Hintergrund

Satire wird falsch verstanden: Bei angeblicher Chemikalie in Chemtrails handelt es sich um Wasser

Seit Jahren kursiert eine populäre Verschwörungstheorie, laut der Flugzeuge Chemikalien in die Atmosphäre sprühen. Auf Facebook wird behauptet, der Stoff sei nun als Dihydrogenmonoxid identifiziert worden. Es handelt sich dabei jedoch lediglich um eine umständliche chemische Bezeichnung für Wasser. Nicht alle verstehen den Witz.

von Steffen Kutzner

Flugzeug hinterlässt Kondensstreifen am Himmel, keine Chemtrails
Gewöhnliche Kondensstreifen werden von manchen Verschwörungsgläubigen als Chemtrails interpretiert. Kondensstreifen bestehen vor allem aus Wasserdampf. (Symbolbild: Pixabay / Imagii)

Dihydrogenmonoxid: So soll laut eines abfotografierten Zeitungsberichts die Substanz heißen, die in Chemtrails nachgewiesen worden sei. Hinter dem Begriff Chemtrails steckt der bekannte Verschwörungsmythos, dass von Flugzeugen verursachte Kondensstreifen am Himmel eigentlich schädliche Chemikalien seien. Diese sollen angeblich Menschen krank machen oder das Klima beeinflussen. 

Die Chemikalie sei „allgegenwärtig“ und habe sich bereits „im menschlichen Körper auf bis zu 70 Prozent angereichert“, heißt es in dem Artikel. Dass es sich dabei um Satire handelt, haben einige Menschen auf Facebook, wo das Foto des Artikels verbreitet wird, offenbar nicht bemerkt. Sie kommentieren: „Die kriegen die Menschen schon noch krank, selbst die mit der möglichst gesündesten Ernährung“ oder „Als ich vor über 20 Jahren davon das erste Mal gehört hatte, wurde man nur mitleidig ausgelacht, so als würde man von einer UFO-Sichtung berichten. So ändern sich die Zeiten.“

Ein Facebook-Beitrag verbreitet diesen vermeintlichen Zeitungsbericht. Es handelt sich um nicht gekennzeichnete Satire. (Quelle: Facebook; Screenshot: CORRECTIV.Faktencheck)

Zwei Teile Wasserstoff, ein Teil Sauerstoff: Witz mit Dihydrogenmonoxid ist bereits Jahre alt

Dihydrogenmonoxid ist lediglich eine umständliche chemische Bezeichnung für Wasser, worauf auch viele der Kommentare hinweisen. Der Witz ist nicht neu: Am 1. April 2017 veröffentlichte Wetter Online einen inzwischen nicht mehr verfügbaren satirischen Beitrag mit derselben Pointe. Der Beitrag habe damals heftige Reaktionen ausgelöst, wie Welt zwei Tage später schrieb. Das auf Facebook verbreitete Bild findet sich auch in älteren Beiträgen, etwa von August 2021. Wo und mit welcher Intention der Beitrag ursprünglich abgedruckt wurde, ist unklar.

Immer wieder verbreiten sich vermeintliche Belege für Chemtrails, über die wir in der Vergangenheit mehrfach berichteten. Dass es „keinerlei wissenschaftliche Belege“ für Chemtrails gibt, hatte das Umweltbundesamt bereits 2011 dargelegt. Auch im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt seien die beschriebenen Phänomene nicht bekannt, obwohl das Institut seit Jahren Emissionen im Luftverkehr misst.

Redigatur: Sophie Timmermann, Viktor Marinov