Überdosis.© Jonathan Perez on Unsplash

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Die Kernaussage des Artikels ist richtig. Die fehlerhafte Aussagen stammen höchstwahrscheinlich von der automatisierten Übersetzung.

In der Einleitung des Artikels vom 22. April 2018 schreibt „News-for-friends.de“, der Gründer und Besitzer von Insys Therapeutics sei verhaftet worden, „weil er ein kriminelles Drogenkartell geführt hat.“

Inhaltlich entspricht der Artikel zum Großteil der offiziellen Meldung des US Justizministeriums zu dem Fall. Einige Angaben sind allerdings falsch, was höchstwahrscheinlich der automatisierten Übersetzung geschuldet ist.

Zum Beispiel soll das US-Justizministerium John Kapoor „beauftragt“ haben – allerdings wurde er nicht beauftragt, sondern verhaftet. Kapoor ist der Pharma-Milliardär aus dem Titel.

Der deutschsprachige Artikel auf der Webseite „News for Friends“ ist eine Übersetzung eines Textes der englischsprachige Webseite „Urhealthguide.com“.

Drogenkartell? Vorschwörung?

Kapoor soll Ärzte bestochen haben, damit sie ein Fentanyl-Produkt des Unternehmens verschreiben. Fentanyl ist ein Opioid und steht gerade im Fokus der USA, denn es macht stark abhängig. 2016 sind dort laut US-Justizministerium 20.000 Menschen an einer Überdosis Opioide gestorben.

Laut „News for Friends“ wird Kapoor Verschwörung vorgeworfen. Allerdings kommt das Wort „Verschwörung“ von einem juristischen Begriff, der im Englischen existiert, im Deutschen jedoch nicht. Vergleichbar wäre der Straftatbestand „Versuch der Beteiligung“, nämlich wenn ein Verbrechen geplant wurde. So soll Kapoor tatsächlich Ärzte bestochen haben, damit sie ein Medikament seines Unternehmens verstärkt verschreiben.

In der offiziellen Meldung des US-Justizministeriums stehen folgende Anklagen gegen Kapoor: Komplott/ kriminelle Geschäfte („RICO conspiracy“), andere Straftaten, wie Post- und Bankbetrug, sowie Komplott zum Missbrauch des Anti-Kickback-Gesetzes, dabei geht es um versteckte Provisionen.

Von einem „Drogenkartell“ ist keine Rede. Der Begriff „Drogenkartell“ kommt wohl von der fehlerhaften Übersetzung des englischen Wortes „drug“: Hier geht es aber nicht um Drogen, sondern um Medikamente. Die Kartellbildung steht ebenfalls nicht in der Anklage des US-Justizministeriums.

Falsche Statistik

Auch die Zeitangaben im Artikel sind ungenau: Die Meldung datiert die Verhaftung einfach auf Donnerstag – ohne genau zu sagen, um welches Datum es geht. Die Behörden verhafteten Kapoor am 26 Oktober 2017.

„News for Friends“ behauptet in einem ihrer Sätze in schwer verständlichem Deutsch: „Addictive Drogen, die Opioide einschließen, wissen wir, behaupten allein in den Vereinigten Staaten über 64.000 Leben pro Jahr.“

Die Behauptung, es gäbe jährlich 64.000 Tote durch suchterzeugenden Drogen in den USA, ist falsch. Die Zahl von 64.000 bezieht sich laut der Datenbank des US-Gesundheitsministeriums lediglich auf das Jahr 2016.