Faktencheck

Erneut gefälschter Spiegel-Artikel über angebliche Verdrängung durch Migration in Umlauf

Ein Artikel des Spiegels, in dem es um die Verdrängung Deutscher durch Migrantinnen und Migranten geht, ist gefälscht. Es ist nicht das erste Mal, dass mit gefälschten Nachrichtenseiten Propaganda gemacht wird.

von Steffen Kutzner

Spiegel Gebäude mit Schriftzug
Gefälschte Nachrichtenseiten sind seit einem Jahr ein größer werdendes Problem. In diesem Jahr ist es bereits mindestens der vierte gefälschte Spiegel-Artikel, der kursiert. (Symbolbild: Joko / Bildagentur-Online / Picture Alliance)
Behauptung
Beim Spiegel sei am 14. August 2023 ein Artikel zur angeblichen Verdrängung Deutscher durch Migranten erschienen.
Bewertung
Manipuliert. Der Artikel ist nie beim Spiegel erschienen. Der Beitrag imitiert die echte Webseite.

Erneut kursiert eine gefälschte Version einer Nachrichten-Webseite: Dieses Mal handelt es sich um einen angeblichen Artikel des Spiegels mit dem grammatikalisch falschen Titel „Deutschen [sic] werden durch Migranten immer weiter verdrängt“. 

Hinter dem Artikel steckt offensichtlich rechtspopulistische Propaganda. Das geht aus dem Text selbst hervor, in dem es heißt: „Über 23 Prozent der Deutschen sind inzwischen bereit, [die AfD] zu wählen – trotz massiver Propaganda gegen sie und trotz der Versuche der Regierung, die AfD zu verbieten. Schließlich wissen wir alle sehr gut, wer wirklich bereit ist, die nationalen Interessen Deutschlands zu verteidigen und für unseren Wohlstand zu sorgen.“ 

Dieser gefälschte Artikel soll vom Spiegel stammen, enthält aber neben einem grammatikalisch falschen Titel auch auffällig propagandistische Äußerungen zur AfD (Quelle: Spiegel.ltd; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Eine Google-Suche nach dem Titel, die auf die Webseite des Spiegels beschränkt ist, führt zu keinen Ergebnissen. Dasselbe gilt für eine Suche mit Stichworten, etwa dem Wort „verdrängt“, auf der Webseite des Mediums. Damit ist klar, dass der Spiegel diesen Artikel nie veröffentlicht hat. 

Auch die URL des gefälschten Artikels zeigt, dass es sich um eine Imitation handelt: Statt der üblichen Adresse spiegel.de, lautet die Adresse der Fälschung spiegel.ltd. Klickt man auf eine der Seitenfunktionen (Menü, verlinkte Artikel, Login) im gefälschten Artikel, wird man jedoch zur echten Spiegel-Seite weitergeleitet.

Fake-Nachrichtenseiten sind russische Propaganda

Diese gefälschten URLs sind nicht neu, sondern eine alte Masche, mit der immer wieder Desinformation gestreut wird, etwa im April 2023, im August 2023 und im September 2023. Auch Seiten von anderen Medien werden nach diesem Prinzip gefälscht. Wir berichteten bereits im Herbst 2022 über die angeblichen Nachrichtenseiten, deren Spur nach Russland führt.

Wie Sie herausfinden können, ob eine Webseite seriös ist, haben wir hier ausführlich beschrieben.

Redigatur: Viktor Marinov, Matthias Bau

CORRECTIV im Postfach
Lesen Sie von Macht und Missbrauch. Aber auch von Menschen und Momenten, die zeigen, dass wir es als Gesellschaft besser können. Täglich im CORRECTIV Spotlight.