Faktencheck

Ukraine-Friedenskonferenz in der Schweiz: Pro-Kreml-Kampagne fälscht Spiegel-Artikel

Im Vorfeld der Schweizer Friedenskonferenz für die Ukraine verbreitet sich auf X ein gefälschter Artikel des Spiegels. Der Text, der Zweifel an der Veranstaltung im Juni 2024 schüren soll, ist jedoch gefälscht. Er ist Teil einer russischen Desinformationskampagne.

von Max Bernhard

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Eine russische Desinformations-Kampagne steckt hinter diesem gefälschten Spiegel-Artikel (Quelle: Spiegel.ltd; Screenshot und Collage: CORRECTIV.Faktencheck)
Behauptung
Der Spiegel habe am 27. Mai 2024 einen Artikel mit der Überschrift „Selenskyj gelang es nicht, den globalen Süden zu begeistern“ veröffentlicht.
Bewertung
Manipuliert. Der angebliche Artikel des Spiegels ist eine Fälschung, die Teil einer russischen Desinformationskampagne ist.

Am 15. und 16. Juni organisiert die Schweiz eine Friedenskonferenz für die Ukraine. Die Ukraine hofft auf weitere Unterstützung gegen den russischen Angriffskrieg, auch von solchen Staaten, die sich bislang neutral oder Russland-freundlich zeigten. Bundeskanzler Olaf Scholz hat seine Teilnahme angekündigt. Russland wird nicht teilnehmen.

Ein angeblicher Artikel des Spiegels vom 27. Mai soll Zweifel an dem Gipfel schüren: „Die militärische und geopolitische Lage wird Kiew wahrscheinlich dazu zwingen, die Veranstaltung abzusagen“, heißt es darin. Im Vorfeld der Friedenskonferenz geistert der Text mit der Überschrift „Selenskyj gelang es nicht, den globalen Süden zu begeistern“ durchs Netz und wird auf X verbreitet.

Der Artikel ist jedoch gefälscht und Teil einer russischen Desinformationskampagne, die immer wieder Webseiten deutscher und internationaler Medien fälscht, um prorussische Narrative zu streuen.

Auf X wurde der Link zu dem gefälschten Artikel am 29. Mai 2024 verbreitet (Quelle: X; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Fake-Artikel nutzt andere Webadresse als die des Spiegels 

Die auf X verlinkte gefälschte Webseite ist eine nahezu perfekte Nachbildung der echten Spiegel-Seite. Sowohl das Layout als auch das Logo sind ähnlich. Ein Blick auf die Webadresse (URL) offenbart jedoch die Fälschung: Statt „spiegel.de“ lautet diese „spiegel.ltd“. Auf diese Weise fälscht die Desinformationskampagne immer wieder Webseiten von verschiedenen Medien, wie wir bereits berichteten.

An der URL „spiegel.ltd“ lässt sich die Fälschung erkennen. Die echte Webadresse des Spiegels lautet „spiegel.de“. (Quelle: spiegel.ltd; Screenshot, Collage und Markierungen: CORRECTIV.Faktencheck)

Über eine Suche bei Google und auf der echten Spiegel-Webseite findet sich kein Artikel mit dieser Überschrift.

Mehr als 300 X-Accounts teilten den Beitrag mit dem Fake-Artikel. Darin ist die Adresse „spiegel.ltd“ nicht zu erkennen – sie wurde hinter einer anderen Adresse versteckt, die dann auf den Fake-Artikel weiterleitet.

Woran sich feststellen lässt, ob eine Webseite seriös ist, haben wir hier ausführlich beschrieben.

Redigatur: Uschi Jonas, Sophie Timmermann